Was seit Wochen befürchtet wird, scheint sich nun immer mehr abzuzeichnen: ein Angriff der Türkei auf Nord-Syrien. Erdogan hält dort bereits Gebiete besetzt, begründet dies mit Sicherheitsinteressen. Doch auf Absprachen mit Moskau kann er diesmal nicht setzen – Russland zeigt sich besorgt.
Türkei steht vor MilitäroffensiveAngriff von Erdogan scheint bevorzustehen – Russland besorgt
Bereits seit Wochen hat sich die Lage im Norden Syriens weiter zugespitzt: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht mit einem neuen Militäreinsatz, der könnte bis zu 30 Kilometer in das Nachbarland führen.
Anfang des Monats erklärte er, dass die Kurdenmiliz YPG aus den Orten Tall Rifat und Manbidsch vertrieben werden solle. Russland ist besorgt.
Im Norden Syriens scheint sich ein neuer Krieg anzubahnen
„Wir hoffen, dass Ankara auf solche Aktionen verzichtet, die zu einer gefährlichen Verschlechterung der ohnehin komplizierten Lage in Syrien führen“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, zu jener Zeit.
Russland äußerte Verständnis dafür, dass die Türkei ihre Sicherheit bedroht sehe, die Sicherheit in der Region sei aber am besten zu gewährleisten, wenn Einheiten der syrischen Regierung dort stationiert werden würden, hieß es aus Moskau weiter.
Wie die „Welt“ berichtet, stauen sich in den vergangenen Tagen die Straßen mit Geländewagen, die voll mit Kämpfern der Syrischen Nationalen Armee (SNA) sind. Sie zögen durch den Norden, skandierten „Gott ist groß“, man wolle „Stärke und Kampfbereitschaft“ zeigen, wird ein General zitiert.
Das zeigt: Die Lage ist brandgefährlich in der Region, es scheint sich ein neuer Krieg zusammenzubrauen.
Erdogan: Präsident hat im Mai Angriff in Nordsyrien angekündigt
Die einstigen syrischen Rebellen folgen den Befehlen von Erdogan, die radikalislamischen Gruppen waren schon in Libyen oder Bergkarabach sein Instrument. Auch in Nord-Syrien kämpfen sie für ihn, hier gegen die verhasste Kurdenmiliz YPG, die als Ableger der verbotenen PKK gilt.
Expertinnen und Experten vermuten, dass bald eine Invasion beginnen könnte, wie der Bericht nahelegt. Nachdem Erdogan den Angriff im Mai angekündigt hatte, hat er seine Absichten immer wieder bekräftigt. Bei türkischen Luftschlägen gab es bereits mehrere Tote, mehrere kurdische Stellungen wurden beschossen. Sein Plan: Eine 30-Kilometer-Sicherheitszone in Syrien entlang der türkischen Grenze.
Erdogan: Sein Angriff wäre ein Sicherheitsrisiko für den Iran
Wie gut wird der Plan gelingen? Während Russland 2018 ihm noch dabei half, Afrin zu erobern, hat sich die Lage nun für Erdogan geändert: Der Iran ist neben Russland ein wichtiger Verbündeter Baschar al-Assads, des Präsidenten von Syrien. Und für den Iran besteht ein Konflikt in der Region, die Erdogan angreifen will: Seine SNA würde bis auf wenige Kilometer an schiitische Ortschaften des Regimes heranrücken – also in Raketenreichweite.
Das wäre ein Risiko für den Iran. Nicht zuletzt, weil viele extrem radikale Sunniten in der SNA kämpfen, die die Schiiten als Kontrahenten sehen und schon zahlreiche Male gefoltert, entführt, ermordet haben, wie Menschenrechtsorganisationen anklagen.
Auch die kurdischen Milizen sollen vom Iran unterstützt werden. In einem Interview mit einer arabischen Zeitung habe dem Bericht nach auch Assad angedeutet, dass Syrien sich gegen eine „türkische Aggression“ verteidigen würde – das könnte mit dem Verbündeten Iran geschehen. Würde Erdogan seine Invasion durchführen, könnte das gefährliche Folgen für die Region haben, er hätte einen mächtigen Feind.