Wenn die Regel zu Qual wirdKölnerin (27) leidet an Endometriose: „Dachte manchmal, ich bin verrückt“

Influencerin Franzi leidet selbst an Endometriose und wurde trotzdem schwanger.

Influencerin Franzi leidet selbst an Endometriose und wurde trotzdem schwanger.

Endometriose: Eine Krankheit, die in den sozialen Medien immer mehr besprochen wird, die aber trotzdem viele noch nicht kennen. Wir klären auf, was hinter der Krankheit, die nur Frauen bekommen können, steckt und sprechen mit einer Kölnerin, die selbst erkrankt ist.

von Alexandra Miebach  (mie)

Es ist eine Krankheit von der kaum jemand gehört hat. Und doch leiden viele Frauen unter ihr. In den sozialen Medien wird gerade immer häufiger auf sie aufmerksam gemacht.

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung erkranken jedes Jahr rund 40.000 Frauen an Endometriose. Da immer noch so viel Unwissenheit besteht, ist der März zum Endometriose-Monat ernannt worden.

Endometriose: Kölnerin Franzi bekam die Diagnose letztes Jahr

Franzi König (27), Influencerin und Schmuckdesignerin (fafe collection) aus Köln, gibt ihren 215000 Instagram-Followern täglich Einblicke in ihr Privatleben. Oft zeigt sie sich lächelnd, beim Spielen mit Hund „Pepper“ oder beim Kochen mit Ehemann Moritz. Schöne Instagramwelt. Aber auch das Leben der Kölnerin hat Schattenseiten, die sie ihrer Community auch zeigt.

Vor gut drei Jahren bekam Franzi immer stärkere Schmerzen, wenn sie ihre Periode hatte. „Die Schmerzen wurden von Periode zu Periode immer stärker, die Periode wurde immer länger, die Blutungen stärker“, erzählt sie im Gespräch mit EXPRESS.de. Da stimmte etwas nicht. Sie suchte ihren Gynäkologen auf, der verwies sie gleich an einen Spezialisten. „Das ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. “

Arzt erklärt, was Endometriose ist

Professor Peter Mallmann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Uniklinik Köln erklärt: „Bei Endometriose-Patientinnen nistet sich Schleimhaut aus der Gebärmutter an anderen Stellen im Unterleib der Frau ein. Das führt zu sehr schmerzhaften Regelblutungen.“

Meist erkranken Frauen ab einem Alter von 20 Jahren. „Das Problem hört dann mit Eintreten der Wechseljahre auf“, so der Experte. Das Problem: Um Endometriose endgültig diagnostizieren zu können, ist eine Bauchspiegelung nötig. Eine OP unter Vollnarkose, bei der der Bauch erst mit Gas aufgebläht und dann endoskopisch nach Endometrioseherden untersucht wird.

Vorteil: Sollte sich die Verdachtsdiagnose bestätigen, können diese Herde direkt entfernt werden. Doch oft kommt die Krankheit wieder. „Es gibt inzwischen aber auch hormonelle Therapien, mit denen man das Wiederauftreten nach der Entfernung verhindern kann.“

Endometriose: Nach der OP endlich Gewissheit

Viele Frauen haben Angst vor der Narkose und der Operation. Das war auch bei Franzi König so. „Die OP war halb so schlimm. Klar, es ist unangenehm und man ist danach erst mal schlapp. Aber das geht vorbei – und man hat dann endlich Gewissheit.“

Trotzdem: Die Diagnose war ein Schock. „Ich habe danach erstmal ein paar Tage gebraucht, um das zu verarbeiten. Ich war verunsichert, aber auch erleichtert, weil ich nun wusste, warum ich immer diese Schmerzen habe. Vorher dachte ich manchmal, ich bin verrückt oder übertreibe“, so die Influencerin.

Endometriose kann unfruchtbar machen

Zur Endometriose wurde bei Franzi zusätzlich auch noch eine Adonomyose diagnostiziert. Adenomyose ist das Vorkommen von Gebärmutterschleimhautgewebe im Bereich des Gebärmuttermuskels. Dieses kann, anders als die Endometriose, nicht entfernt werden.

Besonders das Thema Unfruchtbarkeit macht vielen Frauen große Angst. Sie kann durch Endometriose verursacht werden. „Ich habe mich bei meinem Mann entschuldigt, dass wir vielleicht wegen mir keine Kinder bekommen können“, erzählt Franzi.

Professor Peter Mallmann sagt: „Endometriose kann das Schwangerwerden durch verschiedene Umstände blockieren. Die Krankheit kann unter anderem die Eileiter verschließen. Unmöglich ist eine Schwangerschaft aber nicht. Unter Umständen kann z. B. eine künstliche Befruchtung helfen. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist dann genauso groß, wie bei einer Frau, die nicht an Endometriose erkrankt ist. Es kann aber auch auf dem natürlichen Wege klappen.“

Mutter werden ist trotz Endometriose möglich

Dass der Kinderwunsch trotz Endometriose möglich ist, zeigt Franzi König inzwischen voller Stolz ihrer Community. Die 27-Jährige erwartet 2022 ihr erstes Kind – knapp ein Jahr nach der Diagnose ist sie jetzt im achten Monat schwanger. Es wird ein Mädchen. Dass sie schwanger ist, kam unerwartet.

„Als ich es erfahren habe, war das erstmal total unwirklich. Wir hatten es auch nicht darauf angelegt“, erzählt sie. „Es ist mein „verrücktes Wunder“. Der Schmuckdesignerin ist wichtig, dass Frauen, die den Verdacht haben, dass sie an Endometriose erkrankt sind, sich nicht alleine fühlen.

Sie appelliert: „Wenn Ihr das Gefühl habt, das etwas nicht stimmt, geht dem Ganzen nach.“ Auch wenn der Gynäkologe vielleicht sagt, man stelle sich bei starken Regelschmerzen nur an. „Holt euch auch eine zweite Meinung ein, wenn ihr denkt, dass ihr nicht ernst genommen werdet. Beharrt darauf, dass ihr Hilfe bekommt, kämpft dafür.“

Endometriose: Viele Frauen wissen gar nicht, dass sie betroffen sind

Endometriose ist eine chronische Krankheit, bei der gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter, z. B. an den Eierstöcken, im Bauchraum oder am Darm wächst (siehe oben, Grafik linker Teil). Ungefähr zwei Millionen Frauen in Deutschland leiden an der Krankheit, so die Endometriose-Vereinigung Deutschland. Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung.

Neben starken Regelschmerzen sind auch Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr, bei gynäkologischen Untersuchungen, beim Stuhlgang oder Urinieren und zyklische Blutungen aus Blase oder Darm mögliche Symptome. Die Krankheit kann den Kinderwunsch erschweren. Bei ca. 40 bis 60 Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos sind, ist Endometriose Ursache.