Mit einem skurrilen Motivations-Video haben CDU-Mitglieder ihren Kanzlerkandidaten Armin Laschet am Abend des TV-Triells angefeuert. Doch die Hauptfigur in „The Wolf of Wallstreet“ ist ein verurteilter Betrüger. Das Video erntet nun viel Kritik.
„Zur Not erzwingen wir es“Motivations-Video für Laschet setzt CDU unter Druck
Berlin. Am Rande des TV-Triells um die Kanzlerkandidaten hat die CDU ein skurriles Video gezeigt, um die Anhänger des Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet zu motivieren. Ein CDU-Mitglied postete das Video auf Twitter, löschte es kurz darauf aber wieder. Doch das Internet kennt kein Vergessen.
TV-Triell: CDU schießt mit Motivations-Video für Armin Laschet übers Ziel hinaus
Zugegeben: Die Stimmung im ARD-Hauptstadtstudio war ausgelassen. Parteikollegen der verschiedenen Kanzlerkandidatinnen und Kandidaten der Union, der SPD und der Grünen feuerten ihre Spitzenkandidatinnen an. Vor Ort hatten die beteiligten Parteien Bereiche für sich, in denen das TV-Triell auf Bildschirmen verfolgt, kommentiert und bejubelt wurde.
Und auch in der Parteizentrale der CDU, im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin, wurden die CDU-Mitglieder für Armin Laschet in Stimmung gebracht. Dabei schossen die Verantwortlich allerdings etwas über das Ziel hinaus – das finden zumindest viele Twitter-User.
CDU-Mitglied löscht Motivations-Video für Armin Laschet – doch zu spät
In dem Sozialen Netzwerk wurde das CDU-Motivations-Video von einem CDU-Mitglied, dem sächsischen Pressesprecher Paul Schäfer, gepostet. Dass die Bilder möglicherweise Kritik hervorrufen könnten, wurde dem Verantwortlichen offenbar schon bald bewusst. Denn kurz darauf wurde das Video bereits wieder gelöscht.
Das Internet vergisst bekanntlich nie. Auch in diesem Fall trifft dieser Satz zu. Denn inzwischen hatte der „Vice“-Journalist Felix Dachsel den Tweet samt Video bereits gespeichert und seinerseits auf seinem Twitter-Account gepostet.
CDU-Motivations-Video zeigt Szene aus Hollywoodfilm „The Wolf of Walstreet“
Zu sehen ist eine Szene aus dem Hollywoodfilm „The Wolf of Walstreet“. Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio stimmt seine Mannschaft in einer hochemotionalen Rede darauf ein, noch mehr Aktien zu verkaufen.
Was auf den ersten Blick ganz witzig erscheinen mag, gewinnt schon allein aufgrund der Geschichte des Films einen fahlen Beigeschmack. Denn „The Wolf of Walstreet“ basiert auf wahren Begebenheiten, Leonardo DiCaprio spielt darin den verurteilten Betrüger Jordan Belfort, der in den 1980er- und 1990er-Jahren Kleinanleger um Millionenbeträge gebracht hat.
CDU-Motivations-Video für Triell: „Ausgeschlumpft, lieber Olaf!“
Hinzu kommt: Die CDU-Anhänger hatten den Film keineswegs aus einer spontanen Laune heraus gespielt, sondern zuvor allem Anschein nach bearbeitet. So wurden die Untertitel des etwa 45-Sekunden-Clips verändert.
Statt des Originaltextes heißt es dort nun: „Und wir überholen die Sozen“. Am 26. September, also dem Tag der Bundestagswahl, heiße es dann: „Ausgeschlumpft, lieber Olaf!“, so die Untertitel der CDU.
Und weiter: „Lasst uns jetzt raus gehen und lasst uns die Leute mit Armin Laschet gemeinsam überzeugen. Und zur Not erzwingen wir es. Wir erzwingen es und liegen 100.000 Stimmen vorne.“
Scharfe Kritik an CDU-Motivations-Video für Armin Laschet
Statt der ohrenbetäubenden Jubelschreie der Mitarbeiter in dem Film, wird an dem CDU-Motivations-Video viel Kritik laut. Bereits nach wenigen Stunden wurde das Video bereits über 130.000 Mal aufgerufen. Der Kommentar „peinlich“ fällt in etlichen Kommentaren.
„Die Partei findet also einen Betrüger super, der Kleinanleger um 200 Mio. Dollar brachte“, kommentiert Bloger Thomas Knüwer. Autor Micky Beisenherz schrieb: „Tolle Botschaft auch für eine von Korruption geschüttelte Partei, ausgerechnet diesen Film zu zeigen, in dem es um strukturellen Beschiss geht.“
Aber auch der Satz „Zur Not erzwingen wir es“ stieß bei vielen Usern bitter auf. Manche zogen sogar den Vergleich zum ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump: „Sie wollen die demokratische Wahl zur Not erzwingen? So wie Trump?“ Wie Armin Laschet zu dem Video steht, ist unterdessen nicht bekannt, er hatte sich bislang noch nicht dazu geäußert. (jv)