Es sind furchtbare Szenen, die sich in der vergangenen Woche in der belagerten Stadt Mariupol abspielen: Putin lässt ein Krankenhaus und eine Entbindungsstation bombardieren. Das Foto einer verletzten Schwangeren, die aus dem Gebäude getragen wird, geht um die Welt. Jetzt wird ihr trauriges Schicksal öffentlich.
Sie rief „Tötet mich“Furchtbares Schicksal der Schwangeren aus Mariupol kommt ans Licht
Das Bild fängt das Leid und das Chaos während des Krieges in der Ukraine ein. Eine Szene, die beklemmender kaum sein kann: Eine blasse, schwangere Frau liegt auf einer Krankentrage, während sie ihren Bauch umklammert. Die Erde, die Bäume, die Ruine des Krankenhauses, in dem sie eben noch lag, alles qualmt.
Das Foto wurde von einem Fotografen der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) gemacht, kurz nachdem die russischen Truppen das Krankenhaus in Mariupol mit einem Raketenangriff in Schutt und Asche legten. Zahlreiche Zeitungen druckten es auf ihre Titelseiten, darunter auch die „New York Times“.
Am Montag wird eine schreckliche Nachricht öffentlich: Die Schwangere auf dem Foto ist tot.
Wie AP mitteilt, sind sowohl die Frau als auch ihr Baby gestorben. Wegen der unterbrochenen Internetverbindungen und Telefonleitungen sowie dem deaktivierten Mobilfunkdienst ist AP eine der wenigen verbliebenen Nachrichtenagenturen, die noch aus Mariupol senden können.
Angriff auf Krankenhaus in Mariupol: Schwangere und ihr Baby tot
Die Schwangere sei nach dem Bombardement in ein anderes Krankenhaus gebracht worden, heißt es in dem Bericht. Dort hätten die Ärztinnen und Ärzte dann um das Leben der Frau und ihres Babys gekämpft – vergeblich. Das Baby starb. Und als die Ukrainerin dies bemerkte, habe die Frau den Medizinern zugerufen: „Tötet mich jetzt!“
Der Chirurg Timur Marin habe festgestellt, dass das Becken der Frau zertrümmert und ihre Hüfte abgetrennt war. Medizinerinnen und Mediziner brachten ihr Baby noch per Kaiserschnitt zur Welt, aber es habe „keine Lebenszeichen“ gezeigt, sagte der Chirurg.
Anschließend habe man mehr als eine halbe Stunde lang versucht, die Mutter wiederzubeleben. Ohne Erfolg. Marin: „Beide sind gestorben.“
Krieg in der Ukraine: Foto wird von Moskau als „Fake News“ bezeichnet
In dem Chaos hatten die Mitarbeitenden des Krankenhauses keine Zeit gehabt, den Namen der Frau in Erfahrung zu bringen, hieß es. Ihr Ehemann und ihr Vater seien anschließend gekommen, um ihren Leichnam abzuholen. Wenigstens würden sich nun Verwandte um die Tote kümmern, erklärten die Medizinerinnen und Mediziner. Wenigstens landet sich nicht in den Massengräbern, die für viele andere Opfer des Krieges in Mariupol ausgehoben worden sind.
Währenddessen heißt es von russischer Seite, die Entbindungsstation und das Krankenhaus sei ein Stützpunkt von ukrainischen Extremisten. Moskaus Botschafter bei den Vereinten Nationen wies die AP-Bilder als „Fake News“ zurück.