Ex-Fußballprofi legt Finanzen offenBVB-Legende ist Niedrigverdiener – und staunt selbst über Kontostand: „Halleluja“

Jürgen „Kobra“ Wegmann ist in Dortmund eine Fußball-Legende, der BVB hat ihn gar mit einem Stern auf dem vereinseigenen Walk of Fame verewigt. Jetzt legt er für die Sat.1-Doku „Über Geld spricht man doch“ seine Finanzen offen.

von Martin Gätke  (mg)

Jürgen Wegmann (60, „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“) ist ehemaliger Fußball-Profi und im Pott für viele so etwas wie eine Legende – und: er ist Niedrig-Verdiener.

Mit dem BVB machte er sich 1986 mit einem entscheidenden Treffer unsterblich, mit dem FC Bayern München wurde er 1989 Deutscher Meister, schoss auch hier das Tor des Jahres: Er habe sich als Fußball-Profi einen Traum erfüllt, sagt Wegmann heute. „Aber mir ging es gar nicht ums Geld. Es ging mir ums Fußballspielen.“ Uli Hoeneß habe er gar mal gesagt: „Frisches Wasser und etwas Nahrung reicht“. Wegmann: „Ich hätte auch für Nichts gespielt.“

Jürgen Wegmann schoss „wichtigstes Tor der BVB-Geschichte“

Wegmann wurde in den 80ern zum Publikumsliebling, schoss das „wichtigste Tor der BVB-Geschichte“, wie der Rückblick einer großen Boulevardzeitung titelte: Die Borussia verlor 1986 das Hinspiel in Köln mit 0:2, lag im Rückspiel zu Hause kurz vor Schluss mit 2:1 in Führung – doch hätte dieses Ergebnis den Abstieg bedeutet. Wegmann erzielte in der letzten Spielminute das 3:1, wodurch der BVB in der Addition beider Spiele ausgleichen konnte. Es folgte ein Entscheidungsspiel, das der BVB in Düsseldorf mit 8:0 gewann.

Ein Kreuzbandriss sorgte 1994 für ein jähes Karriereende (69 Tore in 203 Bundesligaspielen) – es fällt Wegmann sichtlich schwer, über die Zeit zu sprechen.

Wer die „Kobra“ besucht, kommt in eine bescheidene Wohnung: Gymnastikball vor dem Fernseher, Matratze auf dem Boden des Schlafzimmers („Ich habe mit dem Lattenrost Schwierigkeiten“), im Kühlschrank hängen ein paar gepökelte Würste neben Chardonnay, Bier und Duplo.

„Ich habe das Geld in den Sand gesetzt, das kann ich wohl sagen“

Er habe gut verdient als Profi über die zehn Jahre: im Schnitt 300.000 DM im Jahr. „Ich habe das Geld in den Sand gesetzt, das kann ich wohl sagen“, so Wegmann. Nach der Karriere arbeitete er als Security-Mitarbeiter bei Bayern, als Lagerist im BVB-Fanshop.

Und wie sieht es heute finanziell aus? „Ich habe 1.300 Euro netto, worüber soll ich da reden?“, so Wegmann. Statistisch gehört Wegmann damit zu den Niedrigverdienern (weniger als 1.800 Euro für einen Singlehaushalt).

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Von 1.300 Euro Berufsunfähigkeitsrente gehen 450 Euro Miete weg, 50 Euro Nebenkosten, knapp 25 Euro Versicherungen, über 256 Euro für die Krankenversicherung. Mit Abzug der Kosten für Lebensmittel und Mobilfunkgebühren bleiben Wegmann 375,45 Euro für den Monat. „Das ist natürlich wenig, aber man sollte die richtige Einstellung dazu finden, damit umzugehen“, so Wegmann.

Hinzu kommen jede Menge Schmerzen, Überbleibsel seiner 12-jährigen Fußballer-Karriere. Viele Arzt- und Physio-Besuche sind die Folge. „Man spricht schon von Arthrose“, so Wegmann. Die Behandlung wird von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, für Wegmann bleibt ein Eigenanteil von rund 27 Euro.

Am Ende des Monats bleiben Wegmann nach Abzug weiterer Ausgaben für Imbiss, Bäcker & Co. genau 27,75 Euro übrig. „Monatsziel: Hoffnung“, bringt es Wegmann auf den Punkt. Und staunt selbst über seinen Kontostand: „Halleluja. Für andere ist das ja ein Witz. Aber ich kann damit umgehen.“