Ist der Medien-Rummel um Thomas Gottschalks neues Sachbuch nur eine gewiefte PR-Strategie? Überraschung: Wer geglaubt hat, „Ungefiltert“ werde die deutschen Buch-Charts im Sturm erobern, sieht sich – bislang – getäuscht. Ein Entertainer-Kollege schneidet deutlich besser ab.
Thomas GottschalkAufreger-Werk des Moderators? So kommt sein neues Buch wirklich an
Für einige Tage hatte er es geschafft. Thomas Gottschalk, der offen darunter leidet, nicht mehr wie zu besten „Wetten, dass ..?“-Zeiten die Massen zu erreichen, war in deutschen Medien Gesprächsthema Nummer eins. Darf man heute noch sagen, was man denkt als 74-jähriger Entertainer? Sind Gottschalks Fingerübungen auf den Beinen und Rücken weiblicher Show-Gäste aus heutiger Sicht zu verurteilen?
Fragen wie diesen stellt sich Thomas Gottschalk in seinem dritten Sachbuch, „Ungefiltert. Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann“. Am 16. Oktober ist es erschienen, begleitet von zahlreichen Talkshow-Auftritten des spät berufenen Autors und noch viel zahlreicheren Debatten in klassischen und sozialen Medien.
Hape Kerkeling lässt Thomas Gottschalk weit hinter sich
So hart den Showmaster manche Kritik zu treffen schien: Viele vermuteten dahinter eine narrensichere PR-Strategie. Bei so viel Medienrummel würde das Buch doch sicher auf Platz eins der Bestseller-Charts schießen. Oder?
Ganz so ist es – bislang zumindest – nicht gekommen. Blickt man auf die vom „Börsenblatt“ herausgegebenen Sachbuch-Charts, findet man „Ungefiltert“ in Woche zwei nach Erscheinen auf Platz sieben. Für die allermeisten Sachbuch-Autorinnen und -Autoren des Landes wäre das wohl ein Triumph. Im Falle Gottschalks aber staunt man doch ein wenig, dass gleich sechs Sachbücher die deutschen Leserinnen und Leser in der vergangenen Woche mehr angesprochen haben.
Ganz vorne findet man die posthum veröffentlichte Schrift „Patriot“ des in der Haft gestorbenen russischen Regimekritikers Alexei Nawalny. Laut Zahlen von Media Control verkaufte es sich in der Kalenderwoche 43 fast 16.000-mal. Auf Platz 2 folgt Elke Heidenreichs „Altern“, auf Platz 3 dann ein Unterhalter-Kollege Gottschalks: Von Hape Kerkelings „Gebt mir etwas Zeit“ wurden in der KW 43 knapp 10.000 Exemplare verkauft.
Mit 2.826 verkauften Exemplaren hält „Ungefiltert“ da nicht ganz mit. Insgesamt weist Media Control 7.803 verkaufte Einheiten seit Erscheinen vor zwei Wochen aus.
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Zum Vergleich: Gottschalks erstes Buch, seine 2015 veröffentlichte Autobiografie „Herbstblond“, erreichte mit Erscheinen Platz eins der „Spiegel“-Bestsellerliste. Bis heute wurden laut Media Control 163.858 Hardcover- und 24.353 Taschenbuch-Ausgaben verkauft – ganz ohne Reiz-Themen und begleitende Talkshow-Aufreger wie jüngst jenen im „Kölner Treff“. (tsch)