Geht auch ohne Suff & PartyItaliens Touri-Hotspot an der Adria neu entdecken

Lignano Sabbiadoro an der italienischen Adria

Der Strand von Lignano am frühen Morgen. Im Hochsommer ist Highlife angesagt. Dafür ist der Strand lang und breit, das Meer nicht sehr tief – perfekt für Kinder.

Familien-Urlaub an der italienischen Adria, die eher für Party und Exzesse bekannt ist? Klar geht das – wir sagen, wie.

von Marie Schäfers  (mjs)

Italien-Urlaub, wie man ihn noch aus den 80ern kennt? Dolce Vita, breiter Strand, tausende Schirme, flaches Wasser. Die Kinder spielen und planschen. Am Abend gibt es italienische Köstlichkeiten. In Lignano ist die Zeit ein bisschen stehen geblieben.

Die Preise sind es natürlich nicht, aber der Geldbeutel wird zumindest nicht über die Maßen gedrückt. In Sabbiadoro steppt der Touri-Bär, auch der alkoholgeschwängerte. Aber in den Ortsteilen Pineta und Riviera kann man entspannten Familienurlaub machen. Und wer sich einen Mietwagen gönnt, kann Friaul-Julisch-Venetien komplett erkunden. Das lohnt sich.

Lignano an der italienischen Adria-Küste: Hotspot neu entdeckt

Auf geht es an die italienische Adria-Küste ins Örtchen Lignano, wo jüngst ein Bikini-Verbot verhängt wurde. Wir lassen die Hektik von Venedig hinter uns, nehmen nicht die Autobahn, sondern fahren genüsslich über die Dörfer. Es geht auf eine Halbinsel, den trubeligen Teil des 6800 Einwohner-Ortes Lignano durchquert, empfangen uns kleine Häuser und Pinienwälder. Alles hat hier noch „alten“ Charme, das ist aber nicht unbedingt unangenehm. Retro ist ja „in“.

Keine Angst vor Partyhochburg: Eimer- und Grölgelage kann man hier auch haben, ja. Wenn man das will. Am Strand in Sabbiadoro geht es gut ab, aber in dieser Saison will man in Sabbiadoro dem Sauftourismus den Kampf ansagen.

Kein Verkauf von Alkohol nach Mitternacht, kein Alkoholkonsum im öffentlichen Raum, ab 1 Uhr bleibt die Musik aus. Der Strand wird zwischen 1 und 6 Uhr gesperrt. Aber das alles muss einen beim Familienurlaub nicht kümmern. Einfach ein paar Kilometer weiter „runter“ seine Unterkunft wählen, dann kriegt man davon nichts mit.

Badevergnügen: Der acht Kilometer lange, goldene Sandstrand und das ruhige Meer mit nur sehr schwach abfallendem Grund sind perfekt für (kleine) Kinder. Viele Strandbäder mit allen nötigen Einrichtungen sowie Liegestühlen und Sonnenschirmen (darauf achten, dass Liegen im Hotelpreis inkludiert sind) sind vorhanden.

Klar, romantische Alleinlage am menschenleeren Strand hat man hier nicht. Für Kinder, die schnell Urlaubsfreunde finden wollen, und Eltern, die entspannt von der Liege den Nachwuchs beobachten wollen, ist es aber perfekt.

Noch mehr Spaß: Sind die Kinder etwas größer, geht es ins Riesenspaßbad Aquasplash (29 Euro Erwachsene, Kinder 23 Euro, bis ein Meter Körpergröße gratis). Online buchen, dann wird es pro Ticket zwei Euro billiger.

Sehr schön ist der Parco Zoo Punta Verde mit über 1000 Tieren (Erwachsene 20 Euro, Kinder ab 3 Jahren 15 Euro). Dazu gibt es noch den Freizeitpark Junior und im Stadtzentrum einige Spielhallen, die die Kleinen lieben werden.

Pizzeria „Nerone“ im Zentrum von Lignano 2023

Gute Pizza gibt es zum Beispiel im „Nerone“ im Zentrum von Lignano. Das Foto wurde 2023 aufgenommen.

Essen & Trinken: Überraschend gute Restaurants mit Pizza, Pasta und Co. gibt es hier überall, auf der Karte stehen zum Glück auch schöne Fleisch- und Fischgerichte. Die Preise sind für eine Urlaubshochburg nicht überzogen.

  1. In der Meating-Brasserie gibt es gute Burger (ab 12 Euro).
  2. Tipps für einen Aperitif oder Digestiv mit Häppchen und Leute-Beobachten: Bellini Sole oder Perbacco Vini & Cose Buono.
  3. Gutes Eis gibt es in der Brunzin Cremerie.

Übernachten: Von kleinen Pensionen über viele Ferienwohnungen bis hin zum 5-Sterne-Hotel ist alles da. Tipp: das Hotel Rex (4 Sterne) mit gutem Frühstück, kleinem Pool und guter Lage (ab 158 Euro pro Doppelzimmer/Nacht). Aber es geht auch günstiger.

Ausflüge: Klar, in Venedig kann man vorbeischauen, aber da ist es voll und man muss Eintritt zahlen. Lieber die Lagunenlandschaft im Hinterland erkunden (und die Weingüter, unbedingt die Rebsorte Friulano kosten). Nach Latisana und Portogruaro fahren, dort auf dem Marktplatz speisen, in den Boutiquen shoppen und die Architektur genießen. Im 40 Kilometer entfernten Caorle am Meer Fisch nach Hemingway-Art probieren (der US-Schriftsteller urlaubte hier einmal).

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Wen es etwas weiter weg zieht (und wer Delikatessen liebt), dem sei ein Ausflug nach San Daniele del Friuli (1 Stunde entfernt) empfohlen. Erstens weht hier immer ein angenehmer Wind, zweitens wird hier der weltberühmte „San Daniele“-Schinken hergestellt. Köstlich.

Bei Bagatto vorbeischauen, nach einer Werksführung fragen. Es ist ein winziger Schinkenproduzent, „La Mama“ macht die Führung gerne persönlich. Und danach eine Schinkenplatte verspeisen und Delikatessen als Mitbringsel einkaufen.

Das nervt: Zum Strand muss man von den meisten Unterkünften etwas laufen. Aber es trainiert ja das Gelato gut ab.

Das bleibt: Die Erkenntnis, dass es Orte gibt, die sich nie wirklich verändern. Wohliges Zeitreise-Gefühl. Klar, nicht alles ist perfekt. War es nie. Trotzdem kann man auch in einer „alten“ Touri-Hochburg noch etwas Neues entdecken.

Familienurlaub in Lignano: So komm' ich hin

Mit dem Auto fährt man vom Rheinland aus ca. 11,5 Stunden Würzburg, München, Salzburg, Villach und Udine. Per Flugzeug geht es ab Köln-Bonn und Düsseldorf nach Venedig, von dort aus fährt man ca. 1 Stunde (Maut-Autobahn) oder 1 Stunde 15 Minuten über Land nach Lignano.

Ein Mietwagen kostet für eine Woche ab 125 Euro (auf seriösen Vermieter achten, sonst sind schnell Zusatzgebühren fällig). Mit der Bahn kommt man über München mit dem Nachtzug (reservierungspflichtig) in 17 Stunden nach Lignano, muss aber nach München noch mehrfach umsteigen. Praktisch ist das nicht.