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Mitten in KrankheitswelleApotheken schlagen Alarm: Jedes zweite Medikament nicht erhältlich

Eine digitale Uhr an einer Apotheke zeigt am Abend die Uhrzeit 21.02 Uhr an.

Schwierige Zeiten für die Apotheken im Land: Viele Medikamente sind derzeit nicht lieferbar. Der Engpass weitet sich immer mehr aus.

Mitten in der großen Krankheitswelle ist in Nordrhein-Westfalen fast jedes zweite Arzt-Rezept von Lieferproblemen bei Medikamenten betroffen. Der Apotheker-Chef gibt deshalb wertvolle Tipps.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Hust, schnief, bibber. Nach den Karnevalstagen hat es viele Menschen im Rheinland richtig erwischt. Viele schlagen sich mit Erkältungssymptomen herum, zudem steigt auch wieder die Zahl der Corona-Erkrankungen.

Mitten in dieser Krankheitswelle schlägt der Apothekerverband Alarm. Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung Medikamente kaufen müssen oder ohnehin auf eine regelmäßige Einnahme angewiesen sind, bekommen immer öfter nicht mehr ihr gewohntes Medikament.

Apotheke: Jedes zweite Medikament kann derzeit nicht ausgegeben werden

„Von den 100 Millionen Rezepten, die jährlich in den Apotheken von Nordrhein-Westfalen eingereicht werden, ist mittlerweile fast jedes zweite von einem Engpass betroffen“, sagt der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, zu EXPRESS.de. „Die Situation ist sehr akut und die Luft wird immer dünner.“

Die Engpässe betreffen verschiedene Blutdruckmedikamente, Schmerzmittel, Psychopharmaka und auch Antibiotika. „Es gibt keine Arzneimittelgruppe, die nicht betroffen ist“, so Preis. In manchen Apotheken wird daher zum Beispiel der Husten- oder Fiebersaft selbst gemischt. Zudem sorgt die Suche nach Alternativen für sehr viel Mehrarbeit.

Apotheker Thomas Preis steht in seinem Labor.

Thomas Preis ist der Chef des Apothekerverbands Nordrhein und selbst Inhaber von zwei Apotheken in Köln.

Apotheker beobachten seit Monaten steigende Infektionszahlen, eine sich permanent erhöhende Rate der Corona-Fälle und dazu eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Fiebersäften mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen. Auch Hustenmittel, Blutdrucksenker, Brustkrebsmedikamente oder Magensäureblocker sind nicht ohne weiteres zu bekommen.

Der Grund für die Lieferschwierigkeiten: Rund 68 Prozent der Produktionsorte von Wirkstoffen, die nach Europa geliefert werden, liegen in Asien. Kommt es dort zu Lieferproblemen oder gar zum Produktionsstillstand, kann das auch Deutschland treffen. „Früher war Deutschland die Apotheke der Welt. Jetzt werden Medikamente in China oder Indien produziert. Dort gibt es nur wenige Werke, die weltweit die Produktion aufrecht halten“, sagt Preis.

Und es dürfte noch schlimmer werden. „Wir wissen jetzt schon von Unternehmen, die in den nächsten zwölf Monaten ihre Produktion einstellen werden. Das bedeutet eine weitere Verschärfung der Lage. Gerade bei älteren Menschen ist es nicht ohne weiteres möglich, sie auf ein anderes Medikament umzustellen“.

Der Apotheker hat zwei wichtige Tipps. Zum einen sollten alle ihre Hausapotheke regelmäßig überprüfen, damit niemand im Falle einer Infektion vor leeren Regalen steht. „Wir erwarten besonders bei den Notdiensten am Wochenende lange Schlangen und wachsende Engpässe. Es gibt hunderte Produkte, die vorübergehend nicht zu bekommen sind“.

Engpass in Apotheken: Zwei goldene Regeln für alle

Zudem sollten sich alle, die regelmäßig Medikamente benötigen, am besten schon 14 Tage vor dem Einnehmen der letzten Tablette ein neues Rezept ausstellen lassen. So bliebe genug Zeit, um eventuell nach Alternativen zu suchen.

Der Zorn des Apothekerverbands richtet sich auch gegen die Politik. „Wir warnen seit einem Jahrzehnt vor diesen Abhängigkeiten. Der Bundesgesundheitsminister hatte im Dezember 2022 angekündigt, gesetzlich aktiv zu werden, um das Problem in den Griff zu kriegen und auch die Apotheken für ihren enormen Aufwand zu honorieren. Passiert ist bisher gar nichts. Der aktuelle Gesetzesentwurf wird an den Lieferengpässen auch in den nächsten zwölf Monaten nichts ändern. Wir haben dafür keinerlei Verständnis“, so Preis zu EXPRESS.de.