Emotion und Leidenschaft bringen normalerweise vor allem die Fans und Spieler des 1. FC Köln ins Rhein-Energie-Stadion. Am Freitagabend waren es hingegen Düsseldorfer, die in Müngersdorf ihr Herzblut gaben: Die Toten Hosen.
Düsseldorfer Kult-BandToten Hosen lassen FC-Stadion abbrennen – Kölner nehmen das nicht hin
Düsseldorfer und Kölner können sich bekanntlich nicht sonderlich gut riechen. Am Freitagabend (10. Juni 2022) wurden die bekennenden Fortuna-Fans von den Toten Hosen jedoch herzlich in der Domstadt empfangen – und zwar am heiligsten Ort eines jeden Geißbocks: Im Rhein-Energie-Stadion!
Vor ausverkaufter Hütte in Müngersdorf lieferten die Hosen musikalisch so richtig ab und ließen dabei nicht nur ihre 40.000 Fans im Stadion ordentlich schwitzen. Besonders Frontmann Campino (59, bürgerlich: Andreas Frege) gab in gewohnter Manier alles, hüpfte wie ein Teenager über die Bühne und brachte die feiernde Meute regelrecht zum Explodieren.
Dass der Sänger der Band noch in diesem Monat 60 Jahre alt wird, war ihm zu keinem Zeitpunkt des Konzerts anzumerken.
Die Toten Hosen in Köln: Campino neckt Köln-Fans mit fieser Bemerkung
Wie zu erwarten tauchten auch ein paar Anhänger und Anhängerinnen im Düsseldorf-Dress auf, doch die leidenschaftlichen FC-Fans machten lautstark auf sich aufmerksam: Denn die Kölner und Kölnerinnen waren in ihren Trikots nicht nur zu sehen, sondern mit einigen Effzeh-Rufen auch deutlich zu hören.
Natürlich ließ es sich der gebürtige Landeshauptstädter nicht nehmen, die eine oder andere spitze Bemerkung in Richtung Domstadt und den FC rauszuhauen. „Das letzte Mal haben wir 2:2 hier gespielt mit der Fortuna. Wir hätten mehr verdient gehabt“, meinte Campino über das bislang letzte Bundesliga-Duell im Mai 2020 beim 1. FC Köln.
Außerdem gab er zu, dass die Band vor Jahren mal 50 Euro für die Verschönerung des Kölner Wahrzeichens gespendet habe. „Ich weiß nicht, haben wir diesen Fuffi für den Kölner Dom 2012 oder 2017 gespendet? Aber da haben die jedenfalls eine Menge draus gemacht, muss ich sagen! Ist gut geworden“, erklärte Campino mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus in der Stimme.
Über zwei Stunden performte die Kultband zum Auftakt ihrer Tour zum 40-jährigen Jubiläum. Zur Freude der Fans wurde dabei auch zahlreiche Songs vergangener Tage ausgepackt. Beispielsweise „Hier kommt Alex“, „Tage wie diese“ oder auch – passend zum Trip in die kölsche Rheinmetropole – „Auswärtsspiel“.
Für die 18 Konzerte der „Alles aus Liebe“-Tour in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden bislang schon 610.000 Tickets verkauft.
Feine Sahne Fischfilet: Hosen-Fans trauen ihren Augen nicht
Vorab unterhielten Akustik-Musiker Tim Vantol (37), die Indie-Band Leoniden sowie die Jungs von Feine Sahne Fischfilet das wartende Publikum. Vor allem der Auftritt der letztgenannten Vorband löste bei der einen oder anderen Person im Publikum ein wenig Verwirrung aus.
Der Grund: Feine-Sahne-Sänger Monchi (34, bürgerlich Jan Gorkow) ist zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie kaum noch wiederzuerkennen. Der 34-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern hat nämlich ordentlich abgespeckt.
Die Toten Hosen: Jubiläums-Tour zum 40-jährigen Bestehen
Die Toten Hosen gründeten sich vor 40 Jahren als freche, aufmüpfige Punkband und engagieren sich seither politisch. Offen positionieren sich die Musiker gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Auch beim Konzert im Rhein-Energie-Stadion gaben sie ein klares Statement zur aktuellen Situation in der Ukraine ab: „Diktatoren leben ihre Fantasien aus. Dann brennt Europa und irgendwann die ganze Welt.“
In diesem Jahr begann die Düsseldorfer Band erstmals eine Tournee in der rivalisierenden Nachbarstadt Köln. Ihren ersten Auftritt im ehemaligen Müngersdorfer Stadion hatten die Toten Hosen übrigens vor mehr als 30 Jahren: Im Jahr 1990 traten sie als Vorband für die legendären Rolling Stones auf. Bei ihrem 45. Kölner Auftritt waren sie nun selbst die Superstars.
Trotz der jahrelangen Bühnenerfahrung ist es für den routinierten Hosen-Frontmann Campino aber noch immer etwas ganz Besonderes, in einem Stadion zu performen – und das ist seinem Fußball-Fanatismus „geschuldet“.
So drückt Campino nicht nur seinem Heimatklub Fortuna Düsseldorf die Daumen, er ist auch glühender Anhänger vom Klopp-Klub Liverpool. Beim Champions-League-Finale am 28. Mai 2022 in Paris war Campino selbstverständlich dabei – und musste ansehen, wie die Reds gegen Real Madrid mit 0:1 verloren. (jm)