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Alles schnieft und hustetSo krank ist das Rheinland nach Karneval – welche Rolle spielt Corona?

Ein Fieberthermometer, Medikamente und eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Krankmeldung) liegen auf einem Nachttisch (gestellte Szene).

Erkältungen und Corona-Infektionen nehmen nach den Karnevalstagen im Rheinland wieder deutlich zu.

Nach den Karnevalstagen steigt die Zahl der Infektionen wieder deutlich. Ebenso nimmt die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken wieder zu. Viele Arbeitgeber rechnen mit Personalausfällen.

von Marcel Schwamborn  (msw)Alexander Haubrichs  (ach)

Reihenweise Krankmeldungen, lange Schlangen vor den Hausarztpraxen, zusammenbrechende Telefonleitungen: Nach den Karnevalstagen deutet sich an, was auf das Rheinland hereinbrechen dürfte. Nach dem jecken Treiben in Sälen und Kneipen sowie bei den Zügen droht ein übler Corona-Kater!

„Die Wartezimmer sind voll, die Infekte nehmen zu. Wir gehen auch davon aus, dass noch einiges auf uns zukommt und empfehlen allen, die sich nicht gut fühlen, zunächst einmal zu Hause zu bleiben“, sagt Oliver Funken, der Vorsitzende des Hausärzteverbands NRW. „Es ist auf jeden Fall besser, sich erst einmal krankzumelden, statt als ‚Spreader‘ zur Arbeit zu gehen.“

Hausärzteverband rät: Krankmeldung statt „Spreader“ bei der Arbeit

Für die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein ist es noch zu früh, um belastbare Aussagen zu treffen, da die Inkubationszeit beim aktuellen Corona-Virustyp meist bei fünf Tagen liegt. „Angesichts der zuletzt grassierenden Erreger und Viren wären steigende Erkrankungsraten nach den Karnevalstagen aber grundsätzlich nicht auszuschließen“, lautete die Stellungnahme.

Alles zum Thema Corona

Ein Blick auf die Zahlen in den NRW-Krankenhäusern zeigt, dass am Mittwoch (22. Februar 2023) 3804 Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung in einer Klinik waren. In den Spitzenzeiten der Pandemie lag die Zahl der Infizierten in den Kliniken bei rund 6000. Unterschied: mit 240 Menschen ist die Zahl auf den Intensivstationen deutlich geringer.

Zu den möglichen Folgen der Karnevalsfeiern sagt Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen zu EXPRESS.de: „Die positive Bilanz der Behörden wie auch der Karnevalsvereine über einen weitgehend ungetrübten Höhepunkt der Session ist für sich eine positive Nachricht. Für die Bewertung, ob dies auch in gesundheitlicher Hinsicht auf eine Ausbreitung von Corona-Infektionen und auch andere saisonale Erkrankungen gilt, ist es allerdings noch zu früh.“

Jedoch gibt er zu bedenken: „Die Krankenhäuser sind bereits angespannt in die Karnevalstage gegangen: Seit dem Wegfall der Maskenpflicht im Nahverkehr steigt die Zahl von positiv auf Corona getesteten Patientinnen und Patienten in der stationären Behandlung spürbar und beharrlich an. Diese Entwicklung werden wir genauso aufmerksam beobachten, wie mögliche Auswirkungen im Bereich der Klinikbeschäftigten.“

Krankenhäuser sind bereits angespannt in Session gegangen

Der Karneval wird das Infektionsgeschehen in Nordrhein-Westfalen noch einmal kräftig angeheizt haben. Schon der Sitzungskarneval, zumindest deuten alle Daten darauf hin, forderte seinen Tribut. Abwasser-Analysen in Köln-Stammheim, Bonn und Düsseldorf zeigten, wie die Corona-Zahlen in die Höhe gehen.

Das spiegelt sich auch in den Daten des Labors Wisplinghoff wider, das regelmäßig seine Zahlen veröffentlicht. „Für die vergangene Woche lässt sich eine ansteigende Positivitätsrate von 38,6 Prozent verzeichnen“, sagt Dr. Kathrin Ehren auf Nachfrage von EXPRESS.de.

Sehen Sie hier die Entwicklungen bei den Corona-Testungen:

Dabei hat die „Kraken-Variante“ XBB 1.5 das Kommando im Infektionsgeschehen übernommen. „Die Sequenzierungsdaten zeigen, dass es zu einer kontinuierlichen Zunahme der Variante XBB 1.5 gekommen ist, diese Variante ist die aktuell vorherrschende Variante in den USA.“

Sie wird nach Einschätzung der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC in den kommenden Wochen in Europa dominant bleiben. Und das karnevalistische Rheinland dürfte da vorne liegen.

Kölns „Impfpapst“ Zastrow: Menschen sollten wieder mehr testen

Dr. Jürgen Zastrow, einst als Kölns „Impfpapst“ bekannt, hat eine üble Prognose: „Das Problem ist, dass sich im Grunde niemand mehr testet. Jetzt werden erst einmal die ungetesteten Infizierten das Virus in ihrem Umfeld verbreiten. In rund zehn Tagen dürften wir erst den wahren Karnevalseffekt zu sehen bekommen.“

Zastrow hat einen Appell: „Wir sollten den Menschen möglichst klarmachen, dass es wieder Zeit ist, sich regelmäßig zu testen. Auch wenn man an Karneval gar nicht raus war.“

Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:

Der Handelsverband Nordrhein-Westfalen will die vielen Krankmeldungen nicht nur auf Corona schieben: „Die Corona-Pandemie ist im Bewusstsein vieler stärker in den Hintergrund getreten. Gegenwärtig sind es weniger ausdrücklich Corona-Erkrankungen, sondern vielfach auch wieder herkömmliche Erkältungskrankheiten, die mitunter zu höheren Krankenständen führen“, heißt es gegenüber EXPRESS.de.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe fürchten auch weitere Ausfälle. „Bei unserem Fahrpersonal lag die Krankenquote über die Karnevalstage zwischen 15 und 20 Prozent, im Stadtbahnbereich war sie etwas höher als im Busbereich. In den ersten beiden Februarwochen lag sie im Schnitt nur geringfügig niedriger, zwischen 14 und 18 Prozent“, teilten die KVB mit.