Jörg Hartmann, der im „Tatort“ aus Dortmund den Ermittler Peter Faber spielt, hat eine ungewöhnliche Biografie geschrieben.
„Macht einen fertig“„Tatort“-Kommissar über die härtesten Stunden seines Lebens
Der Kommissar ermittelt in eigener Sache: Jörg Hartmann (53), der als Peter Faber seit 2012 im Dortmunder „Tatort“ auf Mördersuche geht, hat einen biografischen Roman über seinen Beruf und seine Familie geschrieben.
„Der Lärms des Lebens“ heißt er und ist so ganz anders als Kommissar Faber, der mit seinem hässlich-braunen Parka und mit zynischem Missmut durch Dortmund stapft.
„Tatort“-Kommissar: Im TV knorrig, privat kann er auch die zarten Töne
Jörg Hartmann, 1969 in Herdecke geboren, schlägt nahezu zärtliche Töne an, wenn es um seine Großeltern und um seinen 2018 gestorbenen dementen Vater geht.
„Ich wolle nicht, dass er in Vergessenheit gerät“, sagt er im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „Er wusste immer sofort, wem zu trauen ist und wem nicht. Das hatte etwas mit seinen gehörlosen Eltern zu tun: Er hat von klein auf gelernt, seine Antennen auszufahren und zu erspüren, wie jemand tickt.“
Immer wieder verknüpft Jörg Hartmann familiäre Erfahrungen mit Erlebnissen aus seiner Kindheit und Jugend im Ruhrpott und den Besonderheiten des Schauspielerlebens am Theater und im Fernsehen.
In der anrührendsten Passage des Buches schildert der aus dem Dortmunder „Tatort“ einem Millionenpublikum bekannte Schauspieler, wie vor gut 20 Jahren seine älteste Tochter nur einen Tag nach ihrer Geburt operiert werden musste, er aber nicht an ihrer Seite im Krankenhaus bleiben konnte.
Jörg Hartmann beschreibt Stolperstart in seine Bühnen-Karriere
Denn wenige Tage später hatte Hartmann an der Berliner Schaubühne Premiere. „Ich glaubte, unbedingt auf der Probe erscheinen zu müssen, anstatt im Krankenhaus zu sitzen. Das macht einen fertig.“
Hartmann lässt einerseits die Leserinnen und Leser tief in seine Schauspieler-Seele gucken, vermeidet aber anderseits jeden Tratsch und Klatsch. Denn: „Ich möchte nicht die Promi-Nase sein, die nur Anekdoten aus der Schauspielwelt erzählt.“
Stattdessen beschreibt er seine eigenen Unzulänglichkeiten. Zum Beispiel, wie ihn in den 90er Jahren bei einem Vorstellungsgespräch an der Berliner Schaubühne die damalige, als resolut bekannte Intendantin Andrea Breth erst gnadenlos abmeierte und dann geräuschvoll durchfallen ließ.
Bevor du weiterliest: Kennst du schon den kostenlosen WhatsApp-Channel des EXPRESS? Dort erhältst du täglich die wichtigsten News und spannendsten Geschichten aus Köln – abonniere uns jetzt hier und aktiviere die Glocke, um stets up-to-date zu sein!
Das war zum Glück nicht das Ende, sondern der Stolperstart zu einer Karriere, die ihn zu einem der bedeutendsten Schauspieler seiner Generation werden ließ. Unvergessen ist seine Rolle als fieser MfS-Major Falk Kupfer in der TV-Serie „Weissensee“, für die Hartmann 2011 den Deutschen Fernsehpreis bekam.
Jörg Hartmann über tiefe Gräben und ein Klima der Angst
Er ist ein Mann mit Meinung, vor allem, was das eigene Gewerbe angeht. So bezieht Hartmann glasklar Stellung zur Debatte an manchen Theatern, wer welche Rollen spielen darf, ob zum Beispiel nur ein Homosexueller auch einen Schwulen darstellen darf.
Er sagt: „Wir schaffen neue Gräben, ein neues Klima der Angst, erschaffen eine Zensur, die früher nur von oben kam. Wenn Theaterleute glauben, sie wissen, wo die Bösen sind, wenn sie einfache Antworten liefern, statt Fragen zu stellen, dann verlasse ich den Saal!“