Ein schlimmer Fehler hätte „Goodbye Deutschland“-Auswanderer Patrick Naumann fast das Leben gekostet. Nur knapp entkam der Ex-Ballermann-Sänger der Todesstrafe, verbrachte stattdessen zehn Jahre in einem Gefängnis auf Bali. VOX filmte nun seine Entlassung und das Wiedersehen mit Tochter Leonie ...
10 Jahre Bali-Knast„Goodbye Deutschland“-Auswanderer trifft Tochter wieder – „nie verzeihen“
Wut, Trauer, Erleichterung, Liebe – „Ich weiß gar nicht, was ich fühlen soll“, erklärte Leonie Naumann (21), die Tochter von „Goodbye Deutschland“-Auswanderer Patrick Naumann (58) dem VOX-Team in der aktuellen Folge der Dokusoap.
Gleich würde sie ihren Vater wiedersehen, der nach knapp zehn Jahren in einem balinesischen Gefängnis und damit zwei Dritteln seiner Haftstrafe auf Bewährung entlassen werden sollte.
„Goodbye Deutschland“: Auswanderer verließ Familie für Schlager-Karriere auf Mallorca
Sein Glück war seine indonesische Ehefrau Mega Titik Pur Yanti (46), die ihm ein befreundeter Ex-Gefangener vermittelt hatte und mit der er eine Zweckehe führte. Denn für die Entlassung habe er eine einheimische Person gebraucht, die für ihn bürgt. „Da haben die aber nur Familie akzeptiert.“ Die beiden verbinde „keine Liebe, aber Zuneigung. So ein Vorstadium zur Liebe.“ Die würde hoffentlich noch kommen.
Doch zurück zu Leonie. Eine richtige Vater-Tochter-Beziehung hatten er und seine Tochter nie gehabt, hatte der Lebemann seine Familie doch schon früh verlassen, um auf Mallorca als Schlagersänger Karriere zu machen. Schon Jahre vor seiner Gefängnisstrafe hatte er den Kontakt abreißen lassen. Würde es nun zu einer Annäherung kommen?
Mit 30 Leuten auf 24 Quadratmetern
Zunächst wirkte das Aufeinandertreffen von ihm, Mega und Leonie herzlich. Vor allem auf ein gutes Essen freute sich der Ex-Häftling, hatte er im Gefängnis doch sehr darben müssen: Für 450 Gefangene war es angelegt, eingesessen hatten dort aber 1.200, erzählte er. „Aber das Budget für das Essen hat man nicht erhöht.“
Geschlafen habe er mit 29 anderen in einem 24 Quadratmeter kleinen Raum. Es sei eine psychische Herausforderung gewesen, „dass man da nicht durchdreht“. Nach der ersten üppigen Mahlzeit in einem Strandlokal sprang er ins Meer – eine Art Reinigungsitual: „Der ganze Schrott, der da auch war, den spülst du weg.“
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Was aber hatte ihn eigentlich in diese katastrophale Lage gebracht? Nun, vor zehn Jahren war er bei der Einreise auf Bali mit 328 Gramm Kokain in seinem Körper erwischt worden. Angeblich hatte man ihn in Thailand mit vorgehaltener Waffe zu dem Schmuggel gezwungen. Würden die Drogen nicht ankommen, würde man ihn und seine Frau finden: „Wir wissen, wo du wohnst.“
Ob diese Geschichte wahr war, habe sie „nie wirklich interessiert“, so Leonie. „Für mich sind irgendwie ganz andere Themen präsent.“ Zum Beispiel, wie sie damit umgehen sollte, nie einen wirklichen Vater gehabt zu haben.
Die gemeinsamen Tage wühlten sie sichtlich auf: „Ich weiß nicht, ich bin ja gar nicht mehr so richtig wütend auf ihn, aber irgendwie schon. Ich möchte nicht wütend sein und will ihm ja eine zweite Chance geben ...“ Nur ob sie ihm „tief, tief im Inneren“ auch wirklich verzeihen könne, wisse sie noch nicht.
„Das werde ich mir nie verzeihen“
Genau darauf hoffte Patrick: Er wolle sie von Herzen um Verzeihung bitten, erklärte er bei einer großen Aussprache, bei der sich Leonie ihre gemischten Gefühle offen und ehrlich von der Seele redete. Sie habe große Bindungsängste wegen seines Weggehens, erzählte sie ihm unter Tränen.
„Diese Schuld, die werd' ich bis ans Ende meines Lebens mit mir tragen müssen“, war sich ihr Vater bewusst und kämpfte ebenfalls mit den Tränen. „Das werde ich mir nie verzeihen können, dass ich ihr das angetan hab'.“
Dass Leonie ihm gestand, dass sie sich zwar eine gute Beziehung wünsche, aber nicht wisse, „ob das jemals 'ne Vater-Tochter-Beziehung sein wird“, ob sie jemals würde „Papa“ sagen können, traf Patrick hart: „Das war ein Schock.“ Trotzdem konnte er sie verstehen: „Ich respektiere ihre Distanz zu diesem Wort 'Papa'. Weil ich's einfach noch nicht verdient habe.“
Beide waren jedoch willens, an der Beziehung zu arbeiten, trotz der räumlichen Distanz: Während seiner fünfjährigen Bewährungszeit muss Patrick auf Bali bleiben. Er plane einen Handel mit Handtaschen aus altem Zeitungspapier, ließ er das „Goodbye Deutschland“-Team wissen.
Er sei fest entschlossen, aus seinem Leben etwas zu machen. Allerdings bittererweise ohne seine Frau Mega – die, das erfuhr man am Ende, war ein halbes Jahr nach den Dreharbeiten nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. (tsch)