„Ich bin paranoid!“Prozess in Köln: Amira Pocher sieht dem Täter tief in die Augen

Vor dem Kölner Amtsgericht ging es um einen Einbruch in ein Haus in Hahnwald, in dem zum Tatzeitpunkt Amira und Oliver Pocher mit ihren Kindern wohnten. Im Saal sah das Ehepaar erstmals den Täter. Es wurde emotional.

von Julian Meiser  (jm)

Können Amira (30) und Oliver Pocher (40) bald wieder ruhig schlafen? Am Mittwochmorgen (25. Januar 2023) standen die beiden vor dem Amtsgericht Köln, wo sie als Zeugin beziehungsweise als Zeuge geladen waren.

Besonders die zweifache Mutter Amira Pocher wurde im Gerichtssaal emotional und schilderte im Anwesen des Angeklagten, wie sich ihr Leben seit der Tat verändert hat.

Pocher: Amira und Oliver schauen Einbrecher in die Augen

Konkret ging es bei der Verhandlung um einen Einbruch, der sich am 20. Januar 2022 in Köln-Hahnwald zugetragen hatte. Damals lebten die Pochers zwischenzeitlich im Haus von Kumpel Pietro Lombardi (30).

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Der 28-jährige Angeklagte, dem eine Dolmetscherin beisaß, gestand direkt zu Prozessbeginn die Tat. Er gab allerdings an, dass er die Tat spontan verübt habe – in dem Glauben, dass sich niemand in dem Haus befinden würde.

Während des Einbruchs waren allerdings die beiden Söhne der Pochers (2 und 3 Jahre alt) sowie eine Nanny und Amiras Bruder im Erdgeschoss des Hauses. Oliver und Amira waren zur Tatzeit (zwischen 18 und 19 Uhr) nicht zu Hause.

Amira Pocher ist im Amtsgericht Köln bei der Sicherheitskontrolle. Sie wird von einer Justizbeamtin abgetastet.

Amira Pocher musste am 25. Janaur 2023 als Zeugin vor dem Amtsgericht Köln aussagen. Auch ihr Mann Oliver Pocher sagte aus.

Geklaut wurde – neben Diamant-Ohrringen und einer Goldkette – Amiras „heißgeliebte Uhr“, die sie sich „hart erarbeitet habe und sehr vermisse“. Es handelt sich um eine goldgelbe Day-Date-Rolex, die sie sich Jahre zuvor für 29.000 Euro angeschafft hatte. Das Gericht bezifferte den finanziellen Schaden auf 41.000 Euro, Amira Pocher berief sich auf einen Schaden von 69.000 Euro.

Amira Pocher gesteht im Gericht: „Ich bin paranoid!“

Viel schlimmer als der finanzielle Schaden wiege laut Amira Pocher etwas anderes: „Ich habe Kameras aufgestellt. Auch im Kinderzimmer. Das Materielle ist mir wurscht mittlerweile: Es ist diese Angst.“

„Seitdem habe ich keine ruhige Nacht mehr“, gestand sie im Gerichtsaal und fügte hinzu: „Ich bin total paranoid!“ Richter Rolf Krebber befand: „Der Schreck sitzt der Frau noch immer in den Gliedern.“

Oliver Pocher steht im Gerichtsgebäude.

Oilver Pocher nach seiner Aussage vor dem Kölner Amtsgericht am 25. Januar 2023.

Der geständige Täter, der die Wertsachen in Belgien für etwa 10.000 Euro an einen Hehler verkauft hatte, sprach gegen Ende der Vernehmung direkt zu Amira: „Ich entschuldige mich – vor allem wegen ihrer Kinder. Ich habe auch Kinder. In diesem Augenblick habe ich Geld gebraucht, mein Kind war krank.“

Sie wie auch ihr Mann zweifelten an der Version des 28-jährigen Angeklagten. Als Amira Pocher den Saal verließ, blickte sie noch einmal in Richtung des Angeklagten: „Alles Gute für die Familie.“

In ihrer Instagram-Story erzählte Amira im Anschluss: „Ist schon echt komisch vor dieser Person zu sitzen, die kein Wort Deutsch spricht, aber total geständig war.“

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Der Prozess endete um 11.30 Uhr mit einem Urteil: Der Richter verurteilte den Angeklagten wegen Wohnungseinbruchdiebstahl zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, ohne Bewährung.

Bei der Begründung verwies er auf die psychischen Schäden für die Opfer, den erheblichen Materialschaden.

Der Richter bezeichnete das Vorgehen des Täters als „professionell“ und dessen Berufung auf die Spontaneität des Einbruchs als Schutzbehauptung: „Dass er nicht gewusst haben will, dass jemand im Haus war, glauben wir ihm nicht“.