Rapper Bushido hat im großen EXPRESS.de-Interview über die Auswanderung nach Dubai, sein neues Album „König für immer“ und das „Sommerhaus der Stars“ gesprochen.
„Sommerhaus der Stars“Bushido verrät wahren Grund, warum er nicht einzieht
Seit 1998 steht er als Rapper auf der Bühne. In den letzten Jahren machte Bushido (45, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi) aber vor allem mit dem Prozess gegen Arafat Abou-Chaker auf sich aufmerksam.
Jetzt ist er zurück auf der Bühne – am 10. August 2024 tritt er in Bonn auf dem Kunstrasen auf. Im Oktober startet er dann gemeinsam mit seiner Frau Anna-Maria die Live-Podcast-Tour „Im Bett mit Anna-Maria und Anis Ferchichi“. Ganz schön viel los bei Bushido, wie er EXPRESS.de im Interview verrät.
Bushido: Bühne bedeutet ihm alles, sein Geburtsort Bonn „nicht viel“
Sie sind aktuell wieder auf Tour. Wie fühlt sich das an, nach acht Jahren Pause?
Bushido: Es ist ein supertolles Gefühl. Ich war skeptisch, ob ich das so hinbekomme und ob die Leute überhaupt noch Lust haben. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, da heißen acht Jahre Live-Pause oft, dass man nicht wiederkommt. Die Atmosphäre, die Menschen, die Positivität waren unglaublich. Auch dass ich meine Frau, meine Kinder und die Nannys, die bisher nur Dubai kannten, mitnehmen konnte, war toll.
Im August treten Sie in Bonn auf – da wurden Sie geboren. Was verbinden Sie mit der Stadt?
Bushido: Nicht viel. Ich bin als Säugling mit meinen Eltern nach Berlin gezogen. Das letzte Mal in Bonn auf der Bühne stand ich 2007. Ansonsten war ich leider immer nur dort, wenn ich zur Bundesprüfstelle für Kinder- und Jugendmedienschutz musste – die entscheiden, ob Songs als jugendgefährdend eingestuft werden.
Auf Tour ist Ihre ganze Familie mit dabei. Sie holen die Kinder auf die Bühne. Bei den Fans kommt das gut an, Kritiker sind der Meinung, dass Sie Ihre Kinder ins Rampenlicht zerren. Was entgegnen Sie denen?
Bushido: Kritiker können ihre Kritik äußern, das ist in Ordnung. Aber letztendlich sind das Menschen, die über etwas sprechen, mit dem sie nichts zu tun haben. Sie haben keine Entscheidungsgewalt. Meine Frau und ich sind die Eltern, wir sind verantwortlich für das Wohl unserer Kinder. Es liegt an uns, diese Entscheidungen zu treffen. Wir nehmen auf Kritiker keine Rücksicht.
In Ihrer Doku zeigen Sie viel Privates. Gibt es Grenzen?
Bushido: Alles das, was in der Doku nicht zu sehen ist, geben wir nicht preis. Wir entscheiden, welche Informationen an die Öffentlichkeit kommen und welche nicht. Wir haben auch lange überlegt, ob wir zum Beispiel die Kinder zeigen, oder nicht. Sie dürfen nur auf eine gewisse Weise gezeigt werden, die wir bestimmen. Wir gehen mit der Doku an die Öffentlichkeit und können so auch kontrollieren, was über uns berichtet werden kann. Eine gute Situation für uns.
Wie schützen Sie Ihre Kinder vor negativen Stimmen?
Bushido: So sehr in der Öffentlichkeit stehen die Kinder nicht. Ja, sie sind in der Doku zu sehen und waren mit auf Tour. Da sind sie zum Beispiel am Merch-Stand das erste Mal auf Fans getroffen. Wir haben auf Tour viel Positivität und Zuspruch bekommen. Es gab niemanden, der blöd aufgefallen ist. Die Kinder sind sehr aufgeweckt, Aaliyah wird zwölf, die Zwillinge elf. Wenn die was lesen, verstehen die, dass das nicht stimmt, weil sie ja Teil der Familie sind und die Wahrheit kennen. Die anderen sind noch zu klein.
Zu Ihren Texten gehören Beleidigungen. Auf der anderen Seite geben Sie sich als fürsorglicher Großfamilienvater. Wie passt das zusammen?
Bushido: Meine Kinder wissen, dass das zu meiner Musik gehört – aber nicht in den Alltag. Sie wissen, dass man das nicht eins zu eins übernehmen darf, weil das böse Wörter sind, die nicht für kleine Kinder gemacht sind. Wir können nicht davon ausgehen, dass Kinder solche Wörter niemals hören, wissen nicht, was die in der Schule reden. Das muss man als Eltern akzeptieren. Wir gehen offensiv damit um, damit die Kinder wissen, dass diese Art der Sprache nicht für sie gemacht ist.
Bushido: „Ich bin Deutscher, aber aus der Ferne“
Inzwischen leben Sie mit der Familie in Dubai. Wie hat sich Ihr Leben seit der Auswanderung verändert?
Bushido: Es ist unglaublich schön geworden. Deutschland ist meine Heimat. Ich liebe das Land, es hat mir viel gegeben und ich habe ihm viel gegeben. Aber ich habe dort nie lernen können, dass man sein Leben genießen kann. Ich bin mit Bedenken nach Dubai gekommen. Jetzt sehe ich, dass es eine meiner besten Entscheidungen war. Wir können das Leben endlich frei leben, haben tolle Mitarbeiter. Die Menschen haben gute Laune, es ist tolles Wetter und es ist auch nicht so, dass man hier seine Meinung nicht sagen darf. Dubai hat sich sehr entwickelt.
Haben Sie manchmal Heimweh?
Bushido: Nein, gar nicht. Schade, dass ich das so sagen muss. Ich bin traurig, dass ich Deutschland nicht vermisse. Das Land macht es einem aber auch leicht, es nicht zu vermissen – gerade auch mit der aktuellen politischen Situation und der Gewalt. Es werden Menschen auf der Straße getötet, wie zuletzt in Mannheim. Es gibt Probleme mit Energie, es herrscht Krieg in Europa. Ich wünsche allen in Deutschland nur das Beste. Ich bin Deutscher, aber aus der Ferne!
2011 haben Sie einen Bambi als Vorbild für Integration bekommen. Später haben Sie in einem „Zeit“-Interview selbst gesagt, dass Sie eigentlich nicht integriert sind. Wie passt das zusammen?
Bushido: Nur weil ich mich als Deutscher fühle, muss ich nicht integriert sein. Ich kann die Gesetze, die Menschen- und Grundrechte, die Meinungsfreiheit nachvollziehen. Das habe ich in mir integriert, das ist ein sehr kostbares Gut. Aber in der Gesellschaft habe ich mich nie integriert gefühlt, habe immer in meiner eigenen Blase gelebt. Dieser Preis war wahnwitzig, ich hätte ihn mir selbst nicht gegeben. Er bedeutet mir nichts – damals wie heute.
Können Sie die Kritiker verstehen, die sagen, Sie seien kein Vorbild?
Bushido: Es kommt darauf an, auf welcher Grundlage diese Kritik basiert. Kritiker haben keinen Einfluss darauf, wie ich mein Leben lebe. Wenn jemand findet, dass ich kein Vorbild bin, ist das seine Meinung. Ich habe acht Kinder, meine Kinder sind gebildet und empathisch. Wer will mir da was über Vorbild erzählen? Ich bin das beste Vorbild für meine Kinder – das ist das Wichtigste.
Vor Kurzem ist Ihr neues Album „König für immer“ rausgekommen. Sehen Sie sich selbst als der König des Deutsch-Raps?
Bushido: Ja, würde ich schon sagen. Das muss nichts Gutes und nichts Schlechtes heißen. Das bedeutet nicht, dass ich der Beste bin.
Der Song „Dark Knight“ richtet sich gegen Capital Bra. Braucht Deutschrap den Beef der Künstler untereinander? Ist das nicht manchmal ein bisschen kindisch?
Bushido: Natürlich braucht Deutschrap das. Wer sagt, das ist kindisch? Das sind Leute, die mit der Musik nichts zu tun haben. Rap besteht eben auch aus Beef, das gehört dazu.
„Das Sommerhaus der Stars“: Der wahre Grund, warum Bushido nicht einzieht
Sie wollten ins „Sommerhaus der Stars“. Woran ist die Teilnahme gescheitert?
Bushido: Das „Sommerhaus der Stars“ gucke ich mir einfach gerne an. Deswegen kam auch die Idee, da mitzumachen. Aber meine Frau möchte das nicht. Und ich glaube, solche Formate, wie auch der RTL-„Dschungel“, sehen viele als Endstation ihrer Karriere und meine beziehungsweise unsere Karriere ist noch lange nicht am Ende. Es gibt keinen Grund, da hineinzugehen. Ich hätte es aus Spaß gemacht, aber das alleine reicht nicht.
Ist das Thema endgültig vom Tisch?
Bushido: Mir wurden schon einige Formate angeboten, aber es muss halt auch Bock machen. Unsere Doku ist Reality en masse. Am 13. Juli 2024 kommt die Tour-Doku raus und wir sind bei „Schlag den Star“. In den nächsten Wochen und Monaten gibt es noch einige andere Formate mit uns, die wir schon gedreht haben.
Bushido: Rüpel-Rapper und Großfamilien-Papa
Anis Mohamed Youssef Ferchichi wurde am 28. September 1978 in Bonn-Bad Godesberg geboren. Er zog noch als Säugling mit seinen Eltern nach Berlin. Seine Anfänge machte er ab 1998 bei Aggro-Berlin. Dort arbeitete er mit Sido, B-Tight und Fler zusammen. 2002 erschien unter dem Pseudonym Sonny Black das Album „Carlo Cokxxx Nutten“ mit Fler. 2004 verließ er Aggro-Berlin, ging zu Universal/Urban, gründete sein eignes Lable „Ersguterjunge“.
Bushido hat bis dato (Juni 2024) 14 Alben veröffentlicht, wurde mit einem Bambi, mit mehreren Bravo-Ottos und etlichen anderen Preisen ausgezeichnet. Seit 2011 ist er mit Anna-Maria, der Schwester von Sarah Connor, zusammen. 2012 heirateten die beiden. Anna-Maria brachte einen Sohn mit in die Ehe, zusammen haben sie sieben weitere Kinder. Die Familie lebt in Dubai.