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Unsinnige Essens-MythenDunkle Brötchen sind gar nicht gesünder als helle

Frau beisst in Brötchen

Nur Vollkorn ist gesund - aber nicht jedes dunkle Brötchen mit Körnern enthält auch tatsächlich Vollkorn. 

Bonn – Essen am Abend macht dick, Tomatenstrunk ist giftig, und nur dunkles Brot ist gesund. Mythen rund ums Essen gibt es viele - stimmen müssen sie deswegen aber noch lange nicht. „Grund für Ernährungsmythen sind oft Unsicherheiten, zum Beispiel bei der Frage, ob man Käserinde mitessen darf“, meint Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung. Manche Legenden haben aber auch einen wahren Kern. Ein Überblick:

Dunkles Brot ist gesünder als helles Brot

Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante die beste Wahl für die Gesundheit, sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Lebensmittel aus Vollkorn sättigen länger und enthalten mehr Nährstoffe als Weißmehlprodukte.“ Aber: Nicht jedes dunkle oder körnige Brot oder Brötchen ist auch ein Vollkornprodukt. „Brötchen kann man auch mit Malzextrakt dunkel und mit Sonnenblumenkernen körnig machen“, sagt Silke Restemeyer.

Spinat darf man nicht noch einmal aufwärmen

Das stimmt so nicht. Denn diese Ernährungsregel ist sehr alt. „Sie stammt noch aus Zeiten, in denn es keinen Kühlschrank gab“, sagt Monika Bischoff, Vorstandsmitglied im Berufsverband Oecotrophologie. Das Problem sei nicht das zweite Aufwärmen, sondern das langsame Abkühlen: Kühlt gekochter Spinat nur langsam ab, wandeln Bakterien im mittleren Temperaturbereich ungefährliches Nitrat in schädliches Nitrit um.

Grüner Salat wird gewaschen

Gefahrlos genießbar: Frischer Spinat schmeckt auch aufgewärmt. Voraussetzung ist nur, dass er nach dem Kochen schnell im Kühlschrank landet. 

Der Tomatenstrunk ist giftig

Die grünen Stellen an der Tomate enthalten Solanin. „Dieses Gift dient der Pflanze zur Abwehr von Schädlingen“, erklärt Seitz. Bei Menschen können Vergiftungserscheinungen wie Kopf- und Bauchschmerzen auftreten, wenn sie sehr viel Solanin aufnehmen. Dafür müsste ein Erwachsener aber eine sehr große Menge unreifer Tomaten oder Strünke essen.

Tomaten am Strauch

Die Dosis macht das Gift:  Der grüne Strunk von Tomaten kann Kopf- oder Bauchschmerzen verursachen - allerdings nur, wenn man wirklich sehr viel davon isst.

Kaffee entzieht dem Körper Wasser

„Es schadet zwar nicht, zu einer Tasse Kaffee auch ein Glas Wasser zu trinken, notwendig ist es aber nicht“, sagt Restemeyer. Denn Kaffee werde wie alle anderen Getränke in die Flüssigkeitsbilanz einbezogen. Insgesamt sollte ein körperlich wenig aktiver Erwachsener bei mitteleuropäischen Temperaturen pro Tag etwa 2,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.

In der Schale von Obst und Gemüse sind die meisten Vitamine

Das stimmt. Die meisten Vitamine und sekundären Pflanzeninhaltsstoffe sitzen bei Obst und Gemüse direkt in oder unter der Schale, erklärt Restemeyer. „Deshalb ist es wichtig, Obst und Gemüse mit Schale zu genießen.“ Der Vorteil überwiege die gesundheitlichen Gefährdung durch mögliche Pestizide in der Schale.

Superfood macht fit und beugt Krankheiten vor

Stimmt nur teilweise. „Sogenanntes Superfood sind Lebensmittel mit besonders vielen Nährstoffen“, erklärt Monika Bischoff. Eine offizielle Definition des Begriffs gebe es aber nicht. Ob ein Lebensmittel wirklich fit macht und Krankheiten vorbeugen kann, hänge vom jeweiligen Produkt ab. „Heimisches Superfood wie zum Beispiel Kohl ist gesund und macht fit“, sagt sie. Von exotischen Lebensmitteln wie Chiasamen oder Acaipulver rät sie dagegen ab.

Lesen Sie hier: Lecker und gesund – trotzdem sollten wir nie mehr Avocados essen.

Kaffee wird eingeschüttet

Eine Flüssigkeit wie jede andere: Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser, auch wenn das oft behauptet wird. 

Gefrorenes Essen verdirbt nicht

Stimmt so nicht. „Einfrieren ist eine empfehlenswerte Methode, um Lebensmittel mittel- bis langfristig aufzubewahren“, sagt Silke Restemeyer. Durch das Lagern bei Temperaturen von minus 18 Grad blieben Nährstoffe, Geschmack und das Aussehen weitestgehend erhalten. Mit der Zeit fänden aber trotzdem Abbauprozesse statt. Sie sorgen dafür, dass die Lebensmittel irgendwann nicht mehr gut schmecken. Silke Restemeyer rät: „Wer die Verpackung direkt mit Einfrierdatum, Menge und Inhalt beschriftet, behält einen besseren Überblick über seinen Vorrat.“

Käserinde darf man nicht mitessen

Kommt drauf an. Entscheidend ist, wie die Rinde entstanden ist. „Natürlich gereifte sowie unbehandelte Käserinden sind essbar und geben wie etwa bei Edelschimmelkäse ein besonderes Aroma“, erklärt Seitz. Künstliche Käserinden aus Wachs oder Kunststoff seien dagegen nicht zum Verzehr geeignet. „In diesem Fall muss sich ein Hinweis auf der Verpackung stehen.“

Abends essen macht dick

„Wer zu viele Kalorien zu sich nimmt, nimmt zu. Wer zu wenig Kalorien zu sich nimmt, nimmt ab“, sagt Monika Bischoff. Für Gesunde in einer normalen Gewichtsgruppe sei es irrelevant, wann sie das Essen einnehmen. „Wer abnehmen möchte, kann aber trotzdem ausprobieren, abends auf das Essen zu verzichten“, sagt die Ökotrophologin. Vielen Menschen falle es leichter, am Abend auf eine Mahlzeit zu verzichten als zum Beispiel auf das Frühstück.

Ein Gläschen Verdauungsschnaps

Prost: Der Schnaps nach dem Essen ist für viele ein liebgewonnenes Ritual. Der Verdauung hilft er aber eher nicht auf die Sprünge.

Ein Schnaps nach dem Essen hilft der Verdauung

Das stimmt nicht, sagt Restemeyer. Alkohol rege zwar die Magensäureproduktion an, könne möglicherweise ein Enzym zur Eiweißverdauung im Magen stimulieren und habe eine betäubende Wirkung auf die Magennerven. „Er hilft aber nicht bei der Fettverdauung.“ Vielmehr spalte der Verdauungstrakt vor dem Fett erst einmal den Alkohol auf, weil er auf diese Weise einfacher Energie gewinnt. „Durchsetzt mit Schnaps wird fettreiche Kost also eher langsamer verdaut.“ (dpa/tmn)