Ab Mittwoch soll es so weit sein: Ein bundesweiter Tankrabatt soll das Benzin endlich billiger machen, Autofahrende sollen entlastet werden. Doch Expertinnen und Experten fürchten Chaos – das Benzin könnte sogar teurer werden. EXPRESS.de erklärt, welchen Fehler Sie nicht machen sollten.
Tankrabatt gilt ab MitternachtWelchen fatalen Fehler Sie jetzt auf keinen Fall begehen sollten
Millionen deutsche Autofahrer und Autofahrerinnen, Unternehmen und Gewerbe fiebern auf den 1. Juni 2022 hin: Ein Tankrabatt soll ab Mittwoch endlich Entlastung bringen. Denn seit Monaten bewegen sich die Spritpreise wegen des Krieges in der Ukraine auf Rekordniveau, liegen noch immer bei mehr als zwei Euro je Liter – ein Kostendruck vor allen Dingen für Pendlerinnen und Pendler mit kleinem Geldbeutel.
Nun soll der Preis fallen, eine Senkung der Energiesteuer auf das europäische Mindestmaß für drei Monate soll Benzin und Diesel billiger machen.
Nach Berechnungen des Finanzministeriums geht es um insgesamt 3,15 Milliarden an Zuschuss. Der Liter E10 soll damit um 35,2 Cent billiger werden, der Diesel um 16,7 Cent.
Doch Politikerinnen und Politiker sowie Expertinnen und Experten befürchten: Der Rabatt könnte erst einmal zu reichlich Chaos führen. Gut möglich, dass auch der Sprit anfangs sogar teurer wird.
Davor hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) gewarnt.
Tankrabatt: Wird das Benzin wirklich sofort billiger?
Habeck befürchtet, dass die Spritpreise kurzfristig steigen könnten, „wenn alle am 1. Juni zur Tankstelle fahren“. Der Grund: Die Nachfrage sei größer, „und das Benzin wird auf einmal ein noch kostbareres Gut. Dann haben wir den Preis gesenkt, aber in Wahrheit geht er nach oben“, sagte Habeck im Interview mit „RTL/ntv“.
Viele Autofahrerinnen und Autofahrer könnten am 1. Juni 2022 also enttäuscht werden, wenn sie sich mit stark vergünstigtem Sprit eindecken wollen.
Tankrabatt: Wie lange dauert es, bis der Preis sinkt?
Auch der „Auto Club Europa“ erklärte in einer Mitteilung, dass es sein könne, dass der Rabatt nicht gleichzeitig an allen deutschen Tankstellen umgesetzt werde. „Bekanntlich bestimmt die Nachfrage den Preis und so kann es sein, dass bei dem erwarteten Ansturm auf die Tankstellen auch die Preise nur zögerlich fallen. Bis der Preis spürbar sinkt, könnten sogar einige Tage vergehen.“
Dass Tankstellenbetreiber nicht sofort den Steuernachlass an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben müssen, sagte auch Duraid El Obeid, der Vorsitzende des Verbands Freier Tankstellen, zu „Business Insider“. Er vermute aber, dass größere Tankstellenketten den Rabatt sofort „am Preismast zeigen werden“.
Tankrabatt: Sollte ich sofort am 1. Juni zur Zapfsäule fahren?
Der ACE empfiehlt, sich zum Beginn des Monats erst einmal zurückzuhalten und abzuwarten. Denn befürchtet wird, dass die Tankstellen rund um den 1. Juni stark besucht werden, lange Warteschlangen könnten die Folge sein. Besser also nicht den Tank bis auf den letzten Tropfen leerfahren, sondern den Tank vorher noch einmal füllen, sodass die nächsten drei bis vier Tage ohne Zapfsäule zu überstehen sind.
Auch der ADAC erwartet Engpässe an den Tankstellen, Autofahrende sollten „zum Monatswechsel mit Augenmaß vorgehen“ und ausreichend Kraftstoff im Tank vorrätig haben, „um gegebenenfalls erst einige Tage nach dem 1. Juni zum Tanken fahren zu müssen.“ Am nächsten Wochenende dürfte sich der Andrang normalisiert haben.
Tankrabatt: Müssen Mineralölkonzerne die Senkung eins zu eins weitergeben?
Die Mineralölkonzerne sind nicht verpflichtet, Beträge aus eingesparten Steuern an Autofahrer weiterzugeben. Einige Expertinnen und Experten befürchten gar das Gegenteil: Sie können diese auch behalten.
CDU-Verkehrsexperte Thomas Bareiß, 47, warnte in der „Bild am Sonntag“: „Die Gefahr ist groß, dass die längst überfällige Steuerentlastung nicht beim Autofahrer ankommt. Wenn die Bundesregierung zulässt, dass die Mineralölkonzerne auf Kosten der Steuerzahler ihre Bilanzen aufbessern, wäre das ein Skandal.“
Der ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand forderte deshalb bereits vor Tagen die Mineralölkonzerne in einer Mitteilung auf, „die Spielräume für Entlastungen voll auszuschöpfen und an Verbraucher weiterzugeben“. Sollte das nicht so sein, müsse das Bundeskartellamt eingreifen.
Tankrabatt: Könnten die Ölkonzerne tricksen?
Es besteht das Risiko, dass die Ölkonzerne versuchen, ihre gestiegenen Kosten über Absprachen weiterzugeben und die Steuersenkung nicht bei den Verbrauchern ankommt.
Die Befürchtung, dass die Öl-Multis in die eigene Tasche wirtschaften, kennt auch der Präsident des Bundeskartellamts. Gegenüber „Bild“ sagte Andreas Mundt: „Wir werden alles dafür tun, dass niemand tricksen kann.“
Das Kartellamt beobachte die Preisentwicklung intensiver als sonst. Für die Ölkonzerne sei es rechtswidrig, Steuersenkungen nicht weiterzugeben. „Wir beobachten jeden ihrer Schritte ganz genau.“