Weil die Politik Kosten durch Corona-Hilfen und den Verlust von Wählerstimmen befürchtet, wurde ein erneuter Lockdown immer wieder ausgeschlossen. Doch in Sachsen sieht das jetzt offenbar anders aus...
Lockdown nicht mehr ausgeschlossenKretschmer (CDU) redet Klartext bei Maybrit Illner
Dresden. Ist das Tabu-Thema der Politik gebrochen? Angesichts massiv steigender Corona-Infektionszahlen schließt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) auch einen neuerlichen Lockdown nicht mehr aus. Damit ist er wohl der erste Ministerpräsident, der in der Öffentlichkeit so weit geht.
Die 2G-Regel werde im Kampf gegen die aktuelle Corona-Welle nicht reichen, sagte er am Donnerstagabend, 11. November 2021, in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. „Wir müssen weitere Instrumente dazusetzen.“
Dazu gehöre etwa die geplante Wiedereinführung kostenloser Bürgertests für alle. Zudem müssten Arbeitgeber den Impfstatus von Beschäftigten abfragen und Tests anweisen können. Auch Kontaktbegrenzungen halte er für notwendig. Andernfalls könne die jetzige Situation in einer „humanitären Katastrophe“ enden.
Kretschmer geht mit seiner Lockdown-Aussage kein Risiko ein: In Sachsen wir 2022 kein neuer Landtag gewählt. Deswegen wird er vermutlich kaum Angst haben, Wählerstimmen zu verlieren.
Sachsen: Hier gilt die 2G-Regel bereits
In Sachsen gilt bereits seit Wochenbeginn in weiten Teilen des öffentlichen Lebens die 2G-Regel. Das heißt, nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt etwa zu Innengastronomie sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen.
Der Einzelhandel ist aktuell noch davon ausgenommen. Heißt: Einkaufen kann weiterhin jeder, egal ob geimpft oder ungeimpft. Kretschmer kritisierte das zögerliche handeln der Bundesregierung in Bezug auf die Verschärfung der Corona-Maßnahmen via Twitter am 11. November 2021: „Zugleich erleben wir ein schuldhaftes Zögern der Ampel, das die Dramatik der pandemischen Lage verkennt.“
Das geplante Auslaufen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite zum 25. November halte er in der jetzigen Situation für einen Fehler, betonte Kretschmer. Die derzeitige Variante des Coronavirus habe eine viel größere Kraft und Wucht als die Variante vor einem Jahr. Die vierte Welle stelle alles bisher Erlebte in den Schatten. (dok/dpa)