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Nach Putins AnsageJunge Russen sorgen für Mega-Staus an den Grenzen – danach brechen sie zusammen

Putin macht mobil – und unzählige Russen haben keine Lust darauf, in seiner Armee gegen die Ukraine zu kämpfen. Sie fliehen – und sorgen für Mega-Staus an den Grenzen. Viele von ihnen brechen in Tränen zusammen.

von Martin Gätke  (mg)

Putin ruft zur Teilmobilmachung auf, 300.000 Reservisten sollen dazu aufgerufen werden, in der Ukraine in seinem Krieg zu kämpfen. Doch viele stimmen mit den Füßen ab – und fliehen aus ihrer Heimat.

In Scharen verlassen Männer im wehrfähigen Alter Russland, sie stürmen Flugzeuge und sorgen für riesige Staus an den Grenzübergängen verschiedener Nachbarländer.

Russland: Junge Männer fliehen, lange Schlangen an den Grenzen

An der südlichen Grenze zu Georgien etwa bildeten sich am Freitagmittag (23. September 2022) rund 15 Kilometer lange Autoschlangen laut dem russischen Online-Kartendienst Yandex, nahe der russischen Stadt Verkhnii Lars. Die Grenze zu Kasachstan sei laut „Welt“-Bericht dermaßen lang gewesen, dass viele ihre Autos verließen und zu Fuß weiterzogen.

Dutzende Flüge aus Russland – mit zu extrem hohen Preisen verkauften Tickets – mit jungen Männern an Bord flogen internationale, für Russen visafreie Ziele wie die Türkei, Armenien, Aserbaidschan an. Die Tickets mussten demnach für exorbitante Preise erstanden werden.

Viele junge Russen fliehen auch über die Grenze nach Finnland. „Es ist einfach verrückt. Alle meine Freunde sind in Gefahr“, sagte der Tontechniker Nikita (27) gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, Minuten nachdem er das nordische Land betreten hatte.

Russland: Junge Männer fliehen – und brechen an der Grenze in Tränen zusammen

„Es ist einfach verrückt. Ich bin nur für Freiheit, für ein Russland frei von Putin, Demokratie in Russland“, sagte er und brach in Tränen aus. Dutzende junge Männer brechen in Tränen zusammen, nachdem sie die Grenze überquert haben.

„Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir nicht gefragt worden, aber wir wissen nicht, was morgen passieren wird“, sagte ein russisches Paar (29 und 35 Jahre alt) gegenüber Reuters. „Wir unterstützen nicht, was jetzt passiert. Wir wollen kein Teil davon sein.“

Russland: Staaten haben entschieden, Russen abzuweisen

Doch für viele Russen könnte es schwer werden, in das Land einzureisen. Die finnische Regierung plant, alle Russen in den kommenden Tagen daran zu hindern, mit Touristenvisa einzureisen, sagte Außenminister Pekka Haavisto.

Alle Reisen würden gestoppt. Aus humanitären Gründen könnten Ausnahmen gelten, aber die Vermeidung der Wehrpflicht sei kein Asylgrund, sagte er. Der finnische Grenzschutz sagte, die Zahl der am Vortag eingereisten Russen sei mehr als doppelt so hoch gewesen wie in der Woche zuvor.

Nicht nur Finnland, auch andere Nachbarstaaten haben entschieden, Russen abzuweisen: Lettland, Litauen, Estland und Polen. Der lettische Außenminister Edgars Rinkevics erklärte dazu, viele der Flüchtenden seien damit einverstanden gewesen, Ukrainer zu töten. Dagegen hätten sie nicht protestiert.

Ukraine-Krieg: Nimmt Deutschland russische Kriegsverweigerer auf?

Auch in Deutschland wird mittlerweile darüber diskutiert, ob und wie man den russischen Männern helfen könne, die vor dem Krieg fliehen und sich dem Militärdienst entziehen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte, die Regierung wolle auf europäischer Ebene eine gemeinsame Linie für den Umgang mit den Kriegsverweigerern erreichen.

Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, wer sich „Putins Regime“ mutig entgegenstelle und sich dadurch in große Gefahr begebe, könne in Deutschland aufgrund von politischer Verfolgung Asyl beantragen.

Ähnlich äußerte sich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: „Deserteure, die von schweren Repressionen bedroht sind, erhalten in der Regel internationalen Schutz in Deutschland.“