Der Sommer steht vor der Tür und die Reiselust der Menschen steigt wieder. Auch die Reisebranche selbst wollte in diesem Jahr endlich aus der Corona-Krise herauswachsen – doch es lauern Risiken. Die könnten den Urlaubern den Spaß verderben.
Wie schlimm wird der Sommer?„Viele werden bei Abrechnung nach dem Urlaub Schock erleben“
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und zwanghafter Reiseabstinenz haben die Menschen wieder Lust auf Urlaub. Auch die Reiseunternehmen rechnen für den Sommer 2022 mit einem Geschäft, das sich auf Vorkrisen-Niveau bewegt.
Das zeigt auch die gute Stimmung beim Deutschen Tourismusgipfel in Berlin an diesem Montag (30. Mai 2022), hier ist gar von „Boom“ die Rede.
Nach einer Umfrage der GfK-Konsumforscher im Auftrag des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) möchten 69 Prozent der Befragten, die generell verreisen, in diesem Sommer auf jeden Fall in den Urlaub fahren.
Doch es herrscht auch Skepsis in der Branche – denn einige Schwierigkeiten sind bereits absehbar, und könnten sowohl den reisehungrigen Urlaubern als auch den Veranstaltern den Sommer-Spaß verderben.
Die Lust am Reisen steigt zwar, doch ein Blick auf die Reisepreise zeigt: Es ist längst nicht alles wie vor Corona. Die Gründe sind – wie auch bei den massiven Preissteigerungen bei etwa Lebensmitteln und Energiepreisen – der Krieg in der Ukraine und der Druck durch die Inflation. Auch der Personalmangel in der Branche, befeuert durch die Pandemie, sorgt für Frust. Viele Menschen bleiben wegen der Corona-Gefahr zudem weiter verunsichert und „buchen nicht mehr lange im Voraus. Und gleichzeitig sind mit der Ukrainekrise die Preise nochmal deutlich angestiegen“, sagt eine Reisebüro-Besitzerin der „Tagesschau“.
Heißt: Wer aktuell eine Reise bucht, müsse wesentlich tiefer in die Tasche greifen als sonst.
Reisen: Neue Sorgen in der Branche mit dem Krieg in der Ukraine
Mit dem Krieg in der Ukraine kamen auch in der Reisebranche neue Sorgen auf. „Die steigenden Energiepreise haben nicht nur Einfluss auf den Flugverkehr, sondern auf alle Verkehrsträger und die gesamte touristische Leistungskette“, erklärt Michael Rabe, Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, vor kurzem vor Abgeordneten des Tourismusausschusses im Bundestag. Vor allem das Gastgewerbe sei betroffen.
„Auch der Personalmangel sorgt für Frust, viele Flugreisende etwa spüren ihn an den Flughäfen: Lange Wartezeiten vor den Sicherheitskontrollen oder bei der Kofferrückgabe beispielsweise sind die Folge. „In der Krise haben trotz der Kurzarbeitsregelungen viele Mitarbeiter der Branche den Rücken gekehrt und kommen nun nicht zurück, weil sie merken, dass es auch außerhalb der Luftfahrt attraktive Jobs gibt“, sagt Lars Mosdorf, kaufmännischer Geschäftsführer des Flughafens Düsseldorf, der „Wirtschaftswoche“.
Reisen: Personalmangel sorgt für zusätzliche Probleme
Ein gewaltiges Problem, das dazu führt, dass einzelne Fluglinien bereits den Betrieb einschränkten. Die niederländische KLM verkaufte keine Tickets mehr ab Amsterdam, auch Lufthansa und British Airways sagten reihenweise Flüge ab. Der Personalmangel führe auch dazu, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Flugbetrieb fehlten: Einige Airlines wie etwa Easyjet würden zu Stoßzeiten Plätze freilassen, weil dann weniger Flugbegleiterinnen und –begleiter eingesetzt würden.
Ähnlich sieht es in vielen Hotels und Restaurants aus, oft werde der Service gekappt, Speisekarten werden verkleinert, die Zahl der Tische verringert.
Zudem müssten viele Betriebe – trotz des schlechteren Service – die Preise eher erhöhen als senken. Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern planen dies vier von fünf Unternehmen der Branche. „Wo wir können, geben wir die höheren Kosten bereits weiter“, wird ein Reisemanager von der „Wirtschaftswoche“ zitiert.
Reisen: Wer außerhalb der Kataloge bucht, könnte satt draufzahlen
Zwar hätten die Pauschalreiseveranstalter die Preise noch nicht erhöht – das lasse das Reiserecht nicht zu, da die Preise bereits in den Katalogen des vergangenen Herbstes veröffentlicht worden waren. Viele Veranstalter haben einen großen Teil der Flug- und Hotelkontingente im vergangenen Jahr zu damaligen Preisen eingekauft. Doch wer außerhalb der Kataloge bucht, könnte eine unangenehme Überraschung erleben.
Mietwagen etwa sind massiv teurer geworden, in einigen Regionen laut des Vermittlungsportals „billiger-mietwagen.de“ dreimal so viel wie vor Corona. Laut „Holidaycheck“ haben sich die Ferien rund ums Mittelmeer im Vergleich zu 2019 um bis zu 27 Prozent verteuert. Urlaub in Portugal war im April 14 Prozent teurer, in der Türkei 15 Prozent. Hinzu kommen die gestiegenen Kosten vor Ort, etwa bei Restaurantbesuchen. „Da werden die meisten bei der ersten Kreditkartenabrechnung nach dem Urlaub einen kleinen Schock erleben“, wird ein führender Reisemanager von „WiWo“ zitiert.
Kaum hat sich die Reisebranche angefangen zu erholen, sind neue dunkle Wolken am Horizont sichtbar. „Weil die meisten Kunden wegen der Inflation ohnehin weniger Geld haben, dürften viele zumindest im kommenden Jahr erstmal seltener, kürzer und sparsamer buchen“, sagt ein anderer Reisemanager der Wirtschaftszeitschrift. „Jeden einzelnen Faktor hätten wir vielleicht noch weggesteckt, aber zusammen gibt das einen gefährlichen Cocktail.“