Stress ist hier ein Fremdwort5 unterschätzte Inselperlen im Atlantik

Bucht auf der Île de Bréhat an der Côtes-d’Armor in der Bretagne.

Wer möchte hier nicht sofort ins Wasser springen und sich treiben lassen? Eine traumschöne Bucht auf der Atlantikinsel Île de Bréhat im französischen Département Côtes-d’Armor am Ärmelkanal.

Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist hier richtig: Wir stellen fünf Inseln im Atlantik vor, die man so wohl nicht auf der Urlaubsliste hatte.

von Stefanie Monien  (smo)

Sie liegen im Atlantischen Ozean, vor den Toren Europas. Mal überzeugen sie mit herb-romantischer Schönheit, mal verzaubern sie mit mediterranem Flair.

Die Inseln hoch im Norden oder tief im Westen – ganz gleich, wohin die Reise auch geht: Diese fünf faszinierenden Eilande haben sich ihren ganz eigenen Charme bewahrt.

Überblick: 5 Inseln im Atlantik

  1. Corvo auf den Azoren (Portugal)
  2. Unst auf den Shetlands (Schottland)
  3. Porto Santo bei Madeira (Portugal)
  4. Heimaey auf den Vestmannaeyjer (Island)
  5. Île de Bréhat in der Bretagne (Frankreich)

1. Insel Corvo im Atlantik: Traumhafte Einsamkeit in „Europas Wetterküche“

Neun größere Inseln zählen zur Gruppe der portugiesischen Azoren, die vor allem aus dem Wetterbericht bekannt sind, weil sich in Europas Wetterküche in schöner Regelmäßigkeit das Azorenhoch formiert. Gemeinsam mit seinem „Gegenspieler“, dem Islandtief, ist es für die Großwetterlage in Europa verantwortlich.

Extrem vom Wetter abhängig ist dann auch der Besuch auf Corvo, der kleinsten der Azoreninseln, auf der gerade mal 400 Menschen leben. Ist die See rau, kann das Boot von Flores nach Corvo nicht starten. Ist es zu stürmisch, geht auch kein Flieger.

Bei milder Wetterlage allerdings verzaubert die Insel (auf der es gerade mal sieben Kilometer asphaltierte Straße gibt) mit der Caldera. Der Vulkankrater mit 3,5 Kilometern (!) Durchmesser umfasst die halbe Insel und gehört zu den schönsten Calderas überhaupt.

Wer auf Corvo (hier gibt's erst seit 1973 Telefon, vorher wurde per Rauchzeichen mit der Nachbarinsel Flores kommuniziert) übernachten möchte, sollte sich zeitig anmelden, denn die Unterkünfte sind rar. Tagesausflügler machen am besten die fünf Kilometer lange Wanderrunde um die Caldera, danach unbedingt das (einzige) Örtchen Vila do Corvo besuchen.

Ein Städtchen auf der kleinen Azoreninsel Corzo im Atlantik

Wolken hängen am Himmel über der kleinen Insel Corvo. Sie gehört wie ihre acht größeren Schwestern auch zu den Azoren – die als „Wetterküche Europas“ wohl jedem aus dem Wetterbericht bekannt sein dürften. Stichwort: „Azorenhoch“ ...

2. Insel Unst im Atlantik: Europas Außenposten im hohen Norden

Das Inselchen Unst (rund 630 Einwohnerinnen und Einwohner trotzdem hier dem rauen Atlantikklima) sieht aus, als wäre es geradewegs aus einer Kulissenkiste eines „Herr der Ringe“-Filmes gekullert: Grüne Wiesen, auf denen Schafe weiden, gezackte Steilküsten und immer wieder Papageitaucher, die tollkühne Sprünge von den Klippen vollführen.

Unst ist die nördlichste der bewohnten Inseln Großbritanniens, hier weiden noch Shetlandponys, es gibt eine Telefonzelle (!) und eine Haltestelle, die so knuffig ist, dass man sich wünschte, der Bus würde gar nicht erst kommen ...

Die Bushaltestelle auf der Shetlandinsel Unst

Wer würde hier nicht gern auf den Bus warten? Die Bushaltestelle nahe Baltasound auf Unst ist liebevoll dekoriert: mit Papageitauchern auf Decken, Schreibpult, Tüchern. Natürlich wacht der „Puffin“ genannte Vogel auch als freundliche Statue neben dem Wartehäuschen.

Im Ort Baltasound gibt's nicht nur die nördlichste Brauerei Großbritanniens, sondern auch Pubs (u. .a. das „Balta Light“), eine Poststation, kleine Geschäfte und ein Hotel, das „Baltasound Hotel“, bekannt für tolle Desserts und Scallops, die mit ihrem weißen Fleisch der Jakobsmuschel in nichts nachstehen. Gehören ja auch beide zu den Kammmuscheln – aber das nur am Rande.

Papageitaucher auf der Shetlandinsel Unst in Schottland

Ein Papageitaucher sitzt auf einem Felsen auf der Insel Unst, die zu den Shetlands gehört, und schaut auf den Atlantik. In englischer Sprache werden die prächtigen Vögel „Puffin“ genannt.

3. Insel Porto Santo im Atlantik: Madeiras zauberhafte Schwester

Madeira im Atlantik kennt fast jeder: Wegen des Süßweines, der Wanderwege und natürlich wegen Cristiano Ronaldo – „CR7“ wurde 1985 im Hospital Dr. Nélio Mendonça in Madeiras Hauptstadt Funchal geboren. Weniger bekannt, dafür gerade für Ruhesuchende ein Highlight, ist Madeiras kleine Nachbarinsel Porto Santo.

Das in portugiesischer Sprache auch „Ilha Dourada“ (goldene Insel) genannte Eiland ist elf Kilometer lang – davon sind neun Kilometer feinster, seidiger Sandstrand. Das Meerwasser kühlt sich nie unter 17 Grad ab (Höchsttemperatur sind um die 22 Grad).

Der Seefahrer und Entdecker Christoph Kolumbus wohnte eine Zeitlang auf Porto Santo, das Haus ist heute ein Museum und liegt neben der Kirche im pittoresken Insel-Hauptort Vila Baleira. Hier gibt es neben jeder Menge Kunsthandwerk (Töpfereien, etc.) auch niedliche, mit blühenden Bougainvilleen gesäumte Gässchen.

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Unbedingt Inselspezialitäten wie Rindfleisch auf Lorbeerspieß oder das berühmte Süßkartoffelbrot (pão com batata-doce) mit Kräuterbutter kosten! Wer was für den Körper tun möchte, kann das Thalasso-Zentrum besuchen, außerdem Wind- und Kitesurfen, Wandern, Radfahren oder Golfen – der örtliche Platz wurde vom spanischen Weltklasse-Golfer Severiano „Seve“ Ballesteros (†2011) entworfen.

Vila Baleira auf Porto Santo in Portugal

Wenn da mal kein Ferienfeeling aufkommt! Das Städtchen Vila Baleira auf Porto Santo im Atlantik. Das Inselchen ist die kleine Schwester der berühmten Ferieninsel Madeira (auf der zeitweise auch Kaiserin Sisi von Österreich lebte).

4. Insel Heimaey im Atlantik: Hier wurde Filmwal „Keiko“ ausgewildert

Heimaey, ist die einzige bewohnte der Vestmannaeyjer-Inseln (für Nicht-Isländer ähnlich schwierig auszusprechen wie der Eyjafjallajökull, dessen Ausbruch 2010 den weltweiten Flugverkehr nahezu lahmlegte). Apropos Vulkan: Auch Heimaey wurde 1973 von der Lava eines Vulkanes lahmgelegt, von der des Eldfell, der wie von Geisterhand plötzlich auftauchte. Verletzt wurde gottlob niemand. Die erkaltete Lava bescherte der Insel, die laut Expertinnen und Experten auf einem Magmafeld liegen dürfte, allerdings zwei Kilometer mehr Fläche.

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Sehenswürdigkeiten auf dem sattgrünen, von Steilklippen umgebenen Eiland, das zu den Westmännerinseln (so der deutsche Name des isländischen Zungenbrechers) gehört, sind unter anderem das Eldheimar Musem, in dem der Vulkanausbruch von 1973 thematisiert wird. Unzählige Wanderwege locken, einer davon führt auf den Eldfell, von dem aus man einen tollen Blick bis hin zu dessen berühmten Vulkan-Verwandten Eyjafjallajökull hat. Einkehren kann man im „Slippurinn“ (gegrillte Scallops für umgerechnet 27 Euro) oder auf eine Pizza im „Pitsugerdin“.

Schwertwal Keiko, bekannt aus den "Free Willy"-Filmen, in seinem Freigehege in der Klettsvik-Bucht in Island im September 1998.

Der 10. September 1998: Schwertwal „Keiko“ wird in der Klettsvik-Bucht von Heimaey ausgewildert. So richtig kam der Orca-Bulle mit der Freiheit allerdings nicht zurecht, er musste unter anderem gefüttert und per Boot zum Langstreckenschwimmen animiert werden.

Und noch ein Highlight gibt's in der Geschichte Heimaeys: Der wohl bekannteste Orca der Filmgeschichte, „Keiko“ (spielte die tierische Titelrolle in „Free Willy“ von 1993), wurde 1998 in der Klettsvik-Bucht im Atlantik vor der Insel ausgewildert.

Nicht ohne Probleme, denn der Schwertwal war sehr menschenbezogen, ließ sich von Touristen füttern und machte den Fischern das Leben schwer, weil er durch deren Lachszuchten pflügte. „Keiko“ wurde schließlich in die Taknesbucht in Nordnorwegen umgesiedelt, wo er 2003 im Alter von 27 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung starb.

Die isländische Insel Heimaey im Atlantik

Ein Traum in Grün und Blau – aber nix für Menschen mit Höhenangst: Schroffe Steilklippen und satte Wiesen wechseln sich auf Heimaey im Atlantik ab. Wander- und Naturfans kommen hier voll auf ihre Kosten.

5. Île de Bréhat im Atlantik: Hauch von Karibik in der schroffen Bretagne

Sattes Grün, sanfte Hügel, schroffe Klippen und türkisblaues Wasser: Dafür braucht niemand bis in die Karibik oder nach Tahiti zu jetten, all das gibt es auch am Ärmelkanal, auf der bretonischen Insel Île de Bréhat nämlich.

„Blumeninsel“ wird das schöne Eiland von den rund 380 Einwohnern stolz genannt, die Überfahrt von Ploubazlanec auf dem Festland hinüber auf die „Doppelinsel“ dauert rund 15 Minuten. Die Île de Bréhat hat einen sehr grünen und blühenden Südteil, während im Norden eine wildromantische Landschaft mit kleinen Felsbuchten vorherrscht. Außer einigen Traktoren gibt's keine Kraftfahrzeuge auf der Insel, wer sich hier fortbewegen möchte, tut das per pedes oder mit dem Rad.

Noch ein Insel-Geheimtipp aus Frankreich: Schön wie Sylt – aber nicht so schickimicki

Der Ortskern des alten Inselzentrums Le Bourg ist zauberhaft schön, hier wachsen Hortensien, Allium und andere blühende Stauden in verschwenderischer Fülle. Auf keinen Fall den Markt mit Produkten aus der Region verpassen, der findet auch außerhalb der Saison jeden Montag, Donnerstag, Samstag und Sonntag statt. Es gibt mehrere schnuckelige Unterkünfte in typisch bretonischen Steinhäusern.

Die Île de Bréhat in der Bretagne am Ärmelkanal.

Als hätte Claude Monet seine Farbpalette umgeworfen! Ein Traum in Bleu, Kobalt, Ultramarin und Kobalt, mit einem Hauch Smaragd und hingetupftem Ocker ist diese Bucht auf der Île de Bréhat in der Bretagne.

Es muss also nicht immer der Hotspot sein, oftmals finden sich in den Ferienregionen abseits der „üblichen Verdächtigen“ wunderbare Kleinode. Für diejenigen, die die Ruhe schätzen und wirklich in eine neue Umgebung eintauchen möchten.