Nach antisemitischen Äußerungen von Kanye West hat Adidas die Zusammenarbeit mit dem US-Rapper mit sofortiger Wirkung beendet.
„Hasserfüllt und gefährlich“Antisemitismus-Skandal: Adidas beendet Zusammenarbeit mit Kanye West
Der Druck war immens – und letztlich zu groß: Adidas hat die Zusammenarbeit mit US-Rapper Kanye West mit sofortiger Wirkung beendet. „Adidas duldet keinen Antisemitismus und keine andere Art von Hassrede“, erklärte das Unternehmen am Dienstag in Herzogenaurach.
Zuvor war Kanye West, der inzwischen nur noch als Ye auftritt, wegen antisemitischer Äußerungen in die Kritik geraten. Diese seien aus Sicht von Adidas „inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich. Sie verstoßen gegen die Werte des Unternehmens wie Vielfalt und Inklusion, gegenseitigen Respekt und Fairness“.
Adidas: Ohne Kanye West Gewinneinbußen von 250 Millionen Euro
Adidas stellt als Folge der Entscheidung die Produktion von Produkten der Marke Yeezy ein und stoppt alle Zahlungen an Kanye West und dessen Unternehmen. Der Konzern erwartet dadurch kurzfristig bis zu 250 Millionen Euro weniger Nettogewinn in diesem Jahr.
Den Angaben zufolge ist Adidas der alleinige Inhaber aller Designrechte an bestehenden Produkten sowie an früheren und neuen Farbgebungen im Rahmen der nun aufgekündigten Partnerschaft.
Zuletzt hatte auch die Modemarke Balenciaga ihre Zusammenarbeit mit Kanye West aufgekündigt, Adidas allerdings zunächst „nur“ eine Prüfung der geschäftlichen Beziehungen in Aussicht gestellt.
West aber gab sich selbstbewusst: „Ich kann mich antisemitisch äußern wie ich will – Adidas kann mich nicht fallen lassen“, verkündete er in einem Podcast.
Zentralrat der Juden: „Unerträglich“
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte Adidas öffentlich aufgefordert, seine Beziehungen zu West zu beenden. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstagsausgaben), „die täglich neuen antisemitischen Entgleisungen des Rappers sind für die Jüdinnen und Juden in Deutschland und in aller Welt unerträglich.“ Als deutsches Unternehmen erwarte er schlichtweg von Adidas eine klare Haltung, wenn es um Antisemitismus gehe.
Besonders pikant wurde die Angelegenheit, als in den sozialen Medien immer mehr an die dunkle Vergangenheit der Adidas-Markengründer Adolf und Rudolf Dassler im Nazi-Reich erinnert wurde. Beide waren bereits 1933 Mitglied der NSDAP. Während der eine als Soldat eingezogen wurde, hielt der andere die Fabrik am Laufen, später auch mit französischen Kriegsgefangenen und jüdischen Zwangsarbeitern.
Gerade wegen dieser Historie hielten viele jüdische Vertreterinnen und Vertreter das zögerliche Halten des fränkischen Konzerns in der Causa Kanye West für inakzeptabel.
Kanye West: Nicht der erste Antisemitismus-Fehltritt
Der Ex von Kim Kardashian war zuletzt auch wegen als antisemitisch eingestufter Beiträge in seiner Nutzung bekannter Online-Netzwerke wie Twitter eingeschränkt worden.
Außerdem sorgte der Rapper und Modeunternehmer mit umstrittenen Aktionen für Aufsehen. So trat der 45-Jährige Anfang Oktober für seine Marke Yeezy mit einem Shirt mit der als rassistisch eingestuften Aufschrift „White Lives Matter“ (Das Leben von Weißen zählt) bei der Pariser Fashion Week auf.
Der Slogan „Black Lives Matter“ (Das Leben von Schwarzen zählt) war bei Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA berühmt geworden. (afp/ach)