Krieg in HollywoodUkraine und Russland konkurrieren um Oscar

Die goldene Oscar-Statue in Beverly Hills, Los Angeles.

Am Sonntag, 12. März 2023, werden die Oscars in Los Angeles vergeben Das Symbolfoto zeigt eine Figur der begehrten Trophäe in Übergröße.

Bei den Oscars 2023 konkurriert „Nawalny“ mit „Heimweh – eine Kindheit zwischen den Fronten“ in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ – gewissermaßen ein Duell zwischen Russland und der Ukraine.

von Maria Isaak  (mi)

Die 95. Verleihung der Academy Awards – der Oscars – findet in der Nacht von Sonntag auf Montag (13. März 2023) in Los Angeles statt.

In der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ konkurriert eine skandinavisch-ukrainische Produktion über ein spezielles Waisenhaus im ostukrainischen Lyssytschanks mit der kanadisch-amerikanischen Dokumentation über die Vergiftung des wohl populärsten Widersachers Wladimir Putins: Alexej Nawalny. Die Oscar-Verleihungen gleiten in ein geopolitisches Minenfeld.

Keine der beiden Filme wird das Herz des russischen Machthabers erwärmen. Ein Wettbewerb zwischen den beiden Konfliktparteien ist dennoch entfacht. Die Ukraine fühlt sich hintergangen.

Alles zum Thema Ukraine

Ukraine wirft Nawalny Nationalismus vor

„Nawalny“, ein von HBO Max und CNN produzierter Film des kanadischen Regisseurs Daniel Roher, der bereits den BAFTA Award 2023 für die beste Dokumentation gewann, erzählt die Geschichte des Oppositionsführers Alexej Nawalny, der eine wachsende politische Bewegung gegen Putin anführte.

Nawalny wurde in Russland fast von einem Nervenkampfstoff getötet. Er kehrte nach seiner Genesung in Deutschland – trotz drohender Verhaftung – nach Moskau zurück. Heute sitzt er ohne Aussicht auf eine Freilassung in einem russischen Gefängnis.Hier können Sie den Trailer zum Dokumentarfilm „Nawalny“ auf YouTube ansehen:

Der Film streift zwar Nawalnys nationalistische Ansichten und seine Nähe zu rechtsextremen Kräften. Vielen Ukrainerinnen und Ukrainer, die über Nawalnys Haltung zur Besetzung der Krim 2014 entsetzt sind, ist das allerdings zu wenig, berichtet das Nachrichtenportal „Politico“. Sie sehen in dem Dokumentarfilm einen Versuch, Nawalnys Person zu beschönigen, dem sie vorwerfen, trotz seiner Opposition gegen Putin immer noch ein russischer Nationalist zu sein.

Ukraine-Krieg

Gegen den Angriffskrieg: Widerstand in Russland

Menschen tragen ein Banner durch die Straßen Moskaus. Hinter ihnen laufen weitere Demonstrantinnen und Demonstranten.

Bereits am Abend des ersten Kriegstages (24. Februar 2022) demonstrieren viele Menschen in der russischen Hauptstadt Moskau gegen die russische Invasion. Auf dem Foto tragen Demonstrantinnen und Demonstranten ein Banner mit der Aufschrift „Ukraine – Frieden, Russland – Freiheit“ durch die Straßen.

Die Polizei nimmt eine junge Demonstrantin auf einer Straße in St. Petersburg fest.

Drei Tage nach offiziellem Kriegsbeginn, am 27. Februar 2022, nimmt die Polizei in St. Petersburg eine Demonstrantin fest, die gegen Russlands Invasion in die Ukraine protestiert.

Menschen haken sich während der Demonstration ein.

Am 1. März 2022 versammelten sich hunderte Menschen in St. Petersburg für eine friedliche Protestaktion.

Marina Ovsyannikova steht rechts neben der Nachrichtensprecherin und hält ein Schild hoch.

Protestaktion von Marina Ovsyannikova: Die russische Kriegsgegnerin unterbricht eine abendliche Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens am Montag, dem 14. März 2022. Ovsyannikova hielt ein Schild in die Kamera mit der Aufschrift „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen“. Dazu rief sie mehrmals: „Nein zum Krieg, Nein zum Krieg, Nein zum Krieg!“

Marina Owsjannikowa sitzt im Gerichtssaal und trägt einen grünen Blazer.

Nachdem Marina Owsjannikowa am 14. März 2022 eine Nachrichtensendung unterbrochen hatte, führten die russischen Behörden bei der Journalistin wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee eine Hausdurchsuchung durch. Das Foto zeigt Owsjannikowa am 28. Juli 2022 während einer Anhörung in einem Gerichtssaal. Im Oktober 2022 flüchtete die Journalistin mit ihrer Tochter aus Russland.

Zwei Demonstranten werden von Polizisten festgehalten. Im Hintergrund sind weitere Demonstranten zu erkennen. Eine Frau liegt am Boden.

Während einer Demonstration in Moskau am 21. September 2022 gegen die Anordnung einer Teilmobilisierung der Streitkräfte nehmen russische Polizisten zwei Demonstranten fest.

Eine Frau mit Kopftuch wird von zwei Polizisten festgehalten.

Die Proteste in Moskau gegen die russische Invasion reißen nicht ab: Am 24. September 2022 halten Polizisten eine Frau während einer Demonstration fest.

Vier Polizisten tragen einen Demonstranten an Armen und Beinen von der Straße.

Polizisten tragen am 21. September 2022 in Moskau einen Demonstranten weg. Nachdem der russische Präsident Putin mit sofortiger Wirkung eine Teilmobilisierung von Reservisten in Russland angeordnet hat, protestieren die Menschen auf den Straßen Russlands.

Irina Scherbakowa sitzt in der Nikolaikirche in Leipzig.

Irina Scherbakowa ist russische Menschenrechtsaktivistin und lebt aktuell im Exil in Deutschland. Im März, kurz nach dem Überfall Russlands auf die Urkaine ging sie mit ihrem Mann zunächst nach Israel. Weiterhin setzt sie sich für den Frieden in der Ukraine und für die Opposition in Russland ein. Das Bild zeigt sie im Oktober 2022 vor ihrer Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche in Leipzig.

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Die Krim-Annexion 2014 hatte Nawalny als „eklatante Verletzung aller internationalen Normen“ verurteilt, aber auch gesagt, dass die Halbinsel nicht an die Ukraine zurückgehen werde. „Ist die Krim ein Sandwich oder etwas, das man nehmen und zurückgeben kann? Das glaube ich nicht“, waren seine Worte dem russischen Radiosender Echo Moskwy gegenüber.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage zum Ukraine-Krieg teil:

Die Dokumentation „Heimweh – eine Kindheit zwischen den Fronten“ erzählt die Geschichte von Kindern aus einem speziellen Waisenhaus in der ostukrainischen Stadt Lyssytschansk, die kurz vor der russischen Invasion 2022 entstanden ist. Die Stadt ist heute ein Trümmerfeld und steht unter russischer Besatzung. Laut Azad Safarov, stellvertretender Regisseur des Films, seien alle Kinder zwar in Sicherheit, „das spezielle Waisenhaus wurde jedoch nach einem Raketenangriff zerstört.“Hier können Sie den Dokumentarfilm „Heimweh – eine Kindheit zwischen den Fronten“ auf YouTube schauen:

Trotz weniger Popularität und Werbung als „Nawalny“ kam der Film in die engere Auswahl – ganz zur ukrainischen Freude. Darya Bassel vom Produktionsstudio Moon Man, einem ukrainischen Ko-Produzenten des Films, lobt den Film und gibt gleichzeitig zu, dass er weniger populär ist als „Nawalny“.

Auf die Frage, was sie von der Nawalny-Dokumentation halte, die um denselben Preis konkurriert, sagte Bassel, dass jeder für das kämpfe, was ihm wichtig sei. Für sie sei dies, über die Ukraine zu sprechen und darüber, wie der russische Krieg das Leben in ihrem Land ruiniere.

Für Alexej Nawalny sei es wichtig, über den Anschlag auf sein eigenes Leben und über Putins Korruption im Kreml zu sprechen sowie sein Land in eine neue Richtung zu bewegen. Sieht ganz so aus, als kämpften beiden Parteien für das Wohl ihres eigenen Landes. Am Sonntag geht dieser Kampf in die finale Runde.