Nach Restaurant-PleitenSteffen Henssler kassiert fiesen Spruch von Sternekoch

Die Freundschaft von Ali Güngörmüs (rechts) und Steffen Henssler hatte bei „Grill den Henssler“ (VOX) kurz Pause. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Die Freundschaft von Ali Güngörmüs (rechts) und Steffen Henssler hatte bei „Grill den Henssler“ (VOX) kurz Pause. (Bild: RTL / Markus Hertrich)

Bei „Grill den Henssler“ (VOX) war mal wieder frohes Frotzeln angesagt. Daneben aber gab es, ganz ohne Schmäh, ganz große Kochkunst. Zehnmal verteilten die Juroren die Traumnote Zehn. War aber auch kein Wunder, schließlich war „Coachella“ angesagt, das „Koch-Coach-Special“.

Gleich zu Beginn ließ Steffen Henssler die Hosen runter - und präsentierte eine lange Unterhose. Der „Grill den Henssler“-Gastgeber hatte sich „warm angezogen“ – erstens wegen der Temperaturen auf der windigen Seebühne in Magdeburg, zweitens wegen seiner Gegner. Im Coach-Special der Sommer-Staffel ging es gegen lauter Sterneköche: Ali Güngörmüş, Ralf Zacherl und Mario Kotaska. Henssler war gewarnt: „Ich bin gut drauf, aber das sind gestandene Jungs, die wissen, was sie tun.“

Vor allem Ali Güngörmüş. Der erste türkische Koch, der je einen Michelin-Stern erkochte, war bereit, seinen Lauf gegen Henssler fortzusetzen und auch ein drittes Mal gegen ihn im Koch-Duell zu gewinnen – und zwar mit allen Mitteln. Jedenfalls sah Henssler das so. „Bei denen musst du achtgeben, die klauen sogar mit den Ohren. Vor allem bei Ali musst du aufpassen. Der besch...t nach Strich und Faden. Der hat Salz in der Tasche und überwürzt meinen Teller.“

Ali Güngörmüş: „Bei mir wird nicht getürkt“

Güngörmüş reagierte gelassen grinsend. „Bei mir wird nicht getürkt“, präsentierte der in der kleinen türkischen Provinz Tunceli geborene Starkoch ein megamäßiges Wortspiel. Später legte er noch einen drauf. Gefragt, welchem wohltätigen Zweck das Spendengeld – sollte er es erspielen – zugutekommen werde, antwortete er: „Der S.Henssler-Restaurant-Rettung. Wir halten zusammen.“

Alles zum Thema Grill den Henssler

Henssler, der zuletzt im Zusammenhang mit vereinzelten Filialen Insolvenz-Schlagzeilen machte, nahm es zum Glück mit Humor. Er schmiss sich weg vor Lachen.

Aber Güngörmüş war nicht nur verbal stark. Vor allem nämlich wurde es ein Abend der außergewöhnlichen Kochkunst. Der auch mit einem außergewöhnlichen Ergebnis endete.

„Du Mimose!“: Christian Rach schimpft Steffen Henssler

Neben GdH-Legende „Ali G.“, der zum 21. Mal dabei war, trat mit Ralf Zacherl (zum zehnten Mal dabei) ein weiterer Wiederholungstäter an. Mario Kotaska dagegen gab seine Premiere als grillender Coach. Was Henssler lobte: „Viele Coaches trauen sich ja hier nicht selbst an den Grill.“ Kotaska schon – und der wollte mit seiner Top-Crew Henssler auch ordentlich einheizen.

Beim Impro-Gang ging's erstmal schief. Henssler bereitete nach Meinung der Jury die einzig vorgegebene Zutat (Wassermelone) schmackhafter zu. Edelzünglein an der Gourmet-Waage war Christian Rach, der Henssler („Der Teller schießt mich um!“) „ohne Wenn und Aber“ die erste Zehn des Abends schenkte, den Kontrahenten aber nur sieben. „Sieben ist doch eine tolle Bewertung“, verteidigte sich Rach mit Blick auf die betretenen Gäste-Gesichter. Henssler: „Aber zum Glück nicht so toll wie ne Zehn.“ Rach: „Du Mimose!“

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Bei der Küchen-Competition konnte Henssler schneller und mehr Hot Dogs in Brötchen pappen und siegte – obwohl er da schon eine erste Schummelei von Güngörmüş vermutete, dem Moderatorin und Spielleiterin Laura Wontorra tatsächlich ein Würstchen abziehen musste.

Wahnsinn: Mario Kotaska heizt Steffen Henssler mit 30 Punkten ein

Bei der Vorspeise machte Güngörmüş seine Scharte wett. Der Vorspeisen-Aufgabe „Zackenbarsch mit Bacon Jam“ war er besser gewachsen. Er hatte mit schmunzelndem Blick zu Henssler den Barsch gewählt, weil „Hummer kann jeder, Barsch können nur gute Köche“. Und er hielt Wort: Jana Ina Zarrella und Reiner Calmund gewährten ihm eine Zehn. Auch Rach (8:7) sah Güngörmüş vorn – und schon war der dritte Sieg in Folge (28:25) im Kasten und Henssler ziemlich bedröppelt.

Aber der Grill-Hexer zog in der zweiten Küchen-Competition den Kopf nach Rückstand im „Kartoffel-Fechten“ (einem wilden Gefüchtel mit Schöpfkellen) den Kopf aus der Schlinge. Verlor zwar gegen Ali G., besiegte aber Zacherl und Kotaska. Statt 54:54 stand es wieder 57:51 für Henssler.

Zur Hauptspeise (Lamm-Krone mit grünem Spargel auf südamerikanische Art) trat Kotaska an. Der war, so berichtete er, früh in seiner Karriere an Austern gescheitert und zweimal wegen der Muscheln in der Notaufnahme gelandet. Aber am Lamm zeigte er sich unbesiegbar. Alle Juroren bescherten ihm eine Zehn, Henssler bekam „nur“ zwei. 30:29 im Kopf-an-Kopf-Grillen auf allerhöchstem Niveau. „Zur Premiere eine 30 und ein Sieg. Wie konnte das nur passieren?“, lächelte Kotaska zufrieden.

Dreimal abgekocht und doch gewonnen: Steffen Henssler bleibt Koch-King

Und Henssler? Blieb eiskalt und gewann auch die dritte Küchen-Competition. Und das, obwohl Güngörmüş den Videobeweis einforderte, obwohl ihm selbst beim Burger-Patty-Wenden ein Fehler unterlaufen war. Schlawiner!

So ging Zacherl mit acht Punkten Rückstand ins ungeliebte Dessert. Beim letzten Einsatz war ihm das nämlich fürchterlich in die Hose gegangen. Aber er motivierte sich: „Ich hab einmal ne Vorspeise gewonnen, dann die Hauptspeise. Und jetzt hol ich mir den Nachtisch.“ Und tat wie gesprochen! Denn mit „Orangen. Crumble, Zimt und Frischkäse“ kam er wesentlich besser zurecht als Henssler, der crumblemäßig über den nicht ausreichend heißen Grill schimpfte (wohl zu Recht).

Und wieder musste Henssler zuschauen, wie ihm die Zehner um die Ohren und zum Gegner flogen. Zarrella und Calli gaben Zacherl die Bestnoten, auch Rach wertete Zacherl besser. Machte einen 28:24-Sieg für Zacherl. Und das Wunder geschah: Henssler konnte nur einen einzigen Gang gewinnen, verlor drei direkte Kochduelle, aber gewann die Show: 113:109. Abgekocht und doch gewonnen – das muss ihm erst mal einer nachmachen. (tsch)