„Joko & Klaas Live“Dieser Auftritt überrascht: Olaf Scholz mit emotionalem Appell

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf wussten auch diesmal zu verblüffen. Ihre 15 Minuten Live-Sendezeit widmeten sie diesmal einer Long-Covid-Patientin, einem Oberarzt und Bald-Bundeskanzler Olaf Scholz. Der hielt im ProSieben-Studio die Ansprache, auf die viele gewartet hatten - nur nicht in diesem Rahmen.

Am Ende war es die große Fernsehansprache, auf die viele gewartet hatten. Der Rahmen, den der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz dafür wählte, war dann aber doch verblüffend. Wobei zur Stunde unklar ist, wer da wen oder was auserwählt hat. Der SPD-Politiker die ProSieben-Show „Joko & Klaas LIVE“? Oder doch die beiden Entertainer den vermutlich neuen deutschen Regierungschef für ihre 15 Minuten Sendezeit zur freien Verfügung? Die hatten sie am Dienstag in der Spielshow „Joko und Klaas gegen ProSieben“ gewonnen - wie schon in der Vorwoche und etliche Male davor.

„Euer Beitrag ist die Aufmerksamkeit“, leiteten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf die Sendung im abgedunkelten Studio ein, in dem nur ein Stuhl in einer Manege stand. Das Setting hatten sie zuvor schon genutzt, als es galt, Menschen das Wort zu erteilen, die es sonst in der Öffentlichkeit nicht bekommen - Flüchtlingshelfern etwa.

Joko und Klaas: Luisa erzählt von ihrem Covid-Martyrium

Diesmal nahm zunächst eine junge Frau sichtbar schweren Schrittes Platz. Luisa, 23, hatte sich vor fast zwei Jahren mit dem Coronavirus beim Praktikum in Spanien infiziert. 38 Tage lag sie auf der Intensivstation, wie sie berichtete, einige davon an eine Künstliche Lunge angeschlossen, die ihr das Leben rettete. Danach musste die vormals sportliche und energiegeladene junge Frau etliches neu erlernen - laufen kann sie erst seit Kurzem, ihr altes Leben ist nicht mehr da. Jetzt wünscht sie sich, „dass alle wieder miteinander sprechen können und den Hass überwinden“.

Auf die Patientin folgte der Arzt. Daniel Zickler, Oberarzt auf der Intensivstation der Charité, führte aus, was derzeit auch in allen Medien zu erfahren ist. Die Kapazitäten sind erschöpft, der Kollaps des Gesundheitssystems sei zu befürchten. Auf seiner Station spürten alle die Überlastung und auch die Machtlosigkeit vor dem Virus: „Alles, was wir tun können, ist Organkomplikationen zu behandeln“, mit Unmengen an Medikamenten übrigens.

Der Mediziner bekräftigte, was vorher schon in Bild und Ton belegt worden war: Wer die Intensivstation lebend verlasse, sei „gezeichnet fürs Leben“. Zickler erzählte zudem von einer werdenden Mutter, die erst ihr Baby verlor und danach selbst starb: „Diese Krankheit kann jeden erwischen. Sich nicht impfen zu lassen, ist ein Russisch-Roulette-Spiel.“

ProSieben: Und plötzlich kommt Olaf Scholz ins Studio...

Zwei Auftritte, die durchaus erschütterten, trotz all der bekannten Fakten. Danach dann der Auftritt, der wahrhaft überraschte. Olaf Scholz, dem zuletzt vielfach vorgehalten wurde, er sei zu sehr abgetaucht und äußere sich nicht deutlich genug zu den drängenden Pandemiefragen, nahm im ProSieben-Studio Platz zu - wie soll man es nennen - seiner ersten inoffiziellen Regierungserklärung als Bald-Kanzler in Krisenzeiten?

„Danke an meine Vorredner!“, lobte er den Vortrag derer, die nah dran seien an dieser schweren Gesundheitskrise des Landes. Schnell kam er auf seine wichtigste Botschaft zu sprechen. Wer sich nicht impfen lasse, gefährde sich und seine Mitmenschen. Dass die Menschen in Spanien und Portugal ungleich entspannter durch den Winter kämen, liege an deren höherer Impfbereitschaft.

Olaf Scholz bei Joko und Klaas: 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten

Scholz erwähnte die „Überlastung des Personals auf den Intensivstationen“, er adressierte auch die jüngeren Menschen, mithin das ProSieben-Zielpublikum: „Es ist mir bewusst, dass Abstand halten und jung sein schwer zusammenpassen.“ Dennoch liege nun auf der Hand, was zu tun sei. „Wir sollten alle Kontakte behutsam einschränken.“ Noch wichtiger sei aber die Impfbereitschaft. Bis Weihnachten wolle er „bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme“ bekommen - sei es als Erstimpfung oder als Booster: „So kriegen wir es hin, die vierte Welle zu brechen.“

Dazu würden auch der neu gegründete Krisenstab beitragen sowie eine Erhöhung der Kapazität in den Impfzentren. Weitere konkrete Maßnahmen, etwa einen allgemeinen Lockdown, kündigte er nicht an - doch Scholz sprach entschlossen:

„Wir werden tun, was notwendig ist, es gibt da keine roten Linien.“ Mit seinem für einen Bald-Kanzler beispiellosen Weg einer Fernsehansprache hat er dieses Motto bereits trefflich illustriert. (tsch)