Tom Tykwers „Das Licht“, Pamela Anderson als „The Last Showgirl“ und „Schneewittchen“, Disneys mit Spannung erwartete Live-Action-Neuverfilmung des Zeichentrick-Klassikers von 1937: Das sind die Kino-Neustarts am 20. März.
Das größte aller Disney-MärchenDas sind die Kino-Highlights der Woche

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Schneewittchen als Latina-Prinzessin? Die Besetzung von Rachel Zegler für die Titelrolle in „Schneewittchen“ wurde vorab kontrovers diskutiert. (Bild: Disney)
Mit „Alice im Wunderland“ nahm die Remake-Welle bei Disney 2010 richtig Fahrt auf, danach folgten unter anderem Neuverfilmungen von „Cinderella“, „Das Dschungelbuch“, „Die Schöne und das Biest“, „König der Löwen“ und zuletzt „Arielle, die Meerjungfrau“. So hatte die Disney-Traumfabrik zuletzt fast alle eigenen Klassiker systematisch abgearbeitet. Bis auf einen: Jetzt ist mit dem Live-Action-Remake „Schneewittchen“ das vielleicht größte Disney-Märchen überhaupt dran. Ein echtes Prestige-Projekt, das vorab aber auch auf eine Menge Gegenwind stieß.

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„Spieglein, Spieglein an der Wand ...“: Gal Gadot schlüpft in „Schneewittchen“ in die Rolle der bösen Königin. (Bild: Disney)
Außerdem neu auf der Leinwand: Der Visionär Tom Tykwer präsentiert mit „Das Licht“ seinen ersten Kinofilm seit fast zehn Jahren, und in „The Last Showgirl“ brilliert 90er-Ikone Pamela Anderson als Las-Vegas-Tänzerin, die sich mit knapp 60 neu erfinden muss.
Schneewittchen

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Pamela Anderson spielt in „The Last Showgirl“ eine Tänzerin, die mit knapp 60 plötzlich vor dem Nichts steht. (Bild: Constantin Film/Courtesy of Goodfellas)
„Schneewittchen“, das ist nicht irgendeine Disney-Geschichte. „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ war 1937 der erste abendfüllende Spielfilm von Disney und wurde damit zu einer Blaupause für zahlreiche große Disney-Produktionen der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte. Viele Filmhistoriker sagen: der bedeutendste Zeichentrick-Film, der je gedreht wurde. Schon 2016 kündigte Disney eine Neuverfilmung an. Ursprünglich sollte ab März 2020 gedreht werden, dann verzögerte sich alles durch Corona. Aber auch jenseits der Pandemie gab es immer wieder Probleme und Ärger - wahrscheinlich mehr als bei irgendeinem anderen Disney-Projekt der jüngeren Vergangenheit.
So stieß beispielsweise der Plan, die Zwerge mit kleinwüchsigen Darstellern zu besetzen, auf heftige Kritik (jetzt sind sie alle animiert). Auch die Verpflichtung von Rachel Zegler für die Titelrolle (Schneewittchen als Latina-Prinzessin?) war bis zuletzt nicht unumstritten. Zudem soll es hinter den Kulissen ordentlich zwischen Zegler und Co-Star Gal Gadot geknirscht haben, weil die beiden Frauen im Israel-Palästina-Konflikt ganz unterschiedliche Positionen vertreten. Nicht zuletzt äußerte Zegler sich zwischenzeitlich auch noch sehr kritisch mit Blick auf die originale „Schneewittchen“-Erzählung, die ihr viel zu rückständig sei - dem Vernehmen nach nicht die Art und Weise, wie Disney gerne für den neuen Film werben wollte.

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Cocktail-Kellnerin Annette (Jamie Lee Curtis ) ist eine der wichtigsten Bezugspersonen für Shelley. (Bild: Constantin Film/Courtesy of Goodfellas)
Da waren in den letzten Jahren also viele Störgeräusche, die jetzt aber endlich dem größtmöglichen Disney-Leinwandzauber weichen sollen. Etwa 250 Millionen Dollar hat „Schneewittchen“ (auf die „sieben Zwerge“ wurde im Titel verzichtet) gekostet, womit der Film zu den teuersten Disney-Produktionen aller Zeiten gehört. Marc Webb (“The Amazing Spider-Man“) führte Regie, Greta Gerwig (“Barbie“) schrieb das Drehbuch.
An der Handlung wurden ein paar Änderungen und Anpassungen vorgenommen (der Prinz Florian von einst ist jetzt ein Jonathan, dargestellt von Andrew Burnap). Im Kern bleibt dieses Märchen aller Märchen aber doch so, wie man es seit Generationen kennt: mit der bösen Königin (Gal Gadot), die ihre Stieftochter Schneewittchen (Zegler) um deren aufblühende, makellose Schönheit beneidet und alles dafür tun würde, weiterhin selber „die Schönste im ganzen Land“ zu bleiben.
Das Licht

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Mit Nicolette Krebitz (zweite von links) und Lars Eidinger (rechts) in zwei Hauptrollen ist Tom Tykwers „Das Licht“ prominent besetzt. (Bild: Frederic Batier/X-Filme AG)
Berlin in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren, das war zuletzt lange das kreative Zuhause von Tom Tykwer. Für den international gefeierten Regisseur wurde „Babylon Berlin“, eine der teuersten und spektakulärsten Serienproduktionen der deutschen TV-Geschichte, zu einem weiteren großen Erfolg. Staffel fünf befindet sich gerade in der Produktion. Und doch gönnte Tykwer sich zuletzt mal einen Szenewechsel: In „Das Licht“, dem Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale, erzählt er äußerst innovativ von einer zerrütteten Familie der Gegenwart.

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Die syrische Immigrantin Farrah (Tala Al-Deen) wirft ein neues „Licht“ auf die Familie Engels. (Bild: Frederic Batier/X-Filme AG)
Im Fokus stehen die Engels, eine Patchwork-Familie: Vater Tim (Lars Eidinger), seine Frau Milena (Nicolette Krebitz), dazu die fast erwachsenen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie der uneheliche Sohn Dio (Elyas Eldridge). Es ist ein Zusammenleben voller Spannungen und Konflikte. Und dann wird das Leben der Engels auf ungeahnte Weise auf den Kopf gestellt, als Farrah (Tala Al-Deen) auftaucht - eine syrische Immigrantin, die einen Job als Haushälterin annimmt und ein völlig neues „Licht“ auf die Familie wirft.
„Das Licht“ ist Tom Tykwers erster Kinofilm seit „Ein Hologramm für den König“ (2016). „Nach einer ziemlich langen Zeit, die ich mit 'Babylon Berlin' in den rauschenden 20er-Jahren verbracht habe, darf ich mich endlich wieder unserer Gegenwart zuwenden“, erklärt der Filmemacher. In „Das Licht“ werde „gestritten, gerungen und gekämpft, aber es wird auch gelacht, gesungen und getanzt“. Das vor allem mit Lars Eidinger und Nicolette Krebitz prominent besetzte Drama solle das volle „Spektrum der Gefühle“ abdecken. Um das Ziel zu erreichen, nutzt Tom Tykwer, wieder ganz der alte Visionär, neben der ungeschönten Realität seiner Figuren auch Musical-, Fantasy- und Mystery-Stilmittel. Schwer greifbar, aber in jedem Fall originell.
The Last Showgirl
Sie ist das bekannteste „Playboy“-Covergirl aller Zeiten (14-mal auf der Titelseite) und hatte zweifellos auch ihren Anteil am großen Erfolg der TV-Kultserie „Baywatch“: Pamela Anderson gilt bis heute als Inbegriff dessen, was man in den 90-ern noch „Sexsymbol“ nannte. Allerdings liegen die großen 90er-Jahre inzwischen auch schon eine ganze Weile zurück, und zuletzt hat man auch nicht mehr sonderlich viel von Pamela Anderson gehört. Jetzt kehrt sie als „The Last Showgirl“ ins Rampenlicht zurück - eine Kinorolle, die auch ein bisschen Andersons persönliche Geschichte spiegelt.
In dem schillernd-bewegenden Drama von Regisseurin Gia Coppola (Drehbuch: Kate Gersten) verkörpert Pamela Anderson die Tänzerin Shelley. Seit 30 Jahren steht sie in Las Vegas auf der Bühne, um in der „Razzle Dazzle“-Show die Hüften kreisen zu lassen und den Männern den Kopf zu verdrehen. Shelley liebt vielleicht nicht den Job an sich, aber die Leute, mit denen sie hier Abend für Abend arbeitet (allen voran Cocktail-Kellnerin Annette, verkörpert von Jamie Lee Curtis), sind für sie längst so etwas wie eine Ersatzfamilie geworden. Und dann steht sie plötzlich vor einem großen Nichts: Die „Razzle Dazzle“-Show soll abgesetzt werden. Shelley, das fast 60-jährige Showgirl, tut sich schwer mit dem Blick in eine ungewisse Zukunft und muss sich gleichzeitig mit ihrer bewegten Vergangenheit auseinandersetzen.
Die 57-jährige Pamela Anderson als altgediente Showtänzerin, die dem Lauf der Zeit zum Opfer fällt und sich neu erfinden muss: Die Parallelen zu Andersons eigener Karriere im Showbusiness sind nicht zu übersehen, und wie sie es umsetzt, ließ zuletzt (in den USA startete „The Last Showgirl“ bereits im Dezember in den Kinos) viele Kritiker jubeln. Manche sprechen von einer „Offenbarung“, und im Grunde sind sich alle einig: Als Schauspielerin war Pamela Anderson nie so gut wie hier. Bei den Golden Globes brachte ihr die Darbietung in „The Last Showgirl“ sogar eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein. (tsch)