Die Omikron-Variante breitet sich immer weiter in Deutschland aus, der jüngste Corona-Gipfel von Bund und Ländern sieht strengere Corona-Regeln erst nach Weihnachten vor. Nun traten Lauterbach und Wieler vor die Presse.
Lauterbach und WielerWarnung vor unvollständigen Corona-Zahlen – kommt die vierte Impfung?
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler und Kassenärzte-Chef Andreas Gassen sind am Mittwoch, 22. Dezemeber 2021, vor die Öffentlichkeit getreten und sprachen über die Pandemie-Entwicklung in Deutschland.
Die RKI-Pressekonferenz startete gegen 12.30 Uhr in Berlin. Die wichtigsten Inhalte haben wir in übersichtlichen Stichpunkten an dieser Stelle zusammengefasst:
- Erst ab April oder Mai 2022 gibt es laut Lauterbach einen speziellen Impfstoff gegen die Omikron-Variante
- Ohne Impfpflicht sieht Lauterbach aktuell keine Möglichkeit, weiter Corona-Wellen zu verhindern
- Eine vierte Impfung sei laut Karl Lauterbach ein durchaus denkbares Szenario - es könnte also ein Booster auf den ersten Booster folgen
- PCR-Tests sollen demnächst gefordert werden, wenn jemand aus einem Virus-Varianten-Gebiet einreist - das gilt beispielsweise für Lkw-Fahrer, die sich dann zweimal wöchentlich testen lassen müssen
- Thema Schnelltests: Lauterbach hat den Eindruck, dass qualitativ hochwertige Corona-Tests den „Markt dominieren“. Die gängigen Schnelltests seien auch bei der Omikron-Variante zuverlässig
- Thema Impfstoff Novavax: Eine spezielle Verteilung wird es nicht dafür geben. Lauterbach rechnet allerdings mit einer größeren Nachfrage von Novavax in Sachsen und Teilen von Bayern
- Wie zufrieden ist Wieler mit den beschlossenen Maßnahmen nach dem Corona-Gipfel? „Ob ich zufrieden oder unzufrieden bin, ist völlig irrelevant“, so Wieler
- Thema kritische Infrastruktur: Ab wann ist ein möglicher Kollaps zu befürchten? Lauterbach sagt, Vorbereitungen für Notfallpläne laufen, man hoffe es „noch abwenden zu können“
- „Das RKI gibt kontinuierlich Empfehlungen heraus“, so lautet die trockene Antwort Wielers auf die Frage, weshalb er vorm Corona-Gipfel massive Kontaktbeschränkungen gefordert hatte
- Ein Reporter spricht den Unmut der RKI-Forderung vor dem Corona-Gipfel an: Wie verärgert ist Lauterbach über Wielers Vorstoß? Lauterbach: „Das sind Interna - in meinem Haus gibt es keine Zensur, was Wissenschaft betrifft.“ Lauterbach stellt sich öffentlich hinter Wieler und das RKI: „Ich stehe zu Wieler, sonst säße er nicht hier“
- Lauterbach gibt bekannt: „Wir prüfen derzeit ein Impfregister“
- Gibt es eine ausreichende Versorgung mit Impfstoff in Deutschland? Für die nächsten drei Wochen gibt es laut Lauterbach 30 Mio. Moderna-Dosen. 25 Mio. Dosen Biontech sollen jetzt noch beschafft werden.
- Booster-Impfung für Kinder ist aktuell nicht zugelassen, sagt Lauterbach
- Nach den Statements von Wieler, Lauterbach und Gassen folgen die Journalisten-Fragen
- Laut Gassen ist Deutschland deutlich über dem Impfdurchschnitt in Europa: „Haben eine gute Chance mit der Booster-Kampagne“
- Gassen sagt: Das Impfziel in Deutschland sei realistisch
- Wieler appelliert an die Menschen in Deutschland, sie sollen ihre Kontakte reduzieren und Weihnachten nur im kleinen Kreis verbringen
- „Weihnachten soll nicht der Funke sein, der das Omikron-Feuer entfacht“, sagt Wieler
- „Die Situation wird sich in Kürze wieder verschärfen“, so Wieler über Omikron
- Wegen Omikron werden laut Wieler die Fallzahlen sehr bald wieder stark steigen - bisher sei unsicher, ob Omikron weniger krank mache
- „Kliniken und Intensivstationen sind noch immer am Limit“, sagt Wieler - es gebe pro Woche gut 2000 Corona-Tote in Deutschland.
- Wieler sagt: Eine Inzidenz von fast 300 bundesweit sei immer noch zu hoch, viele Kliniken seien am Limit. Durch die Omikron-Variante sei mit einer Infektionswelle mit noch nicht gesehener Dynamik zu rechnen, bekräftigte Wieler. In Deutschland seien bisher rund 540 Omikron-Fälle und rund 1850 Verdachtsfälle ans RKI übermittelt worden. Diese Daten seien überwiegend ein bis zwei Wochen alt.
- Lothar Wieler sagt: Die Corona-Zahlen werden während der Feiertage nur unvollständig abgebildet sein. Weniger Praxen sind am Arbeiten und Labore auch nicht alle besetzt (weniger Proben werden genommen) - deswegen werden vermeintlich niedrige Zahlen zu sehen sein
- „Viele Ungeimpfte sind keine Querdenker“, sagt Lauterbach und betont, auch sie schützen zu wollen.
- Vom 24. Dezember bis 9. Januar werden Sonn- und Feiertagsbudget beim Impfen gefahren: Es gibt dann laut Lauterbach 36 Euro, statt 28 Euro pro Impfung für den Arzt oder Apotheker
- Biontech-Impfstoff sei etwas knapper als der von Moderna - Lauterbach will 60 Millionen Booster-Impfungen erreichen
- Wirksamkeit des Boosters ist laut Lauterbach sehr gut und schnell: Schon eine Woche nach der Spritze tritt die Wirkung ein (schneller als bei Erst- und Zweitimpfungen). nach Booster-Impfung soll der Schutz bei über 90 Prozent liegen.
- In der Woche infizieren sich laut Lauterbach deutlich weniger Menschen als am Wochenende - das sei der Grund dafür gewesen, Clubs und Discotheken zu schließen
- Großes Problem ist laut Lauterbach jedoch die Omikron-Variante - sie gibt Anlass zum Handeln: „Das lässt sich nicht verhindern.“
- Lauterbach kommt direkt auf die Pandemie-Lage zu sprechen: Welle mit der Delta-Variante bekomme die Bundesrepublik in den Griff
Corona-Gipfel: Ärger um Forderungen des RKI?
Gab es Ärger wegen Forderungen des RKI? Während des Corona-Gipfels am 21. Dezember 2021 zur Corona-Krise hatte es zumindest Kritik an der Kommunikation des RKI gegeben. Die Behörde hatte kurz vor den Beratungen wegen der Omikron-Gefahr sofortige „maximale Kontaktbeschränkungen“ via Twitter gefordert. Karl Lauterbach sagte in der Schalte, es gebe keine wissenschaftliche Zensur, die Veröffentlichung sei jedoch „nicht abgestimmt“ gewesen. Das dürfe nicht passieren.
Der Expertenrat der Bundesregierung, dem auch RKI-Chef Lothar Wieler angehört, hatte am Wochenende eine Stellungnahme veröffentlicht, in der deutlich vager „gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen“ gefordert werden. Lauterbach selbst hatte einen Lockdown schon zu Weihnachten ebenfalls am Wochenende ausgeschlossen.