Angemessen oder unverschämt?Das ist die geheime Gagen-Liste der „Tatort”-Stars
Köln – Den ersten Platz auf der Quoten-Tabelle und bei allen Umfragen nach dem beliebtesten Ermittler-Duo nehmen sie schon lange ein. Jetzt wollen sie offenbar auch im Gehaltsranking aufsteigen.
Die Münsteraner „Tatort“-Kommissare Jan Josef Liefers (52) und Axel Prahl (56) alias „Boerne“ und „Thiel“ fordern laut „Rheinischer Post“ eine Verdoppelung ihrer Gage.
Das stellt den klammen WDR vor die Frage: Wieviel sind ihm seine Stars wert?
Der WDR ist ein gebranntes Kind. Der Name Thomas Gottschalk hallt in den weiten Fluren des Senders in Köln immer noch nach.
Der beliebte Showmaster bekam vom Sender für „Gottschalk Live“ ein Millionen-Honorar, obwohl die Show abgesetzt wurde, sie keiner mehr sehen wollte. Da wurde viel Gebührengeld ausgegeben, dessen Nutzen wenige verstanden.
Könnte dies das Aus bedeuten?
Diese Diskussion schwingt mit, wenn’s jetzt um die angeblichen Forderungen von Prahl und Liefers geht. 250.000 statt rund 120.000 Euro pro Folge sollen die Publikums-Lieblinge vom WDR gefordert haben (einschließlich Wiederholungshonorar).
Damit würden sie in der Gagen-Tabelle von Platz 3 auf 2 klettern. Ihr Sender aber muss sparen, stellte deshalb bereits Formate ein. Lehnt er die Erhöhung ab, könnte es aber das Aus für den erfolgreichsten „Tatort“ bedeuten.
Gage könnte auf zwei Millionen wachsen
Prahl und Liefers selbst äußern sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht dazu. Auch der WDR richtet nur aus, „weder zu laufenden Verträgen noch Vertragsverhandlungen noch Vertragskonditionen“ Auskunft geben zu dürfen.
Der Fall wird wohl juristisch geprüft. Hintergrund: Wenn Prahl und Liefers gemeinsam veranschlagt werden, könnte die Gage mit Zuschlägen auf über 2 Millionen Euro im Jahr wachsen.
Forderungen werden kritisch geprüft
Und dann müsste der Rundfunkrat als Aufsichtsgremium zustimmen. „Das stimmt“, sagt dessen Vorsitzende Ruth Hieronymi unserer Redaktion. „Wir sind aber dazu noch nicht befragt worden.“
Sie lässt aber bereits durchblicken, dass sie die Forderung kritisch prüfen würde: „Wir dürfen gewisse Steigerungsraten nicht überschreiten, weil wir das Geld einfach nicht haben“, wird Hieronymi deutlich.
Schauspieler-Gewerkschaft unterstützt die Forderung
„Es muss genug Finanzierungsmasse da sein. Wir müssen die Bereiche Bildung, Information und Unterhaltung ausgewogen finanzieren wie bisher.“ Sprich: Mehr ist nicht drin.
Heinrich Schafmeister (59), Vorstandsmitglied der Schauspieler-Gewerkschaft „Bundesverband Schauspiel“, hingegen unterstützt die angebliche Forderung.
„Die Sender haben irre Vorteile von den »Tatorten«. Aber wir Schauspieler finden in der Beteiligung nicht statt. Das verhandeln wir gerade.“
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Sie verdienen das Doppelte
Wer viel schafft, verdient viel ... Anerkennung. Auch monetäre.
Man kann sich vorstellen, dass die „Tatort“-Könige Jan Josef Liefers und Axel Prahl sich am letzten Montag (nach 13,57 Millionen, also satten 40 Prozent aller TV-Gucker an diesem Abend!) gefragt haben, warum sie weniger Gage bekommen als ein Til Schweiger oder eine Maria Furtwängler.
Wer seinen Marktwert kennt, darf den auch verlangen. Der WDR sollte seine Aushängeschilder würdigen. Auch monetär.
Zu hohe Forderung
Satte 250.000 Euro pro „Tatort“: Das sind bei drei Wochen Drehzeit fast 12.000 Euro am Tag. Überzogen, was Liefers und Prahl angeblich fordern.
Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten unsere Gebühren in die Entwicklung junger, frischer Sendungen und Shows stecken, statt Gagen für Klassiker zu verdoppeln.
Mehr Geld macht „Boerne“ und „Thiel“ nicht besser. An anderen Stellen kann es für Frischzellen-Kur sorgen, die das öffentlich-rechtliche Programm nötig hat.
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