Es war wie eine SuchtWarum ich froh bin, dass ich kein Instagram mehr nutze

Istagram

Instagram ist eines der beliebtesten sozialen Netzwerke weltweit!

von Alexandra Miebach  (mie)

Köln – „Warum hast du kein Instagram mehr?“

Diese Frage wurde mir schon häufiger gestellt. Meine Frage ist dann immer: „Warum muss ich denn Instagram haben?“ Die Antwort: „Jeder hat Instagram!“

Aber ich bin ja nicht jeder, oder?

Meine Gründe für den Instagram-Schlussstrich

Es gibt natürlich auch Gründe, warum ich Instagram vor rund einem Jahr verlassen habe. Teilweise sind es sehr persönliche Gründe, teilweise aber auch Dinge, die mir allgemein aufgefallen sind und mir nicht gefallen haben.

Im Laufe der Zeit ist mir aufgefallen, das Apps wie Instagram immer mehr das Leben der Menschen bestimmen und beeinflussen. Alles richtet sich danach. Instagramer und Influencer – sie sind mittlerweile zu Berufsbezeichnungen geworden.

Lebensinhalt für Instagramer: Fotos schießen

Leute, die nur leben, um das perfekte Foto zu schießen und es in dem Social Network hochzuladen.

Leute, die ihr Geld damit verdienen, ein Foto mit irgendeinem Tee hochzuladen, den unbedingt alle kaufen müssen, weil er ja ach so gut ist.

Leute, die ihr ganzes, augenscheinlich perfektes Privatleben ins Internet verlegen, die ständig vor der Kamera zeigen, was sie mit ihren perfekten Freunden machen, wo sie den perfekten Urlaub verbringen, mit wem sie die perfekte Beziehung führen, wie perfekt ihr Gesicht doch ist und wie perfekt eigentlich alles ist.

Was ist eigentlich Instagram?

Weltweit hat Instagram 700 Millionen monatlich aktive Nutzer. Täglich nutzen circa 400 Millionen Menschen das Netzwerk. Rund 15 Millionen Deutsche haben die App. Die meistens Instagram-Nutzer sind zwischen 14 und 49 Jahre alt.

Insgesamt wurden schon mehr als 40 Milliarden Bilder auf Instagram geteilt, täglich kommen etwa 90 Millionen weitere dazu. Als Influencer kann man bis zu 150.000 Dollar pro gepostetem Bild verdienen. Die Zahl hängt davon ab, wie viele Nutzer einem Profil folgen.

Die Arbeit der Influencer

Viele Influencer geben anderen Menschen das Gefühl, dass sie perfekt sind – ein Vorbild. Besonders junge Menschen, die noch auf der Such nach sich sind, wollen sich nach diesen Leuten richten. Sie möchten alles haben, was ihre Lieblings-Influencer haben, möchten auch eine perfekte Beziehung, den perfekten Urlaub und das perfekte Leben.

Doch der Schein trügt. Was viele nicht sehen und nicht glauben wollen: Auch die Leben dieser Menschen sind nicht perfekt. Auch diese Menschen haben Probleme, denn sie sind eben, was sie sind: Menschen!

Kein Leben ohne Internet

Ich verteufle das Internet nicht. Man kann sich über alles informieren, schnell mal einen Urlaub buchen, und welche Frau shoppt nicht gerne bequem vom Sofa aus die neusten Trends. Alles einfach und bequem!

Das Internet ist so viel für mich, aber es darf eben nicht alles sein. Es darf nicht mein Leben bestimmen.

Mein Leben mit Instagram

Warum ich mir Instagram überhaupt runtergeladen habe?

Ich habe mir damals die App runtergeladen, weil nach und nach immer mehr Freunde davon begeistert waren. Man will ja nicht außen vor sein, wenn sich alle über etwas unterhalten. Man will mitreden können.

Am Anfang wusste ich gar nicht richtig, wie das alles funktionieren soll, wozu diese Hashtags sind und warum sich alle so über die Follower freuen. Das war noch zur Anfangszeit von Instagram. Mit der Zeit bin ich dann aber immer mehr in diese Welt reingewachsen, habe ständig von allem möglichen Fotos gemacht, diese mit Instagram-Filtern versehen, Hashtags hinzugefügt und dann gepostet.

Mode, Promis und vieles mehr

Natürlich hat man sich dann auch die Seiten anderer Leute angeschaut. Besonders interessiert haben mich die Seiten meiner Freunde und Klassenkameraden, aber auch Seiten großer Modeunternehmen, Promis und Tattoo-Seiten hatten meine Aufmerksamkeit. So konnten schnell Stunden vergehen, während man sich die verschiedensten Bilder angeschaut hat – schnell war das mobile Datenvolumen für den Monat verbraucht.

Womit ich zu den persönlichen Gründen komme, warum ich mich von Instagram zurückgezogen habe. Diese Gründe betreffen sowohl mich und meinem Verhalten auf Instagram, als auch das Verhalten von Menschen, die ich einmal kannte.

Meine Abgründe mit Instagram

Bevor ich Instagram gelöscht habe, habe ich sehr viel Zeit auf dieser Plattform verbracht. Blicke ich zurück, habe ich viele kostbare Lebenszeit verschwendet.

Mein erste Amtshandlung am Morgen war es, sämtliche Posts der vergangenen Nacht zu betrachten, die all die Leute gepostet haben, denen ich folgte. Das waren nicht nur meine Freunde oder Schulkameraden, sondern auch internationale Prominente oder eben Instagramer/Influencer, die ich nur durch die sozialen Medien „kannte“. Es war wie eine Sucht. Bei meinem näheren Umfeld kam das gar nicht gut an. Besonders meinen Freund hat das sehr gestört.

Instagram-Sucht?

Damit komme ich zu meinem Umfeld und zu den Leuten, die ich einmal kannte. Das klingt vielleicht hart, aber diese Menschen haben sich unter anderem durch Instagram so verändert, dass ich sie heute nicht mehr wiedererkenne.

Eine ehemalige Klassenkameradin war ein sehr hübsches Mädchen. Doch die scheinbar perfekten Magerbilder, die sie auf Instagram immer verfolgte, machten sie krank. Sie wurde immer dünner und wollte lange Zeit nicht einsehen, dass sie krank war. Sie aß nichts mehr und trank Unmengen Kaffee. Zum Glück sah sein nach einiger Zeit ein, dass das nicht gut für ihre Gesundheit war.

Nachdem diese Phase, Gott sei Dank ohne bleibende Schäden, überstanden war, setzte sie sich in den Kopf, dass sie auch eine erfolgreiche Bloggerin oder Influencerin werden möchte.

Seitdem postet sie fast täglich Bilder von sich und Make-ups, die sie erstellt hat. Ich wünsche ihr nach wie vor viel Erfolg, dass ihr Traum in Erfüllung geht. Doch unsere Freundschaft ging dadurch in die Brüche.

Verlorene Freundschaften

Sie ist nicht die Einzige aus meinem Umfeld, die sich durch Instagram sehr verändert hat.

Eine meiner besten Freundinnen war immer ein sehr bodenständiges und lustiges Mädchen. Sie war für jeden Spaß zu haben und hat sich für nichts geschämt. Dann lernte sie ihren Freund über Instagram kennen. Die Liebe zwischen den beiden wurde zwar real, aber ihr Leben verlagerte sich immer mehr auf die Plattform.

Instagram-Lovestory

Beide hatten schon circa 1000 Follower, als sie sich kennenlernten. Sie begannen ein Battle, wer schneller die 10.000 Follower erreicht.

Gemeinsam verbrachten sie Stunden damit, Fotos zu schießen und zu bearbeiten. Schließlich mussten die Bilder perfekt aussehen. Ständig mussten neue Outfits zusammengestellt werden, denn ein Outfit mehr als zwei Mal zu posten – das geht ja gar nicht!

Unter dem Hashtag #couplegoals veröffentlichten sie Bilder ihrer jungen Liebe, in der Hoffnung, eines Tages von der berühmten Instagram-Seite „Couplegoals“, die stolze 4,5 Millionen Follower hat, gepostet zu werden. Auch dieses Ziel erreichten sie.

Der Preis war hoch. Zumindest für unsere Freundschaft.

Mir wurde das alles zu viel. Sie hatte kaum noch Zeit, war nicht mehr der lustige Mensch, den ich einmal kannte. Sie hat sich immer mehr dem Drang hingegeben, perfekt sein zu wollen, sodass es für mich persönlich nicht mehr möglich war, ihr meine Gedanken anzuvertrauen. Jeder Versuch, ihr zu sagen, dass sie in meinen Augen übertreibt, scheiterte. Schließlich führte es zu einem riesigen Streit, der unsere Freundschaft beendete.

Der Wunsch, perfekt zu sein

Auch mir fiel es oft nicht leicht, dem Wunsch, perfekt sein zu wollen, zu widerstehen. Auch ich verbrachte zeitweise Stunden damit, Selfies zu schießen, diese zu bearbeiten, die perfekte Bildunterschrift zu finden und alles dann mit möglichst vielen passenden Hashtags zu versehen, damit möglichst viele Menschen die Bilder sehen und liken und mir folgen.

Ich habe es sogar so weit getrieben, einer populären Seite Geld zu bezahlen, damit sie mein Bild auf ihre Seite postet und mich verlinkt. Das ist auf Instagram keine Seltenheit. Wer bekannt werden will, muss viel Zeit und Geld investieren.

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Mein Instagram-Schlussstrich

Heute bin ich froh, dass ich einen Schlussstrich gezogen habe. Seitdem ich mein Profil gelöscht habe, habe ich Instagram keinen Moment vermisst.

Ich lebe in meiner kleinen, realen Welt. Ohne Hashtags. Ohne Instagram. Ohne Perfektion. Und damit bin ich mehr als glücklich.