VerkehrsirrtümerMüssen Radfahrer Autos überholen lassen?
Radfahrer, die auf der Fahrbahnmitte fahren und sich nicht überholen lassen, machen viele Autofahrer aggresiv. Dürfen Radler soweit in der Mitte fahren? Und müssen sie nicht eigentlich Platz für schnellere Verkehrsteilnehmer machen?
Die Straßen der meisten Großstädte sind hoffnungslos überlastet. Autos, Busse, Motorräder, Roller und Radfahrer müssen sich die Infrastruktur teilen. Probleme gibt es immer dann, wenn ein Verkehrsteilnehmer langsamer ist als ein anderer und diesen aufhält. Vor allem Fahrradfahrer die den Weg „versperren“, weil sie mittig auf der Straße fahren, regen viele Autofahrer auf.
Und künftig könnte dies noch häufiger passieren, denn immer mehr Kommunen holen die Radler runter von den Radwegen und rauf auf die Straße. Macht das Sinn? Christoph Schmidt, Sprecher des Kölner Kreisverbands des ADFC, erklärt: „Man denkt zunächst, Radwege seien sicherer als das Fahrbahnradeln. Die Unfallzahlen zeigen jedoch das Gegenteil. Radfahrer werden auf Radwegen hinter parkenden Autos versteckt und dann an Querstraßen vor allem von Rechtsabbiegern angefahren.“
Eine Radverkehrsführung auf einer für den Radverkehr umgewidmeten Fahrspur im Sichtfeld des Autofahrers sei da wesentlich besser.
Wie weit in der Mitte darf ein Radfahrer fahren?
Doch auch für Radfahrer, die auf der Straße unterwegs sind, gelten feste Regeln, erklärt Schmidt: „Es gilt das Rechtsfahrgebot. Um sich nicht selbst zu gefährden, muss ein Radfahrer aber einen Meter, bei parkenden Autos sogar anderthalb Meter Abstand zum rechten Fahrbahnrand halten.“
Müssen Radler Radwege nutzen?
Grundsätzlich dürften Radfahrer immer auf der Fahrbahn fahren, so der Radexperte. „Radwege müssen Radfahrer nur dann benutzen, wenn sie mit einem Radweg-Schild gekennzeichnet sind. Liegen aber zum Beispiel Scherben auf dem Weg, darf man natürlich auf die Fahrbahn wechseln“, erklärt Schmidt.
Müssen Radfahrer Autofahrern Platz machen?
Doch wie sieht es aus, wenn der Radfahrer den Verkehr auf der Straße erheblich aufhält? Schmidt erklärt: „Ein langsames Fahrzeug muss sich bei einem deutlichen Geschwindigkeitsunterschied überholen lassen, wenn viele schnellere Fahrzeuge hinter ihm sind. Aber natürlich müssen weder ein Radfahrer noch der Trecker auf der Landstraße alle 100 Meter rechts ranfahren.“
In der Stadt gäbe es diese Situation für Radfahrer ohnehin nur selten, da die Geschwindigkeitsunterschiede in der Regel nicht besonders hoch seien.
Wie viel Abstand müssen Autos einhalten?
Und da Radfahrer im Gegensatz zu Autofahrern nicht von einer Karosserie geschützt sind, gilt besondere Vorsicht beim Überholvorgang. „Autos müssen beim Überholen mindestens anderthalb Meter Abstand halten, in vielen Situationen, wie zum Beispiel bei größerer Geschwindigkeit oder mit Kindern sogar zwei Meter“, so Schmidt. Dazu sei in der Regel ein vollständiger Spurwechsel notwendig. In freigegebenen Einbahnstraßen sei zudem meist weder ein Überholen noch ein Begegnungsverkehr möglich.
Umgekehrt sollten Radfahrer auch beim Überholen von Autos Abstand halten. „Ähnlich wie beim Passieren von parkenden Fahrzeugen, sollte man als Radfahrer beim Überholen von Autos auch anderthalb Meter Abstand halten“, rät der Radexperte.
Dürfen Radfahrer rechts überholen?
Die meisten Verkehrsteilnehmer lassen sich von Radfahrern jedoch nur ungern überholen. Für mittelschwere Schnappatmung sorgen bei vielen Autofahrern vor allem Radfahrer, die sie an der Ampel rechts überholen. Doch das ist erlaubt. In Paragraph 5 der Straßenverkehrsordnung (StVO) heißt es: Radfahrer dürfen an den wartenden Fahrzeugen mit mäßiger Geschwindigkeit und besonderer Vorsicht rechts überholen.
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