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„Ich bin doch nicht bescheuert!“Als es um den „Lustmolch“ geht, wird Gottschalk im TV sauer

„Das ist nicht passiert. Ich bin doch nicht bescheuert!“ Bei „DAS!“ sprach Thomas Gottschalk über Vorwürfe, er habe in seinen Shows Frauen begrapscht. (Bild: NDR)

„Das ist nicht passiert. Ich bin doch nicht bescheuert!“ Bei „DAS!“ sprach Thomas Gottschalk über Vorwürfe, er habe in seinen Shows Frauen begrapscht.

„Ich lasse mir nicht mehr gewisse Dinge unterstellen, die nicht wahr sind.“ Auf dem Sofa der NDR-Show „DAS!“ sprach Thomas Gottschalk über sein neues Buch und alte „Lustmolch“-Unterstellungen. Wie tief beim Entertainer die Verunsicherung sitzt, zeigte ein missglücktes Kompliment an die Gastgeberin.

Auf der Promotion-Tour für sein neues Buch lässt Thomas Gottschalk wenige Interview-Gelegenheiten aus. Auch wenn nicht jeder TV-Termin vergnügungssteuerpflichtig ist. Zuletzt geriet der langjährige „Wetten, dass ..?“-Gastgeber im WDR-Talk „Kölner Treff“ in Bedrängnis, als es um seine gesellschaftskritischen Buch-Thesen ging.

Moderator Micky Beisenherz wunderte sich hinterher in einem auch selbstkritischen Podcast-Kommentar: „Du merkst, dass er schon sehr stark in der Defensive ist, und das ist nicht der leichte Gottschalk, den ich kenne und schätze.“

Am Mittwochabend dann gastierte Gottschalk auf dem roten Sofa des NDR-Magazins „DAS!“. Die Smalltalk-Sendung ist für harte Investigativ-Fragen eher nicht gefürchtet. Anders als Beisenherz im „Kölner Treff“ gönnte Moderatorin Inka Schneider ihrem Star-Gast einen langen Intro-Teil mit Fragen übers private Glück mit Ehefrau Karina Mroß. Doch Gottschalks Buch „Ungefiltert. Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann“ lag schon griffbereit auf dem Couch-Tisch. Und beim Stichwort verfinsterte sich die Miene des zuvor selig lächelnden 74-Jährigen sofort.

Thomas Gottaschalk: „Das ist nicht passiert. Ich bin doch nicht bescheuert!“

Er habe sich selbst nie ernst genommen und sich dahinter immer gut verstecken können, erklärte Thomas Gottschalk die Motivation, sein drittes Sachbuch zu schreiben. Doch: „Die Zeiten sind vorbei, wo du sagen konntest: 'Ich war's doch nur.'“ Das mache ihm das Leben schwer, „gerade wenn du wie ich ein Spontan-Reagierer bist, der alles raushaut, was ihm einfällt.“ Ihm sei vor laufender Kamera auch „viel Mist eingefallen“, den er heute nicht mehr sagen würde. „Nur: Ich lasse mir nicht mehr gewisse Dinge unterstellen, die nicht wahr sind.“

So habe er „beispielsweise nie an den Spice Girls rumgezerrt, was ich heute in den Medien lese, als wäre ich als Lustmolch auf dem Sofa Frauen an die Wäsche gegangen“. Gottschalk, sichtlich erbost: „Das ist nicht passiert. Ich bin doch nicht bescheuert!“ Im Falle der Schauspielerin Iris Berben, der er bei „Wetten, dass ..?“ angeblich ans Knie gefasst hätte, habe er lediglich einen Gips an ihrem Bein entdeckt. Darüber hinaus habe er sich oft schlicht „eine Art Gehör verschafft“, indem er „Frauen oder Menschen, die in meiner Nähe waren, angefasst“ habe. „Das geht aber heute nicht mehr.“

Mit „DAS!“-Moderatorin Inka Friedrich sprach Thomas Gottschalk zunächst über sein glückliches Privatleben - und dann über sein kontrovers aufgenommenes neues Buch. (Bild: NDR)

Mit „DAS!“-Moderatorin Inka Friedrich sprach Thomas Gottschalk zunächst über sein glückliches Privatleben - und dann über sein kontrovers aufgenommenes neues Buch. (Bild: NDR)

Wie tief die Verunsicherung beim Entertainer sitzt, bekam man im NDR-Fernsehen dann umgehend demonstriert. Gottschalk wollte der Moderatorin ein Kompliment machen und sprach von der „Inka, mit der ich immer gute Erfahrungen gemacht habe auf diesem Sofa hier ...“ Aber ach: „Das ist schon wieder missverständlich!“, fürchtete der Shitstorm-Geplagte. „Ich hab keine Erfahrungen mit dir auf dem Sofa gemacht, wir sitzen nur in der Sendung. Ich neige dazu, Dinge abzukürzen und missverständlich auszudrücken.“

„Verunsichert dich das?“, wollte Inka Friedrich wissen. „Es macht mir meinen Job nicht gerade leichter“, kam die Antwort. Dabei sieht sich der Showmaster und Bestsellerschreiber von einem schweigenden Meinungsmainstream getragen: „Die Leute haben immer das Gefühl gehabt, ich sage, was sie denken, und ich sage immer noch, was sie denken, aber sie trauen sich nicht mehr zuzugeben, dass sie so denken.“

Immerhin räumte er ein: „Es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe, ich darf im Fernsehen nichts mehr sagen.“ Etwas raunend sprach er von einer „Strömung in unserer Nation“, in der eine Angst vorherrsche, „Klartext“ zu sprechen. „Ich weiß, dass Menschen anders reden, wenn sie mit mir alleine sind, als wenn sie dienstlich unterwegs sind, und das ärgert mich. Ich sage das, was ich denke.“

„DAS!“-Moderatorin stichelt: „Irgendwie ist es ein bisschen alter weißer Mann“

„Wir haben ja Meinungsfreiheit“, entgegnete die „DAS!“-Moderatorin. „Es geht nur darum, dass man Menschen verletzt mit dem, was man sagt.“ Gottschalk, dem in den letzten Jahren manche unsensible Bemerkung über Randgruppen vorgehalten wurde, widersprach apodiktisch: „Ich habe nie in meinem Leben Menschen verletzt.“ Vielmehr nehme er für sich „in Anspruch, dass die Leute wissen: Ich bin ohne jeden Groll. Ich wundere mich, aber ich beschimpfe niemanden.“

Noch eine weitere kritische Anmerkung der Gastgeberin hatte Gottschalk zu überstehen. „Für uns warst du immer der Coole, du warst immer deiner Zeit voraus, du warst modern, du hast dich was getraut“, sagte Inka Friedrich. „Und jetzt hat man das Gefühl: Irgendwie ist es ein bisschen alter weißer Mann.“

„Ich war immer vorsichtiger, als man gedacht hat“, parierte der Entertainer die Spitze. Zum Beispiel sei er immer darauf bedacht gewesen, sich politisch nicht vereinnahmen zu lassen: „Wenn mich Leute heute politisch einordnen, liegen sie falsch.“ Vielmehr interessiere ihn die „Gesellschaft, von der ich glaube, sie hat ein bisschen den Kompass verloren“. Auch andere in seinem Alter wüssten „nicht mehr, wo es lang geht, und haben das Gefühl, sie können nicht mehr alles sagen, was sie denken“.

Gottschalk, einst ein TV-Unterhalter für die Massen, sieht sich immer noch als Sprachrohr einer breiten Mitte der Gesellschaft: „Es ist so, dass mir mehr Leute recht geben als mir unrecht geben.“ (tsch)