Hier entscheidet sich GegenoffensiveUkraine bricht durch – Soldaten schon hinter Putins „Drachenzähnen“

Ukrainische Einheiten schaffen es hinter die russische „Surowikin-Linie“. Unser Foto zeigt Soldaten in einem Schützengraben nahe der Front in Saporischschja.

Ukrainische Einheiten schaffen es hinter die russische „Surowikin-Linie“. Unser Foto zeigt Soldaten in einem Schützengraben nahe der Front in Saporischschja.

In der Südukraine wird aktuell das Schicksal des Sommerfeldzugs entschieden, ukrainische Truppen setzen Putins Armee immer weiter unter Druck. Offenbar haben es einzelne Einheiten bereits hinter die russische „Drachenzahn“-Linie geschafft.

von Martin Gätke  (mg)

Es war eine lang ersehnte Erfolgsmeldung: Die Ukraine hat Anfang der Woche das Dorf Robotyne im Süden des Landes befreit. Nun dringen die Streitkräfte weiter in Saporischschja vor, greifen russische Artillerie an. Einzelne Einheiten schaffen es scheinbar sogar hinter die massiven russischen Befestigungen.

Es geht nun gegen die russische Verteidigungslinie südlich und östlich von Robotyne. Innerhalb des Dreiecks aus diesem kleinen Dorf und den Ortschaften Werbowe und Nowopokrowka entscheidet sich derzeit das Schicksal des Sommerfeldzugs in der Südukraine.

Ukraine: Einheiten schaffen es hinter die „Surowikin-Linie“

Noch befindet sich das Dörfchen Werbowe weiterhin unter russischer Kontrolle. Doch ukrainische Truppen haben es offenbar geschafft, hinter die massiven Befestigungsanlagen zu gelangen.

Wie der US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) in seinem jüngsten Bericht mitteilt, sei es ukrainischen Einheiten gelungen, am 30. August hinter die Verteidigungslinie und in die Nähe von Werbowe zu gelangen.

Auf geolokalisierten Aufnahmen sei zu sehen, wie ukrainische Infanterieeinheiten am nordwestlichen Stadtrand von Werbowe zu sehen sind. Das könnte darauf hindeuten, wie geschwächt die russische Verteidigung in diesem Bereich ist. Allerdings sei laut ISW unklar, ob die Ukraine die Kontrolle über das Gebiet erlangen konnte oder ob es sich um eine Aufklärungseinheit handle, die es hinter die Verteidigung geschafft habe.

Parallel rückt die Ukraine auch auf Nowoprokopiwka vor und erweitert den Vorposten auch nach Süden. Putin hat in dem Bereich bereits Reserven an die Front verlegt, darunter offenbar eine der besten russischen Armeeformationen. Denn: Die Landbrücke zwischen Russland und der von ihr annektierten Krym steht auf dem Spiel.

Auf Twitter hat ISW eine Karte der Region gepostet – inklusive der russischen Verteidigungslinie:

Auf den Karten sind deutlich die massiven Feldbefestigungen zu sehen, die Russland errichtet hat, um die ukrainische Gegenoffensive zu stoppen. Wahre Bollwerke, die über Monate errichtet worden sind. Sie bestehen aus unzähligen Schützengräben, Bunkern und Panzersperren, auch „Drachenzähne“ genannt, die das Vorrücken mit Militärfahrzeugen so schwierig machen.

Nun scheint es den ukrainischen Truppen also bereits gelungen zu sein, die ersten Elemente der wichtigsten russischen Befestigungsanlagen, der Hunderte Kilometer langen „Surowikin-Linie“, zu durchbrechen. Noch allerdings, so heißt es in der ISW-Analyse weiter, beschränkt sich der Durchbruch auf einen kleinen Abschnitt in dem Gebiet.

Und während die Ukraine Putin im Süden vor allem zu Land gehörig unter Druck setzt, greift das Land auch weiter aus der Luft an. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums schoss die Flugabwehr in der Nacht zu Donnerstag über der annektierten Halbinsel Krym einen Marschflugkörper aus der Ukraine ab. Ebenso seien über dem Gebiet Brjansk an der Grenze zur Ukraine zwei Drohnen abgefangen worden. Zuvor hatte die Ukraine ihre bislang massivsten Drohnenangriffe geflogen und sechs russische Gebiete bis nach Moskau sowie die Krym attackiert.