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Schauspielerin Sinje Irslinger„Das Herzliche findet man nur im Rheinland“
Köln – Aufgewachsen in der Kölner Südstadt, Schauspielerfahrungen an der Comedia, Abi an der Kaiserin-Augusta-Schule – und dann ab in die große weite Welt des Films: Sinje Irslinger (24) ist konsequent ihren Weg gegangen und zu einer der meistbeachteten jungen deutschen Schauspielerinnen geworden.
Im Kinofilm „Gott, du kannst ein Arsch sein!“ (mit Til Schweiger, Heike Makatsch und Jürgen Vogel) hat sie mitgespielt, am 14. Oktober startete ihre Serie „Breakin Even“ in ZDFneo. Gründe für ein langes Interview.
Sie haben kürzlich in Köln die Premiere Ihres ersten großen Films erlebt. Gutes Gefühl?Sinje Irslinger: Es war so schön! Ich hatte hier zwar auch mit „Das schönste Mädchen der Welt“ Premiere, aber das war doch was anderes – es ist ja die Hauptrolle, das größte Projekt meines bisherigen Lebens. Das ist was sehr Besonderes, Aufregendes und macht mich stolz. Und ich hatte meine ganze Familie und meine Freunde an meiner Seite. Das war wirklich ein Heimspiel.
Sie spielen die Tochter von Heike Makatsch und Til Schweiger, und auch sonst ist der Film toll besetzt – wie haben Sie reagiert, als Sie das hörten?So schnell habe ich das gar nicht mitbekommen. Denn erst kam das Casting, dann erhielt ich die Zusage, dann kam das Drehbuch, und erst vom Regisseur habe ich erfahren, wer alles dabei ist. Ich war vollkommen sprachlos, das musste ich erst mal sacken lassen.
Haben Sie besonderen Respekt vor den großen Namen?Ich finde es natürlich toll, mit guten und bekannten Schauspielern zu spielen, weil mich das noch mehr pusht. Das ist wie ein Energie-Kick, da will ich erst recht gut sein. Aber da kommt kein „Oh ogottogott! Die sind ja viel besser als ich!“ Vor der Kamera begegnen wir uns auf Augenhöhe.
Grundlage des Filmes ist die wahre Geschichte der 16-jährigen Steffi, die kurz nach ihrem Realschulabschluss erfährt, dass Sie an Krebs erkrankt ist und nur noch wenige Tage zu leben hat. Sie ließ sich daraufhin den Titel-Spruch auf die Brust tätowieren. Das Buch hat ihr Vater Frank Pape geschrieben…Ich kannte es leider vorher nicht und habe es erst gelesen, als ich wusste, dass ich die Steffi spielte. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Ich habe Frank bei der Premiere getroffen, und er hat mir gesagt, dass ihm der Film sehr gefallen hat. Da ist mir doch ein Riesenstein vom Herzen gefallen.
Ein großer Film, tolle Partner – leben Sie jetzt Ihren Traum?Ich hatte nie die großen Träume von Erfolg und Karriere. Ich bin da reingerutscht. Ich habe immer Sachen gemacht, die mir Spaß gemacht haben, und mich immer gefreut, wenn es dann auch geklappt hat und ein schöner Film rausgekommen ist. Natürlich habe ich es mir gewünscht, mal eine Hauptrolle in einem Kinofilm zu haben.
Wie kamen Sie dann zum Schauspiel-Beruf?Ich habe während meiner Schulzeit an einem Schauspielkurs in der Kölner Comedia teilgenommen. Zum Abschluss spielten wir ein Stück, das wir selbst geschrieben hatten, in dem es um junge Talente ging, die gern auf eine Schauspielschule wollten – also wie bei uns. Und da saß eine Agentin im Publikum, die mich fragte, ob ich nicht Lust auf ein Casting hätte und in ihre Agentur aufgenommen werden möchte. Und so bin ich da reingerutscht. Das war schon cool.
Haben Sie einen Plan B?Ich will noch keine Tür verschließen, ich will alles mitnehmen, was ich mitnehmen kam. Ich habe schon mit 15 meine ersten Rollen gehabt, bin aber weiter zur Schule gegangen und habe mit 18 Abi gemacht. Ich bin dann nach Berlin gegangen, habe erst zwei Jahre Philosophie studiert und studiere jetzt Digitale Medienkultur. Ein sehr spannendes Studium. Ich will auf jeden Fall zu Ende studieren und meinen Master machen.
Klingt ungewöhnlich – nach den vielen Schauspiel-Erfolgen, die Sie schon haben…Das mache ich mit gutem Grund. Ich hatte vorher drei Jahre hauptberuflich als Schauspielerin gearbeitet und gemerkt, dass dieser Beruf auch aus vielen Leerlaufzeiten besteht, in denen man teilweise sehr lange unbeschäftigt ist. Ich habe was gegen Langeweile, ich brauche Gehirnfutter. Ich will immer was Neues lernen, ich möchte die Welt um mich herum auch weiterhin verstehen und mir dazu das Wissen aneignen. Aber natürlich werde ich mein Studium bei einer großen Serie oder einem Film hintenan stellen. Aber ich werde es nicht vernachlässigen.
Viele junge Menschen sind vollkommen überrumpelt, wenn sie nach Berlin kommen. Wie ist es bei Ihnen: Spielt das Rheinland überhaupt noch eine Rolle in Ihrem aktuellen Leben?Aber natürlich! Durch mein Studium ist Berlin zwar mein Lebens-Schwerpunkt geworden, doch das ändert nichts daran, dass ich ein kölsches Mädche bin. Ich habe meine Familie hier, und hier wird glücklicherweise sehr viel gedreht. Deswegen bin ich immer sehr oft hier.
Was hat das Rheinland, was Berlin nicht hat?Den Rhein, den Dom. Und die Kölner Südstadt. Ich bin im Klösterchen geboren, habe in der Südstadt die KAS besucht und durch die Comedia, die auch in der Südstadt ist, die Schauspielerei kennengelernt. Und ich habe gemerkt, dass die Menschen im Rheinland ganz anders als anderswo sind. Dieses Offene und Herzliche findet man nur hier. In Berlin ist alles ruppiger, es ist manchmal schwer, sich daran zu gewöhnen. Köln ist und bleibt meine Herzensstadt.
Gibt es noch Momente, in denen Sie sich kneifen müssen: Wo bin ich gelandet?Manchmal schon. Ich musste für unseren Film zum Beispiel eine Kuh auf der Weide reiten. Und als ich dann oben saß, hörte ich den Satz vom Regisseur: „Halten wir mal die Kamera drauf und gucken, was da wohl passiert!“ Da habe ich mich gefragt: „Wie bin ich bloß hierhergekommen, und was mache ich hier eigentlich?“ (lacht).
Sinje Irslinger: So jung und schon ausgezeichnet
Sinje Irslinger (geboren am 30. Januar 1996 in Köln) ist die Tochter einer Maskenbildnerin und eines TV-Journalisten. 2014 machte sie ihr Abitur an der Kölner Kaiserin-Augusta-Schule („KAS“).
2010 bis 2011: Aufbau-, Grund- und Inszenierungskurse am Kölner Comedia-Theater. 2011: Erste Filmrolle im Kurzfilm „Guck woanders hin“.
2013: TV-Drama „Es ist alles in Ordnung“ (Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises, Nachwuchsförderpreis der Deutschen Akademie für Fernsehen).
2019: „Gott, du kannst ein Arsch sein!“ (jetzt im Kino), ZDFneo-Serie „Breaking Even“ (ab 14. Oktober).