KommentarFinale eskaliert: „Kitchen impossible” ist so der Untergang des Fernsehens

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Tim Mälzer (l.) und Tim Raue standen sich beim Staffelfinale von „Kitchen impossible” gegenüber.

von Thomas Werner  (tw)

KölnAm Sonntagabend (20.15 Uhr) stand auf VOX das große Staffelfinale von „Kitchen impossible” auf dem Programm. Zum fünften Mal in der Geschichte der Sendung standen sich Gastgeber Tim Mälzer und sein Kumpel Tim Raue gegenüber – um nach jeweils zwei Siegen für jeden endgültig die Kräfteverhältnisse an der Kochplatte zu klären. Leider gerät das Format, wenn Mälzer und Raue beteiligt sind, verbal komplett aus den Fugen. Und büßt damit genau das ein, wofür es in der heutigen TV-Landschaft eigentlich stehen sollte, meint unser Autor. Ein Kommentar.

Kitchen impossible: Tim Mälzer gegen Tim Raue eskaliert

Der Blick auf die TV-Auswertung des Sonntagabends ist wenig überraschend: „Kitchen impossible”, derzeit eines der großen Zugpferde von VOX, hat abgeliefert. Und wie! 15,0 Prozent Marktanteil im wichtigen Segment der 14- bis 49-Jährigen bedeuteten Quotenrekord für die Show um Gastgeber Tim Mälzer. Gut 2,4 Millionen Menschen sahen zu, ein Top-Wert in der umkämpften Primetime am Sonntag.

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Tim Mälzer musste in Spanien zunächst Paella kochen.

Meine Meinung: Die starken Quoten hat „Kitchen impossible” zurecht! Es handelt sich um eines der stärksten deutschen TV-Formate, eine Ausnahmeerscheinung in der heutigen Zeit. Aber: Wenn die Entwicklung so weiter geht, könnte es dem Format langfristig schaden.

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Kitchen impossible: Tim Mälzer gegen Tim Raue – wer ist besser?

Das Finale der fünften Staffel brachte die Entscheidung im ewig jungen Duell zwischen Mälzer und seinem Hass-Geliebten Tim Raue. Die beiden Freunde trafen zum fünften Mal aufeinander, das vorerst letzte Duell sollte zeigen, wer „der bessere Koch” ist.

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Tim Raue bei der finale Aufgabe in Österreich.

Leider hat sich vor allem gezeigt, wer im TV seine Sprache und Ausdrucksweise am schlechtesten im Griff hat. Die Antwort: beide. Zitate aus der Sendung (wohlgemerkt: von VOX nicht „gepiept”, zur Veranschaulichung geben wir diese auch im Original wieder):

  1. „Gerade ist es wie Petting. Also es ist wie ficken, aber jetzt wird richtig gefickt.”
  2. „Ich sage es euch: Wer mich ficken will, der wird gefickt.”
  3. „Manchmal ist er eine richtige Fotze.”
  4. „Wenn ihr mich verpfeift, ich ficke euch alle.“
  5. „Fickscheiße ist das, richtige Fickscheiße.”
  6. „Nein, du bist nicht minderwertig. Du bist ein Wichser, aber nicht minderwertig.”

Und warum das alles? Die Sendung will echt sein, ungefiltert, ehrlich, aus dem Leben. Dass dafür allerdings diese Sprache von Nöten ist, sollte allen Beteiligten zu denken geben. Zumal Tim Mälzer öfter in diese Richtung tendiert, gerade im Vergleich mit Tim Raue aber die Sendung regelmäßig verbal explodiert. Das war bisher bei allen fünf Duellen so. Und das ist nicht „ungefiltert”, sondern niveaulos. Und schade um die tolle Sendung.

Kitchen impossible: Die Sendung büßt das ein, wofür sie eigentlich stehen sollte

Denn: Im Dschungel der niveaulosen TV-Sendungen ist „Kitchen impossible” eine Ausnahme, eine frische Brise. Ein tolles Konzept mit einem charismatischen Gastgeber, das sogar spannend verpackt wird.

Aber so? So büßt die Sendung genau das ein, wofür sie stehen sollte. Niveau und Anspruch an sich selbst. Wenn das sogar den Qualitäts-Sendungen passiert, ist das endgültig der Untergang des deutschen Fernsehens.

Tim Mälzer äußert sich zum Miet-Boykott von Adidas

Übrigens: Tim Mälzer hat sich kürzlich zum Miet-Boykott von Adidas (hier lesen Sie mehr) geäußert und sagte: „Wenn ein großes Unternehmen deutscher Herkunft in der Krise der Nation das erste macht, nämlich an sein Unternehmensergebnis zu denken. Dann brauchen wir doch gar nicht reden: Was ist das für eine beschissene Vorbildfunktion!“

In der Sache völlig richtig. Aber um den Begriff „Vorbildfunktion” sollten Sie, Herr Mälzer, nach Sonntagabend erst einmal einen Bogen machen.