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„Wetten, dass ..?“Vor der Gottschalk-Show aus Friedrichshafen: Warum ist das Lagerfeuer erloschen?

Thomas Gottschalk als „Wetten, dass ..?“-Moderator.

Thomas Gottschalk moderierte „Wetten, dass ..?“ in zwei Etappen: zwischen 1987 und 1992 und zwischen 1994 und 2011. Und seit 2021 wieder ...

Ja, es gab einmal Fernsehunterhaltung mit gesellschaftlicher Relevanz – einst erfunden von Frank Elstner: „Wetten, dass ..?“ war über viele Jahre ein TV-Hit erster Güte. 2021 gab es mit Thomas Gottschalk ein eigentlich einmaliges Comeback – mit derart großem Erfolg, dass nun die nächste Neuauflage zelebriert wird.

Er ist wieder da! Und wie: Nachdem Thomas Gottschalk vor einem Jahr mit seinem eigentlich einmalig gedachten „Wetten, dass ..?“-Comeback sensationelle Quoten holte, darf er nun (und auch im kommenden Jahr) gleich noch einmal ran.

Rund 14 Millionen Zuschauer, darunter vier Millionen aus der Zielgruppe der Jüngeren, waren dabei. Also sind „Wetten, dass ..?“ und der große Blonde aus dem Frankenland jetzt erst mal zurück – und das im großen Stil. Am Samstag, 19. November 2022, um 20.15 Uhr wird live aus der Messe Friedrichshafen die Fortsetzung des Comebacks übertragen. Drei Stunden sind für die Show, bei der unter anderem Herbert Grönemeyer und Robbie Williams auf der Bühne stehen, im ZDF-Programm veranschlagt.

„Wetten, dass ..?“: Warum ist das TV-Lagerfeuer erloschen?

Wobei man sagen muss: Eigentlich war Thomas Gottschalk nie weg – sowohl im TV als auch in den Boulevardmedien lebte der Entertainer mit der großen Klappe und dem fragwürdigen Klamottengeschmack seinen Legendenstatus stets genüsslich aus. Allein: Die ganz große Bühne seiner Samstagabendshow, die unangefochtene Rolle des obersten deutschen Fernsehunterhalters, die hatte er nach dem vorläufigen Ende seiner „Wetten, dass ..?“-Ära vorerst verloren.

Man kann im Rückblick vieles über Thomas Gottschalks „Wetten, dass ..?“-Zeit sagen, aber auf seine Gäste konnte sich der Franke immer verlassen. „Thommy“, wie er in seinen großen Jahren stets vom Boulevard genannt wurde, hatte einfach einen Schlag bei den Stars. Sie kamen immer gerne zu ihm: „Du bist eine Institution, du kannst nicht aufhören!“ Mit diesen flehenden Worten wandte sich etwa Supermodel Naomi Campbell an den Moderator – just nachdem dieser verkündet hatte, den Job als „Wetten, dass ..?“-Gastgeber an den Nagel zu hängen.

Dies trug sich am 12. Februar 2011 auf der Bühne in Halle an der Saale und live im ZDF zu. Es war die insgesamt 193. „Wetten, dass ..?“-Ausgabe und die Sendung zum 30-jährigen Bestehen jener Show, die über so viele Jahre als „Quotenflaggschiff“ der Mainzer Furore machte, bevor es wie alle Formate aus der guten, alten Zeit versenkt wurde.

Das ZDF hatte die Sendung, die nach Gottschalks Ausstieg in ihren letzten Jahren noch 16-mal von Markus Lanz moderiert, zunehmend kritisch begleitet und als diese immer weniger eingeschaltet wurde, mit der 215. Ausgabe am 13. Dezember 2014 eingestellt. Überfällig, befanden die Kritiker, während Fernseh-Romantiker den Kopf darüber schüttelten, wie das ZDF eine derart starke Marke so einfach zu Grabe tragen konnte.

„Sie galt als 'größte Fernsehshow Europas“, ist bei Wikipedia über „Wetten, das ..?“ zu lesen. Und sie war lange Zeit eines der letzten Relikte einer vergangenen Zeit. Vor genau 40 Jahren, am 14. Februar 1981, wurde die Eurovisionssendung erstmals ausgestrahlt. Damals, moderiert vom Erfinder des Konzepts, Frank Elstner, und unter völlig anderen Vorzeichen auf den von wenigen Programmen bestimmten TV-Markt geworfen, war „Wetten, dass ..?“ ein Ereignis von nationaler Tragweite.

„Wetten, dass ..?“: Alles begann mit Frank Elstner

Frank Elstner hatte die Idee für eine große Samstagabendshow, die prominente Gäste und einfache Menschen, die als Wettkandidaten ihr teils außergewöhnliches, teils skurriles Können präsentieren dürfen, zusammenbringen sollte. Doch aller Anfang war bieder. „Guten Abend, meine Damen und Herren, ich war lange nicht mehr im Fernsehen“ – mit diesen Worten begrüßte er die Gäste zur ersten Sendung, die am 14. Februar 1981 live aus Düsseldorf ausgestrahlt wurde. Schon damals überzog Elstner, mit großer Brille und Karosakko optisch eher Typ Mathelehrer denn Starmoderator, um 43 Minuten. Hans Ossner gewann als „Gummiwärmflaschenaufbläser“ eine der ersten Wetten, und Schlagersänger Engelbert sorgte für die musikalische Untermalung der ersten Show.

Bevor Elstner 1987 an Thomas Gottschalk übergab, schalteten pro Sendung oft über 20 Millionen Zuschauer ein. Am 9. Februar 1985 waren es 23,42 Millionen – ein Rekord, der nie geknackt werden sollte. Schon zu den Anfangszeiten gehörten internationale Stars zum Konzept. Es kam zu legendären Auftritten, mitunter wurde gerade in der Anfangszeit Geschichte geschrieben: Am 16. April 1983 war es etwa Johnny Cash, der sichtbar angetrunken „Ring Of Fire“ auf der „Wetten, dass ..?“-Bühne zum Besten gab …

Nach 39 Sendungen hatte Elstner dann genug von der eigenen Sendung: „Meine Spannung war verloren gegangen. Wenn der Moderator bei seiner eigenen Sendung nicht mehr mitfiebern kann, ist es aus“, schrieb er in seinen 2012 veröffentlichten Erinnerungen.

Aber auch unter Thomas Gottschalk blieb „Wetten, dass ..?“ der Deutschen liebste Samstagabendshow. Mit Gottschalk wurden nicht nur die Moderationen frecher, auch die kunterbunte Garderobe des blondgelockten Showmasters stand im krassen Gegensatz zu den Outfits seines Vorgängers. Abgesehen von einer rund einjährigen Unterbrechung, in der Wolfgang Lippert die Sendung neunmal präsentieren durfte, moderierte Gottschalk „Wetten, dass ..?“ von 1987 bis 2011.

Gottschalk prägte „Wetten, dass ..?“ wie kein anderer

Mit seinen 151 Sendungen prägte er die Show wie kein anderer, hatte aber auch den größten Skandal zu verkraften: 1988 wettete ein Mann, er könne die Farbe von Buntstiften alleine am Geschmack erkennen. Wie sich später herausstellte, hatte der Wettkandidat – ein Mitarbeiter der Satire-Zeitschrift „Titanic“ – durch seine angeblich blickdichte Brille einfach hindurchgelinst.

Thomas Rautenberg (alias „Titanic“-Redakteur Bernd Fritz) versuchte in einer Wette, Buntstifte am Geschmack zu erkennen.

Thomas Rautenberg (alias „Titanic“-Redakteur Bernd Fritz) versuchte in einer Wette, Buntstifte am Geschmack zu erkennen.

Am 3. Dezember 2011 führte Gottschalk schließlich das letzte Mal durch „Wetten, dass ..?“. Vorausgegangen war der traurigste Moment in der Geschichte der Show: Am 4. Dezember 2010 verunglückte der damals 23-jährige Samuel Koch bei einem Wettversuch schwer, seitdem ist er querschnittsgelähmt. „Nach dem Unfall liegt ein Schatten auf der Sendung“, begründete Gottschalk seinen Abschied.

An die Quotenerfolge von Frank Elstner konnte er zwar nie anknüpfen – veränderte Sehgewohnheiten und nicht zuletzt die Konkurrenz durch das mit Castingformaten erfolgreiche Privatfernsehen machten der öffentlich-rechtlichen Show schon zu seiner Zeit zunehmend zu schaffen. Dennoch hatte auch er Zuschauerzahlen meist im zweistelligen Millionenbereich. Davon konnte Markus Lanz später nur träumen.

Was bleibt, ist nicht zuletzt die Erinnerung an eine Show, die den ganz Großen der Musikszene eine Bühne in Deutschland bot – seit jeher einer der lukrativsten Märkte für Popmusik. Unvergessen sind der Auftritt von Michael Jackson 1995 oder auch die insgesamt neun Performances von Robbie Williams. Und während Peter Maffay satte 19-mal auf der „Wetten, dass ..?“-Bühne stand, durfte Iris Berben insgesamt elfmal neben Elstner, Gottschalk und Lanz Platz nehmen. Couch-Rekord!

Auch die kleinen Skandälchen, die am Sonntagmorgen stets die halbe Republik bewegten, gehörten zum Erfolg von „Wetten, dass ..?“, wie die zusammengerechnet rund drei vollen Tage überzogener Sendezeit. Legendär der Auftritt von Götz George, der 1998 seinen Film „Solo für Klarinette“ vorstellen sollte – aber nicht recht wollte und für seine Motz-Attacken auf Gottschalk vom Publikum genüsslich ausgebuht wurde.

Weitaus schöneren Anlass zum Aufregen gaben da die Auftritte der nur spärlich bekleideten Cher 1987 oder von Sarah Connor, die 2002 in einem Hauch von Nichts auf die Bühne ging.

1987 stand Cher in einem eher knapp bemessenen Outfit auf der "Wetten, dass ..?"-Bühne.

1987 stand Cher in einem eher knapp bemessenen Outfit auf der "Wetten, dass ..?"-Bühne.

2021 beim Comeback, dem unter anderem Helene Fischer beiwohnte, ging es vergleichsweise züchtig, Kritiker befanden auch wenig kurzweilig, zu. Aber der Jubel über die Quoten war bei Weitem lauter als das Gemeckere in den Verrissen. Also kam es, wie es kommen musste: Mitte Januar kündigte das ZDF an, dass zumindest zwei weitere „Wetten, dass ..?“-Sendungen für 2022 und 2023 auf die Beine gestellt werden. Und Thomas Gottschalk zögerte nicht, zu bekennen, er sei gerne bereit, jährlich eine Eventshow zu präsentieren. Außerdem sagte Gottschalk Anfang 2022 der „Bild“: „Was im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm läuft, sollten die Gebührenzahler entscheiden. Und die wollen ‚Wetten, dass ..?‘. Also machen wir es.“

Die herausragende Quote zur Rückkehr überraschte aber selbst die Moderatorenlegende: „Ich war mir nicht ganz sicher, ob der alte Zauber noch funktioniert.“ Es habe „ein paar Kritiker“ gegeben, „die gemault haben, das wäre Fernsehen von gestern“. Thomas Gottschalk stellte klar: „Das war beabsichtigt – und ich kann und will nicht so tun, als wäre ich der Mann für morgen.“

Zuspruch kam vom Erfinder der Show: „Wir haben alle erlebt, wie sehr Thomas Gottschalk in dieser Show zu Höchstformen aufläuft und einfach in seinem Element ist“, ließ Frank Elstner verlauten. Er sei sich „sicher, dass ‚Wetten, dass ..?‘ mit ihm noch viele Jahre erfolgreich weitergehen kann“. (tsch)