Höchster Grad an Aufregung am dritten Tag im Dschungel - und das nicht nur, weil wegen einer eigenwilligen RTL-Programmierung besonders schnelle Entscheidungen fallen mussten. Flatternerven-Mann Sam schafft es in kürzester Zeit, seine Mit-Camper gegen sich aufzubringen. Ihm droht massiver Ärger.
„Es nervt“Dschungel-Kandidat bringt in kürzester Zeit alle gegen sich auf, Lilly Becker droht mit Konsequenzen
Gerade dreimal Nervenkitzel unter Spinnen, Kakerlaken, Mehlwürmern und giftigen Lager-Mitbewohnern: Und schon hat die neueste Staffel von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ im Dschungel rund um das Provinzstädtchen Murwillumbah einen unrühmlichen Rekord aufgestellt. Nämlich den für die „kürzeste Sendung ever“, wie Sonja Zietlow und Jan Köppen beklagten.
Die Moderatoren der Dschungelshow standen am Sonntagabend unter enormen Zeitdruck, hatte ihr Heimatsender RTL in Köln doch radikal die Sendezeit verkürzt, um im Anschluss zum NFL-Football schalten zu können. Den Druck merkte man auch den Böse-Sprüche-Klopfern ab, die einen besonders gehetzten Eindruck machten und es schafften, sich mehr als üblich sprachlich zu verhaspeln.
„Komm schnell, ich muss!“
Auch im Camp lagen natürlich die Nerven blank. Und das weil schon am dritten Tag einzusetzen scheint, was sonst meist erst deutlich später droht: Hunger-Grant, der sich nach und nach zu einer gefährlichen Rebellionsstimmung steigern kann.
Auslöser der schlechten Laune: Reality-Sensibelchen Sam, der zwar regelmäßig zu Dschungelprüfungen antritt, dort aber genauso regelmäßig enttäuscht und daher für Lebensmittel-Unterversorgung rund ums Feuer sorgt. Was bleibt, sind Reis, Bohnen - und erste Anzeichen von Lagerkoller.
Es gibt aber auch Probleme, die gewissermaßen mit dem anderen Ende der Ernährungsabfolge zu tun haben - nämlich mit Verdauungsvorgängen, problematischen WC-Praktiken und Ekel über die hygienischen Verhältnisse im Camp. Zu einer regelrechten Klopapier-Krise wuchs sich am dritten Tag eine sich abzeichnende Durchfallneigung des selbsternannten Lager-“Löwen“ Maurice ab.
„Komm schnell, ich muss!“, rief er mit alarmierter Stimme seinen Kollegen Timur herbei - nur um mit banger Stimme anzufügen: „Komm, Bruder! Haben wir noch Toilettenpapier?“
Tatsächlich entwickelte sich aus dem urmenschlichen, eigentlich denkbar banalen, weil eigentlich alltäglichen Klo-Besuch ein Mini-Drama. Zunächst schien Timur seine Rolle als verständnisvoller Begleiter noch voll anzunehmen. „Lass alles raus, Bruder“, ermunterte er seinen Diarrhö-geplagten Freund und gab ihm Zuspruch.
Wenig später kippte die Situation, als Timur vermutete, dass sich hinter dem dünnen Vorhang scheußliche Szenen abspielten. Er unterstellte Maurice eine unsachgemäße Nutzung des nun gar nicht mehr stillen, eher geschändeten Örtchens.
Vertrauensfrage vor dem stillen Örtchen: „Bitte triff die Klobrille“
Timur fürchtete, dass Maurice sein Geschäft im Stehen verrichtet. „Bitte triff die Klobrille“, schimpfte er und klagte: „Das Bild krieg' ich nie wieder aus dem Kopf!“ Zur Ehrenrettung von Maurice: Der 26-Jährige befand sich tatsächlich in einer psychischen Ausnahmesituation. „Ich mach' alles, was ihr wollt. Aber ich brauch' echt Toilettenpapier. Das ist echt nicht lustig“, klagte er. Und da dürfte dann beim TV-Publikum vielleicht sogar so etwas wie Mitleid aufgekommen sein. Immerhin: RTL spendierte eine frische Klopapier-Rolle.
Ähnlich angegriffen wirkte auch einer der Camp-Senioren: der Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss, den treue ZDF-Zuschauer aus unzähligen Episoden der Krimiserie „Der Alte“ kennen, die lange seine Haupteinnahmequelle war, bis er dort 2015 unfreiwillig aufhören musste. „Der alte schwarze Mann ist durch eine junge Frau ersetzt worden“, sagte er im Darsteller-Fachgespräch mit der „GZSZ“-Schauspielerin Nina Bott am nächtlichen Lagerfeuer. „Es war schrecklich.“
Nach 18 Jahren war seinerzeit Pierres Vertrag mit der Produktionfirma von „Der Alte“ nicht mehr verlängert worden. Danach veröffentlichte der Schauspieler ein Video, in dem er den ZDF-Verantwortlichen einen „Verjüngungswahn“ unterstellte.
Außerdem klagte er gegen die TV-Firma bis zum Bundesarbeitsgericht - aber letztlich ohne Erfolg. „Ich habe durch die Art und Weise, wie mit uns umgegangen wurde - auch als ich noch in Lohn und Brot stand - gerade mal eine Rente in Höhe von 1.100 Euro erarbeitet“, erzählte der 62-Jährige jetzt.
„Von Diversität kann man im deutschen Fernsehen nicht reden.“
„Das Verfahren ging darum, dass wir darum gekämpft haben, rückwirkend durchversichert zu werden. 18 Jahre lang habe ich mit einem Ketten-Vertrag von Folge zu Folge gearbeitet“, schimpfte Pierre im Rückblick. „Das würde kein Postangestellter zwei Jahre mit sich machen lassen.“
Kollegin Nina reagierte fassungslos: „Das ist ja ein Witz“, sagte sie und wählte dann ziemlich derbe Worte über die eigene Branche: „Das System ist im A-sch.“
Seinerzeit stand Sanoussi-Bliss, der mittlerweile auch selbst als Regisseur tätig ist, vor den Trümmern seiner Existenz. Kein Wunder, dass er mit dem TV-Betrieb hart ins Gericht geht. „Von Diversität kann man im deutschen Fernsehen nicht reden“, so Pierre. „Einzig die Werbung ist divers in Deutschland.“ Für viele Produktionen hat er nur das verächtliche Schimpfwort „Rotz“ übrig - außer natürlich für RTL und das Dschungelcamp. Dort würde er jetzt schon sogar ein zweites Mal antreten - „sehr gerne wieder“.
Sam steigt in den Sarg
Bleibt abzuwarten, ob Mit-Kandidat Sam das eines Tages auch so sagen würde. Der Realityshow-Routinier kommt mit der Härte des Camps - vor allem aber offensichtlich mit sich selbst - nicht so recht klar. Erneut musste der blonde Typ mit den Flatternerven und der affektiert wirkenden Art zur Dschungelprüfung antreten. Diesmal verlangte er sich selbst ab, nicht schon wieder zu versagen. „Ich mache heute den Phönix aus der Asche“, sagte er, bevor er zum fiesen Nerventest „Murwillumbah Jones - Jäger der verlorenen Sterne“ aufbrach.
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Doch seinen Worten Taten folgen zu lassen, schaffte er erneut nicht. „Sam, Sam, but different - heute wieder nicht“, klagte dann auch Moderator Jan Köppen, als Sam nach kurzer Zeit in einer Art aufrecht stehenden Glas-Sarg erneut die Erlösungsworte „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ brüllte und die Prüfung vorzeitig abbrach. Ohne Sterne. Danach war das Gejammer groß. „Der Phönix aus der Asche ist wieder zurückgekehrt in die Asche.“
Keine echte Überraschung, dass die Anspannung im Camp schier überkochte. „Es nervt“, platzte es aus Lilly Becker heraus. „Es nervt einfach.“
Die Niederländerin konnte nicht glauben, dass Sam erneut aufgegeben hatte. „Ist das Show? Oder ist das echt?“, fragte sie. „Ich glaube nicht, dass er heute alles gegeben hat.“ Damit warf sie die Vertrauensfrage auf - und ihre Augen funkelten streng. Lilly drohte Sam: Noch einmal würde sie ihm sein Scheitern nicht verzeihen.
Misstrauen im Camp: „Da muss doch was faul sein.“
Unterstützung erhielt Lilly bei der Beinahe-Revolte gegen Sam von Mitcamper Maurice. Der geriet im Dschungeltelefon ebenfalls ins Grübeln - und wurde sehr ernst. „Warum holt der nur null Sterne? Ich verstehe das nicht. Da muss doch was faul sein. Prüfung gleich Aufmerksamkeit, gleich Sendezeit. Das ist doch ein leichtes Einmaleins“, sagte Maurice über Sam. Oder hat Sam absichtlich versagt? „Wenn das wirklich Taktik war, wäre das natürlich hochgradig verwerflich.“
Sam bleibt eine Chance, seinen Ruf zu retten. Er muss natürlich schon wieder in die nächste Dschungelprüfung - diesmal allerdings an der Seite von Alessia. Wie sagte der alte schwarze Mann Pierre doch so weise: „Die Zuschauer wollen uns leiden sehen.“ Wie wahr! (tsch)