Camping mit WohnmobilÄrgerlich, teuer, lebensgefährlich: 7 typische Anfängerfehler

Kontrolle eines Wohnmobiles

Sieht groß aus, hat aber auch nur eine begrenzte Zuladung: Ein Wohnmobil darf nicht mit „Übergewicht“ gefahren werden, sonst drohen hohe Strafen. Die Polizei kontrolliert in ganz Europa immer mal wieder Campingfahrzeuge auf deren Gewicht. Wer rausgewunken wird, muss über eine mobile Waage fahren (wie hier im Juli 2022 an der A13 bei Berstetal).

Camping mit dem Wohnmobil liegt voll im Trend, auch Neulinge sind mit Feuereifer dabei. Wir zeigen sieben fiese Stolperfallen beim Wohnmobil-Camping und sagen, wie man sich davon nicht ausbremsen lässt.

von Stefanie Monien  (smo)

Wenn Einer (oder Eine) eine Reise tut, dann gibt’s was zu erzählen! Das Sprichwort aus Omas gutem alten Sprüche-Koffer gilt natürlich auch für Reise mit dem Wohnmobil (beziehungsweise dem Van, Bulli, Kastenwagen oder sonstigen fahrbaren Campinguntersätzen). Und damit man nach dem Trip möglichst nur Positives zu berichten hat, stellen wir hier sieben Fehler vor, die meist Anfängerinnen und Anfängern beim Camping mit dem Wohnmobil passieren.

Aber halt! Bevor jetzt alte WoMo-Hasen wissend mit den Augen rollen und in sich hineinfeixen, dass ihnen sowas nie, niemals, also wirklich nie passieren könnte: Jeder, der mit einer noch so tollen Ausrüstung und ausgestattet mit dem untrüglichen Camper-Gen seit Jahren auf den Plätzen dieser Welt steht, hat mal klein angefangen. Und die Auffahr-Keile vergessen …

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Camping mit Wohnmobil: Die sieben größten Stolperfallen für Neulinge

Wer mit dem Wohnmobil zum Camping fährt, will vor allem eines: Freiheit, Abenteuer, Unabhängigkeit und ein gewisses „Sorglos-in-den-Tag-Leben“ - in individueller Gewichtung. Aber Vorsicht, hier kommen zehn typische Fehler beziehungsweise Irrtümer:

  1. 1. Wohnmobil überladen 
  2. 2. Mit vollem Wassertank losfahren 
  3. 3. Wohnmobil fahren wie ein Auto
  4. 4. Blind aufs Navi vertrauen
  5. 5. Während der Fahrt herumlaufen
  6. 6. Mit ungesichertem Interieur fahren
  7. 7. Ohne „Sichtkontrolle“ starten

1. Camping mit Wohnmobil: Niemals überladen starten

Herrlich, dieser Stauraum überall! Zwischen die Sitze passt auch prima noch 'ne Deckelbox* – und wir können echt noch die alten Holzklappstühle … stopp! Genau wie bei Boxerinnen und Boxern (und Jockeys) kommt’s beim Camping mit dem Wohnmobil aufs Gewicht an. Wer sein Gefährt überlädt, riskiert in hohe Bußgelder (in Frankreich sogar bis hin zur Einbehaltung des Mobils durch die Polizei)

Hier lesen: Heftige Strafen für überladene Wohnmobile in Deutschland und Europa

Das Camping-Portal des ADAC, Pincamp, hat eine exemplarische Rechnung gemacht: Die Zuladung ist die Differenz von Gesamtmasse und Leergewicht des Wohnmobils. Beispiel: Die zulässige Gesamtmasse beträgt 3,5 Tonnen, das Leergewicht liegt bei 3150 kg.

3500 minus 3150 = 350 Kilo erlaubte Zuladung – zu der auch alle Passagiere mit Ausnahme von Fahrer/Fahrerin gehören.

Wer jetzt jubiliert, möge sich bremsen. Denn der ADAC hat eine Gewichts-Beispielliste mit Gegenständen erstellt, die Camperinnen und Camper gerne mitnehmen (Kilo-Angaben können je nach Modell abweichen):

  1. Motorroller: ca. 120 kg
  2. Zwei E-Bikes samt Träger : ca. 80 kg
  3. Markise: ca. 50 kg
  4. Zwei Gasflaschen à 11 Kilo Füllung: ca. 46 kg
  5. Solaranlage: ca. 25 kg
  6. Campingtisch* und -stühle: ca. 23 kg
  7. Grill*: ca. 10 kg
  8. Geschirr* und Besteck*: ca. 8 Kilo

Tipp: Am besten vor Fahrtantritt mit der Wunsch-Ausstattung beladen auf eine Waage fahren (z. B. bei TÜV, Dekra, Mülldeponien etc). Und dann jubeln – oder zähneknirschend „ausmisten“.

Übrigens: Es gibt den, natürlich per DIN-Norm (EN 1646-2) festgelegten, Passus „Masse in fahrbereitem Zustand“. Das ist nichts anderes als das Fahrzeuggewicht ohne Zuladung, aber mit der zum Fahren benötigten Minimalausstattung. Dazu gehören: Fahrer (gerechnet mit 75 Kilo Gewicht), Dieseltank zu 90 Prozent gefüllt, 100 Prozent voller Frischwassertank, Gas-Mindestvorrat, Kabeltrommel*, Stromkabel*.

2. Camping mit Wohnmobil: Nicht mit vollem Wassertank losfahren

Wie jetzt? Der Frischwassertank zählt doch zur „Masse in fahrbereitem Zustand“ (s. Punkt 1). Wenn man aber die Möglichkeit hat, 105 Kilo zu sparen, sollte man das tunlichst machen. Und füllt, um im Beispiel zu bleiben – vor Fahrtantritt nur 15 Liter in einen 120-Liter-Frischwassertank. Wasser kann man auf Camping- und Stellplätzen oder zur Not an der Tankstelle zapfen. Hierfür empfiehlt sich ein Schlauch* oder ein Faltkanister* (leicht, nimmt wenig Platz weg).

Für die Abreise vom Camping- oder Stellplatz gilt: An der Entsorgungsstation das Grauwasser (von Spüle, Dusche, etc.) ablassen. Und zwar nur da! Die Grauwasserentsorgung im Gully ist verboten – und in der freien Natur ebenfalls. Merke: Nur wenig ist ätzender, als einen vollen Abwassertank während der Fahrt in der Kurve zum (Über-) Schwappen zu bringen.

3. Camping mit Wohnmobil: Das Gefährt niemals steuern wie ein Auto

Eine eher spritzige Fahrweise wie beim Auto verbietet sich beim Wohnmobil. Was nicht heißt, dass man wanderdünenartig durch die Gegend schleichen muss, man sollte sich nur die Dimensionen des Campers bewusst machen. Das gilt insbesondere für Rookies, die im Mietmobil unterwegs sind.

Gleich hier weiter lesen: Camping-Boom ist ungebrochen – aber ein Trend überrascht

Wegen der Masse, die durch die Gegend bewegt wird, sollte man so vorausschauend wie möglich fahren, so weit es geht rollen lassen und früh mit dem Bremsvorgang beginnen. Denn der Bremsweg ist länger als beim Auto – und bis 3,5 Tonnen mal stehen, dauert es. Außerdem hat ein Camper in den Kurven höhere Fliehkräfte, die Beschleunigung ist beschränkt, ein Wohnmobil ist (je höher der Aufbau) zudem windanfällig.

Tipp: Immer die Ruhe bewahren. Wie ein Käpt'n sein Schiff mit Übersicht und Gefühl durch schwere See führt, so steuert man das Wohnmobil souverän und ohne Hektik. Ahoi! Und bloß keine Kurven schneiden ...

4. Camping mit Wohnmobil: Dem Navi nicht blind vertrauen

„Wenn möglich, bitte wenden“: Gern, aber das Navi, das mit zartem Stimmchen zur Umkehr auffordert, hat die Wohnmobil-Besatzung geradewegs in eine malerische Mini-Gasse im südfranzösischen Bergdorf gelotst. Oder man landet plötzlich auf einem matschigen Feldweg im Nirgendwo, wo man sich nach allen Regeln der Kunst auch noch festfährt. Blöder Fehler, dummes Pech – hätte man mal nicht auf den mehr oder weniger kartenkundigen KI-Lotsen gehört.

Navis sind super – wenn sie im Zusammenspiel mit gesundem Menschenverstand angewendet werden (ab und an hilft es auch, Einheimische nach dem Weg zu fragen). Alternative sind spezielle Wohnmobil-Navis*, in die man Größe, Länge, Höhe und Gewicht des Fahrzeugs eingeben kann. Doch auch die sind nicht zu 100 Prozent sicher – also immer schön die Schilder am Straßenrand im Blick behalten.

5. Camping mit Wohnmobil: Nie während der Fahrt umherlaufen

Beifahren im Wohnmobil kann langweilig sein. Aber dann schnell eine Cola aus der Kühlung holen oder einen Keks aus dem Hängeschrank? Und wo man schon hinten ist, könnte man auch gleich auf dem Querbett ein Nickerchen halten, oder? Keine guten Ideen – ganz im Gegenteil! Denn das Lümmeln auf dem Bett sowie das Herumlaufen im Wohnmobil während der Fahrt ist verboten, alle Insassen müssen angeschnallt sein. Daher auch die Gurte auf der Sitzbankseite der Dinette.

Reisefieber bekommen? Dann sogleich an unserer Camping-Umfrage teilnehmen:

Auch Hunde müssen gesichert werden, mit Geschirr* und Sicherheitsgurt* oder die Vierbeiner reisen gleich in einer fest installierten Hundebox*. Fahren Kinder mit, müssen diese dem Alter entsprechend einen Kindersitz haben.

6. Camping mit Wohnmobil: Keine Fahrt ohne gesichertes Interieur

Man kennt's vom Auto: Einkäufe schnell auf der Rückbank verstaut, losgefahren, plötzlich muss man schnell in die Eisen steigen – und schon liegt der Einkauf im Fußraum. Ärgerlich und gefährlich, beim Wohnmobil erst recht. Denn hier können beim Um-die-Kurve-Fahren oder der Vollbremsung Geschirr, Besteck, Vorräte und ähnliches durchs Fahrzeug scheppern.

Daher gelten diese goldenen Sicherungsregeln fürs Wohnmobil:

  1. Schwere Sachen nach unten, leichte nach oben
  2. Zurrsysteme oder Regale für die Heckgarage nutzen
  3. Grill, Zubehör, Vorräte etc. in Stapelboxen packen
  4. Statt aus Keramik bruchsicheres Melamin-Geschirr* oder anderes Kunststoff-Geschirr* benutzen
  5. Zuschneidbare Anti-Rutschmatten* in die Küchenschränke legen. 
  6. Spezielle Sicherungssysteme mit Magneten* bieten Halt und Komfort
  7. Zwischenräume in den Schränken klappersicher mit Geschirrtüchern auspolstern
  8. Vor jeder Fahrt Kontrollieren, ob die Schränke zu sind. Und die Schubladen auch

7. Camping mit Wohnmobil: Gut gecheckt ist halb gereist

Auch wenn es nervt, es lohnt sich: Vor jeder Fahrt einen Check machen. Hier kommen essenzielle Dinge, die dem gewissenhaften Kontrolletti-Blick nicht entgehen sollten:

  1. Stromkabel abgezogen? Vergisst man gern mal bei der Weiterfahrt im Morgengrauen – weiß die Autorin aus persönlicher Erfahrung ...
  2. Auffahrkeile* nach dem Runterfahren auch eingepackt? (s.o.)
  3. Außenklappen zu?
  4. Dachluken/Haube/Heki (bedeutet Hebe-Kipp-Luke) und alle Fenster zu?
  5. Treppe eingefahren?
  6. Kühlschrank verriegelt und auf 12 V umgestellt?
  7. Rollos (Plissees) offen? 
  8. Alle Schränke zu und gesichert?
  9. Heizung aus?
  10. Wasserpumpe aus?
  11. Satellitenschüssel eingeklappt?
  12. Gas zugedreht?
  13. Toilettenschieber zu und Klodeckel unten?
  14. Licht im Innenraum aus?
  15. Liegt noch irgendwas lose rum?

Nun dürfte einem entspannten Wohnmobil-Urlaub eigentlich nichts mehr im Wege stehen, außer vielleicht dieser zwei in einem zum Klassiker gewordenen Camperspruch verewigten Unwägbarkeiten: „Des Campers Fluch – schlechtes Wetter und Besuch“ ...