Harald JuhnkeEin Leben zwischen Triumph und Absturz

Harald Juhnke war ein begnadeter Entertainer, Schauspieler, Komödiant, Sänger, Conférencier und Charmeur. Er liebte sein Publikum und das Publikum ihn. (Bild: RBB)

Harald Juhnke war ein begnadeter Entertainer, Schauspieler, Komödiant, Sänger, Conférencier und Charmeur. Er liebte sein Publikum und das Publikum ihn. (Bild: RBB)

Er war ein Vollblutentertainer, konnte schauspielen, tanzen, singen. Das Publikum mochte den Ur-Berliner, seine Sketche, seine Rollen, seine Songs. Eine Erinnerung an Harald Juhnke, der vor 20 Jahren im Alter von 75 Jahren starb.

Er konnte einfach alles: Harald Juhnke besaß die Kunst des Light Entertainments, der Leichten Unterhaltung wie hierzulande kein Zweiter. Er spielte wie Jerry Lewis, sang wie Frank Sinatra - und tanzen konnte er auch.

Die Hymne „New York, New York“ textete er kurzerhand um zu „Berlin, Berlin“. Auch das klappte, genauso wie die melancholische Rückschau „I did it my way“. Das Publikum mochte den Berliner Komödianten, den es für einen der ihren hielt, einen „Mann um die Ecke“. Einen Star wie diesen hatte das deutsche Fernsehen seither nicht mehr gehabt.

Was Juhnke machte, gelang - wenn er es machte

Was Juhnke machte, gelang - wenn er es machte. Wer wenn nicht er konnte als Nachfolger von Peter Frankenfeld die Show „Musik ist Trumpf“ mit ihren bis zu 30 Millionen Zuschauern (1979 bis 1982) charmanter servieren? Juhnke hatte Swing im Blut, mit Paul Kuhn am Piano lief er stets zur Höchstform auf. „Barfuß oder Lackschuh“ war einer der Lieblingssongs des Mannes mit der perfekten Smoking-Figur.

Alles zum Thema WDR

In Ralph Huettners „Der Papagei“ (1992) spielt Harald Juhnke (hier mit Veronica Ferres) einen Straßenverkäufer, der zu einem rechtsnationalen Politiker „avanciert“. (Bild: RBB / BR)

In Ralph Huettners „Der Papagei“ (1992) spielt Harald Juhnke (hier mit Veronica Ferres) einen Straßenverkäufer, der zu einem rechtsnationalen Politiker „avanciert“. (Bild: RBB / BR)

Hinzu kam, dass er als „seriöser Schauspieler“ auch auf der Bühne erfolgreich war. Hatte Juhnke in den 50er-Jahren noch vielfach „Opas Kino“ mit der Rolle des Jux-Onkels bedient, so startete er in späteren Jahren auf der Leinwand eine neue Karriere: als ein zum Politstar umfunktionierter Straßenverkäufer in „Der Papagei“ etwa, als Ressortleiter beim Stern in Dietls „Schtonk!“, als Schuster Wilhelm Voigt im „Hauptmann von Köpenick“ und - vielleicht die wichtigste Rolle seiner Karriere - als Alkoholiker in „Der Trinker“.

Schattenseiten des Erfolgs

Mit seiner Hauptrolle in „Der Trinker“ lieferte Harald Juhnke im Jahr 1995 eine Glanzvorstellung ab. (Bild: WDR / Helmut Röttgen)

Mit seiner Hauptrolle in „Der Trinker“ lieferte Harald Juhnke im Jahr 1995 eine Glanzvorstellung ab. (Bild: WDR / Helmut Röttgen)

Denn mit dem Drama nach dem gleichnamigen, autobiografischen Roman von Hans Fallada fielen Rolle und Leben in eins. Auch Juhnke war Trinker. Seine Alkoholsucht wurde von ihm selbst, aber auch von der ihn stets begleitenden Boulevardpresse und „seinem“ Publikum unterschätzt. „Sie sind mein Vorbild“, sagte einmal ein offensichtlich alkoholisierter Fan nach einer Vorstellung zu ihm.

Juhnke, so will es jedenfalls die Legende, konnte da gar nicht mehr aufhören zu lachen. Doch die Sucht führten zu Ausfälligkeiten und gar zum Verlust von Engagements. Auch die ZDF-Show „Musik ist Trumpf“ musste er aufgeben wegen seiner zeitweiligen Unzuverlässigkeit.

Wie seine Figur in „Der Trinker“ hatte auch Harald Juhnke mit einer Alkoholsucht zu kämpfen. (Bild: WDR / Helmut Röttgen)

Wie seine Figur in „Der Trinker“ hatte auch Harald Juhnke mit einer Alkoholsucht zu kämpfen. (Bild: WDR / Helmut Röttgen)

Seiner Popularität schadete das nicht. „Ich bin ein Kind der Boulevard-Presse. Ich fülle ihr Sommerloch“, pflegte er dann zu sagen, „früher war's Nessie, heute ist's Juhnke.“ Und: „Die Leute mögen mich so, wie ich bin. Ich versteh's ja manchmal auch nicht. Selbst, wenn Theatervorstellungen abgesagt wurden - sie waren am nächsten Tag wieder da.“

Seit einem letzten Rückfall 2000 lebte Juhnke im Pflegeheim, er starb am 01.04.2005. Seine Frau Susanne, die er 1971 geheiratet hatte und mit der er im Grunewald wohnte, ging mit ihm durch Dick und Dünn. Trotz aller Skandale hielt die heute 80-Jährige bis zuletzt zu ihm. (tsch)