Nach dem Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin schätzte die Sicherheitsexpertin Claudia Major im ZDF-„Moma“ die Lage ein. Von ihr gab es harte Worte.
Harte Worte von Expertin im ZDF-„Moma“Nach Trump-Telefonat: „Was Russland anstrebt, sind jetzt drei Dinge“

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Claudia Major spricht über die Folgen der zwischen US-Präsident Trump und Kremlchef Putin erzielten Vereinbarung im Ukraine-Krieg.
Die Politikwissenschaftlerin Claudia Major (German Marshall Fund) hatte im ZDF-„Morgenmagazin“ ihre Sicht auf das Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin vom Dienstag dargelegt.
Laut der renommierten Sicherheitsexpertin sei Trumps Versuch, einen Waffenstillstand zu vermitteln, gescheitert. Das Telefonat sei ein „Misserfolg“ gewesen, etwa weil Trump die Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe nicht bei Putin durchsetzen konnte – stattdessen gingen die Angriffe auf die Ukraine unvermittelt weiter.
Warum macht Trump nur Zugeständnisse?
Im Gespräch mit Moderatorin Dunja Hayali erklärte Major, dass Russlands Zögern in der aktuellen Lage klare Ziele verfolge. Russland versuche, seine eigenen Anliegen zu diktieren – etwa, dass die USA die Unterstützung für die Ukraine einstellt. Major: „Es gibt offensichtlich von Russlands Seiten kein Bestreben, den Krieg zu beenden.“
Putin stellt Bedingungen, Trump wiederum habe gar nichts von ihm abverlangt, stattdessen macht er nur Zugeständnisse. Warum? „Die USA wollen eine Normalisierung der Beziehungen mit Russland“, so Major. Einen „Reset“. Womöglich stehe dahinter die Strategie, „Russland aus der engen Umklammerung Chinas zu lösen“. Aber das scheine auch nicht zu funktionieren, so Major, immerhin arbeite Russland weiter an den engen Beziehungen zu China, Nordkorea und dem Iran.
„Was Russland anstrebt, sind letztlich drei Dinge“
Putin hat einer Waffenruhe nur zugestimmt, wenn die militärische Unterstützung der Ukraine eingestellt wird. Das käme de facto einer Kapitulation gleich, so Major. „Die Ukraine wäre fundamental geschwächt und ein einfaches Opfer für den nächsten Angriff.“
Mit eindringlichen Worten erklärte Major das strategische Bestreben Russlands: „Was Russland anstrebt, sind letztlich drei Dinge: Einmal, die Ukraine zu besiegen, sich einzuverleiben als Vasallenstaat, in Europa die Spielregeln zu verändern und international auch die Spielregeln in Richtung Großmachtpolitik zu verändern.“
Diese Ziele könnten langfristig die europäische Sicherheitslage dramatisch verändern, sollte Russland erfolgreich durch Krieg und nukleare Drohungen Interessen durchsetzen können.
Für Europa zeichnet sich damit eine kritische Fragestellung ab – wird Russland nicht nur eine unmittelbare Bedrohung für die Ukraine, sondern auch für andere Länder? „Wenn Russland wirklich die Lehre ziehen kann, dass es mit nuklearem Druck seine Ziele erreichen kann, dass es andere Länder zum Teil annektieren kann, dann besteht die Gefahr, dass es das noch einmal versucht, mit Blick auf Westeuropa“, erklärt Major.
Doch nicht nur von Russland geht eine Gefahr aus. Major lenkte den Fokus zudem auf die Trump und die Vereinigten Staaten. Die USA wollten nicht länger Allianzpartner sein, „sondern lieber Großmacht“. Europa müsse sich fragen, „ob die USA nicht eher eine Sicherheitsbedrohung für Europa werden als eine Lebensversicherung, wie sie es bislang waren“, verdeutlichte Major.