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Unterkühlung und ErfrierungSo geht Erste Hilfe in Kälte-Notfällen

Nicht wegschauen: Ist eine Person nicht mehr ansprechbar oder wirklich stark unterkühlt, ist das ein Fall für den Notruf 112.

Nicht wegschauen: Ist eine Person nicht mehr ansprechbar oder wirklich stark unterkühlt, ist das ein Fall für den Notruf 112.

Bei Winterkälte kommt unser Körper irgendwann an seine Grenzen: Wer zu lange bei niedrigen Temperaturen draußen ist, dem drohen Erfrierungen oder eine Unterkühlung. Was dann hilft - und was nicht.

Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, sind in der kalten Winterzeit besonders gefährdet für Unterkühlungen und Erfrierungen. Auch wer bei niedrigen Temperaturen betrunken draußen einschläft, wacht im allerschlimmsten Fall nicht wieder auf, wenn wichtige Organe versagt haben. 

Und wenn jemand beim Betreten einer Eisfläche ins Gewässer einbricht, wird es schnell gefährlich. Wie man als außenstehende Person in solchen Kälte-Notfällen richtig hilft.

Ich habe den Eindruck, dass Kälte einer Person zugesetzt hat. Und nun? 

Nicht wegschauen, ist das Motto. „Mit der richtigen Reaktion können Menschen von Kälte Betroffenen das Leben retten“, so Prof. Bernd Böttiger, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Ist die Person nicht mehr ansprechbar oder wirkt stark unterkühlt? Das ist ein Fall für den Notruf 112. Ist die Person hingegen ansprechbar, kann man sie fragen, ob sie Hilfe möchte. Falls ja, ist ein Anruf bei der örtlichen Kältehilfe ein sinnvoller nächster Schritt, sofern es so ein Angebot vor Ort gibt. Die Webseite „kaeltekarte.de“ sammelt entsprechende Anlaufstellen.

Woran erkenne ich Erfrierungen, woran eine Unterkühlung? 

Erfrierungen

Bei einer Erfrierung nehmen die Haut und das Gewebe darunter durch Kälte Schaden. Die Haut verfärbt sich erst bläulich-rot, später weiß-gelb oder weiß-grau. „Menschen haben in einer solchen Situation häufig ein Gefühl eines zu kleinen Schuhwerks, betroffene Körperteile sind kalt, zunächst weich und schmerzhaft, später hart und gefühllos“, beschreibt DRK-Bundesarzt Prof. Bernd Böttiger.

Unterkühlung

Bei einer Unterkühlung ist das gesamte System betroffen: Der Körper gibt über längere Zeit mehr Wärme ab, als er produziert. Ab einem gewissen Punkt stellen die Organe ihre Arbeit an - dann wird es lebensgefährlich. 

Wichtig also, die Anzeichen richtig zu deuten: „Bei einer Unterkühlung ersten Grades zeigen sich die folgenden Symptome: Kältezittern, Atmung und Kreislauf sind gesteigert und der betroffene Mensch ist bei Bewusstsein in erregter Stimmung, später ruhiger“, so Bernd Böttiger. Schreitet die Unterkühlung voran, verlangsamt sich die Atmung, es tritt eine Muskelstarre ein. Betroffene empfinden immer weniger Schmerz und werden immer müder - bis hin zur Bewusstlosigkeit.

Unterkühlung und Erfrierungen kommen oft Hand in Hand: Besteht der Verdacht, dass eine Person von beidem betroffen ist, hat die Behandlung der Unterkühlung dem Mediziner zufolge Vorrang. 

Wie handele ich richtig bei einer Unterkühlung?

Ein Verdacht auf eine Unterkühlung gibt Anlass, den Notruf 112 zu wählen, „unabhängig von der Schwere“, so Böttiger. Bis die medizinischen Profis eintreffen, sollte man die Person zudecken, etwa mit einer Rettungsdecke, damit sie nicht noch mehr Wärme verliert. Am besten platziert man ihren Körper auch auf einer Decke, damit er nicht auf dem kühlen Boden liegt. 

Ist die Person bereits bewusstlos? Dann sollte man prüfen, ob sie regelmäßig atmet. Ist das der Fall, sollte man sie als Helfer oder Helferin in die stabile Seitenlage bringen. Ist keine oder nur eine unregelmäßige Atmung vorhanden, beginnt man umgehend mit der Wiederbelebung. 

Übrigens: Aktiv Wärme zuführen - etwa mit einer Wärmflasche - sollte man der Person nicht. Dann fließt nämlich das kalte Blut an der Körperoberfläche zum Herzen - gefährliche Herzrhythmusstörungen können die Folge sein. 

Und wie sieht Erste Hilfe bei Erfrierungen aus? 

Auch bei Erfrierungen gilt: Am besten wählt man den Notruf. Bis Hilfe eintrifft, sollte man eng anliegende Kleidung und Schuhe öffnen. Ist es möglich, sollte die betroffene Person die Gliedmaßen, die Kälteschäden genommen haben, selbstständig bewegen. DRK-Bundesarzt Böttiger rät außerdem, der Person warme und gezuckerte Getränke anzubieten. 

Bei leichteren Erfrierungen kann man als Helfer seine eigene Körperwärme spenden. So kann man „das betroffene Körperteil beispielsweise in der Achselhöhle, zwischen den Oberschenkeln oder in der Leistenbeuge wärmen“, so Böttiger. „Erfrierungen im Gesicht können mit den Händen gewärmt werden.“

Vorsicht: Auch bei Erfrierungen ist es zu viel des Guten, nun mit einer Wärmflasche zu kommen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Übererwärmung, die weitere Schäden anrichtet - zudem drohen starke Schmerzen. Auch Reiben ist tabu. 

Und was gilt, wenn Körperteile bereits hartgefroren ist? Dann sollten Ersthelferinnen und Helfer sie auf keinen Fall bewegen. Wie Böttiger erklärt, ist das Gewebe besonders empfindlich, durch Erschütterung kann es weitere Schäden erleiden. Besser: Mit locker mit einem sauberen Verbandstuch bedecken - und abwarten, bis die Profis übernehmen. (dpa)