Wegen Sarah WagenknechtTop-Linke ergreifen nach Bundestags-Rede die Flucht aus der Partei

Sahra Wagenknecht (Die Linke),  spricht in der Debatte zum Etat Wirtschaft und Klimaschutz.

Sarah Wagenknecht hielt am 12. September im Bundestag eine umstrittene Rede für die Fraktion der Linken.

Fluchtbewegung bei der Linkspartei! Viele Mitglieder sagen derzeit: Nichts wie raus aus der Partei. Grund ist die Rede von Sarah Wagenknecht. Auch zwei Prominente schmeißen hin: Ulrich Schneider und Fabio de Maso fliehen aus der Partei.

Die Linke verliert zwei prominente Mitglieder: Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, verließ die Partei wegen einer Rede der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht. Der Finanzexperte Fabio De Masi gab am Dienstag ebenfalls seinen Austritt bekannt. Er wolle „nicht mehr in Verantwortung für das eklatante Versagen der maßgeblichen Akteure in dieser Partei“ genommen werden, schrieb De Masi auf Twitter.

Die Linke gilt seit langem als zerstritten. Aktueller Konfliktpunkt ist Wagenknechts Auftritt im Bundestag vergangene Woche. Die frühere Fraktionschefin warf der Bundesregierung mit Blick auf Russland vor, „einen beispiellosen Wirtschaftskrieg gegen unseren wichtigsten Energielieferanten vom Zaun zu brechen“.

Wagenknecht fordert Stopp der Sankionen gegen Russland

Sie forderte einen Stopp der Wirtschaftssanktionen. Die Parteichefs Janine Wissler und Martin Schirdewan distanzierten sich, von mehreren Bundestagsabgeordneten kam Kritik an Wagenknecht.

Schneider erklärte dazu, dass die Linksfraktion Wagenknecht ans Podium gelassen habe und was diese dann - „man hätte es wissen müssen“ - vom Stapel gelassen habe, sei zu viel gewesen. Mehrere Bundestagsabgeordnete äußerten Bedauern über Schneiders Austritt, darunter die Wohnungsbauexpertin Caren Lay und der frühere Parteichef Bernd Riexinger.

Der stellvertretende Linken-Vorsitzende Lorenz Gösta Beutin nannte die Entscheidung der Fraktionsspitze, Wagenknecht reden zu lassen, ein „verheerendes Führungsversagen“.

Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer vom Paritätischen Gesamtverband, stellt im Haus der Bundespressekonferenz den Paritätischen Armutsbericht für das Jahr 2021 vor. Schneider ist aus der Linkspartei ausgetreten.

Paritätischer-Geschäftsführer Ulrich Schneider trat am 11. September aus der Linkspartei aus. Das Bild stammt vom 29. Juni 2022.

Fabio de Masi: „Linke lässt die Mehrheit der Bevölkerung im Stich.“

Am Dienstagnachmittag gab dann auch De Masi seinen Parteiaustritt auf Twitter bekannt. Die aktuelle Auseinandersetzung über Reden sei „dabei nicht mehr ausschlaggebend“ gewesen, schrieb De Masi. Er begründete seinen Schritt damit, dass maßgebliche Akteure der Partei die Mehrheit der Bevölkerung im Stich ließen, „die eine Partei brauchen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Diplomatie überzeugend engagiert“. De Masi war früher für die Linke im Europaparlament und bis 2021 im Bundestag.

Der Landessprecher der Hamburger Linken, Thomas Iwan, bedauerte die Ankündigung. „Der Parteiaustritt von Fabio De Masi ist bitter und er ist ein Verlust für die Linke“, erklärte Iwan. Der Landesverband habe sich am vergangenen Wochenende neu aufgestellt. „Wir hätten Fabio gern dabei gehabt, ihn an unserer Seite gewusst.“ (dpa)