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„Es sieht wirklich schlecht aus“Nordkorea befindet sich am Rande einer Katastrophe

Nordkoreas Diktator Kim Jong-un ist am 16. Mai im Staatsfernsehen zu sehen: Millionen Menschen sind in dem Land bereits an Covid-19 erkrankt. Expertinnen und Experten befürchten eine Katastrophe.

Nordkoreas Diktator Kim Jong-un ist am 16. Mai 2022 im Staatsfernsehen zu sehen: Millionen Menschen sind in dem Land bereits an Covid-19 erkrankt. Expertinnen und Experten befürchten eine Katastrophe.

Expertinnen und Experten befürchten: Das isolierte Nordkorea steht am Rande einer Covid-Katastrophe, wenn nicht schnell Maßnahmen ergriffen werden. Die Zahl der an „Fieber“ Erkrankten ist Berichten zufolge bereits auf mehr als 1,7 Millionen gestiegen.

von Martin Gätke  (mg)

Am Mittwoch (18. Mai) meldete Nordkorea einen weiteren gewaltigen Anstieg neuer Fälle von dem, was die Propaganda von Kim Jong-un als „Fieber“ bezeichnet. Knapp eine Woche nach der ersten offiziellen Bestätigung eines Corona-Ausbruchs in dem Land schießen die Zahlen in die Höhe: Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete innerhalb von 24 Stunden 232.880 neue Fälle von Fieber und sechs weitere Todesfälle.

Insgesamt zählen Behörden inzwischen mehr als 1,7 Millionen Patienten mit Symptomen und 62 Todesfälle. Dass sie wirklich an Corona erkrankt sind, ist schwer zu bestätigen. Es gibt noch keine Erklärung von offizieller Seite dafür.

Meldet Nordkorea absichtlich weniger Corona-Fälle?

Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch wesentlich höher liegt als die bislang genannte Zahl, da das Land über kaum Testkapazitäten verfügt. Einige Beobachterinnen und Beobachter spekulieren gar, dass die Behörden absichtlich zu wenig Fälle gemeldet hätten.

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Am vergangenen Donnerstag hatte Nordkorea den Notstand ausgerufen, Kim Jong-un ordnete den landesweiten Lockdown an. Ausländische Hilfsangebote wurden bislang nicht angenommen.

Kim Jong-un: „Nordkorea steht am Rande einer Katastrophe“

Das Land stehe am Rande einer Katastrophe, warnen Expertinnen und Experten im britischen „Guardian“. Es wird angenommen, dass das Regime die Bevölkerung bislang nicht geimpft hat und auch keinen Zugang zu Medikamenten hat, die in anderen Ländern schon längst zur Behandlung von Covid-19 eingesetzt werden.

Zudem haben die Krankenhäuser in dem Land nur wenig Ressourcen für intensivmedizinische Behandlungen, um besonders schwere Fälle zu behandeln. Die weit verbreitete Unterernährung der 26 Millionen Menschen habe sie zudem wesentlich anfälliger für schwere Krankheitsverläufe gemacht als anderswo.

Nordkorea kämpft gegen Corona: „Es sieht wirklich schlecht aus“

„Es sieht wirklich schlecht aus“, wird Owen Miller zitiert. Er ist Dozent für Koreanistik an der School of Oriental and African Studies der London University. „Die Menschen sehen sich einer völlig zügellosen Ausbreitung von Omikron ausgesetzt, ohne Schutz durch Impfstoffe, ohne viel – wenn überhaupt – Immunität in der Bevölkerung und ohne Zugang zu den meisten Medikamenten.“

„Wir sprachen von einer Sterblichkeitsrate von 0,1 Prozent für Omikron in Südkorea, aber diese wird in Nordkorea deutlich höher sein und möglicherweise sogar 1 Prozent erreichen“, sagte Jung Jae-hun, Professor für Präventivmedizin an der Gachon University, dem „Guardian“.

Jegliche Hilfsangebote von außen seien mit Schweigen quittiert worden. Die Fachleute befürchten, dass Kim Jong-un bereit sein könnte, eine große, „noch akzeptable“ Zahl von Neuinfektionen und Todesfällen hinzunehmen – um zu vermeiden, dass sich andere Länder einmischen.

Kim Jong-un: „Lebenselixier“ soll die Menschen retten

Seitdem der Notstand in der vergangenen Woche ausgerufen wurde, hat Nordkoreas Propagandamaschinerie das Virus als Feind dargestellt, der vor allem durch Abriegelung, Quarantäne und Wachsamkeit besiegt werden könne. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hat über die Lieferung von nicht näher beschrieben Medikamenten berichtet und sie „Lebenselixier“ genannt, sie seien etwa an Apotheken durch medizinische Einheiten der Armee geliefert worden.

Ein Regierungsmitglied erklärt außerdem, dass viele Menschen weiter normal in die Fabriken arbeiten gehen würden. „Die Behörden wollen keine Arbeitsunterbrechung. Die Leute bekommen Fieberkontrollen, wenn sie zur Arbeit gehen oder von der Arbeit kommen.“ Der Beamte sagt, die Menschen seien viel mehr besorgt darüber, nicht mehr arbeiten zu können als sich mit Covid-19 zu infizieren. „Sie machen sich Sorgen, wie sie sonst überleben sollen.“