Teuer, aber tollIsland – im Reich der kleinen Pferde und tanzenden Lichter

EXPRESS-Redakteurin Laura Schmidl auf einem Islandpferd

Wuschlige Mähne, kuscheliges Fell, hoher Sitzkomfort: Redakteurin Laura Schmidl auf einem Islandpferd.

Wirklich sagenhaft! Warum sich Island auch (und vor allem) im Winter lohnt. Wir waren dort und haben Tipps im Gepäck.

von Laura Schmidl

Island, das Land aus Feuer und Eis, ist oft auch das Land aus Dampf und Wasser. Lavaspeiende Vulkane bekommt man als Tourist selten zu sehen. Eis und Schnee sind im Winter wahrscheinlicher – nicht unüblich sind Regen und Wind. Im Februar war eine sehr steife Brise (bei uns würde das schon Sturm heißen) ständiger Begleiter. Wohl dem, der nicht noch Eisregen abkriegt!

Warum also ein Trip in den Norden im Winter? Weil sich Island zu jeder Jahreszeit lohnt. Und natürlich wegen der spektakulärsten Lichtshow der Natur: der Nordlichter. Wir stellen euch das Reich aus Eis und Feuer vor – und haben natürlich heiße „Vor-Ort-Tipps“ parat.

Island: Faszination der Nordlichter

  1. Aurora Borealis: Die ist zu dieser Jahreszeit auf Island mit hoher Wahrscheinlichkeit zu sehen. Wenn die Dunkelheit hereinbricht und der Himmel zumindest annähernd wolkenfrei ist, lohnt ein Blick gen Sterne. Mit Glück leuchtet ein grüner (manchmal auch lilafarbener) Streifen auf. Mit noch mehr Glück und erhöhter Sonnensturm-Intensität scheint das Nordlicht immer heller, beginnt zu tanzen. Ein Schauspiel, das mich mehr als einmal mit offenem Mund hat nach oben starren lassen. Je dunkler die Umgebung, desto besser. Auf Fotos wirken sie immer intensiver als mit bloßem Auge. Tipp zum Nordlichter-Beobachten: Erst mit der Handykamera den Himmel absuchen, dann weiß man, welche Stelle zu beobachten lohnen kann. Die App „Meine Polarlicht-Vorhersage“ gibt Anhaltspunkte, zu welcher Uhrzeit die Wahrscheinlichkeit am größten ist.
Aurora borealis auf Island

Die Nordlichter sind ein faszinierendes Spektakel am Himmel. Allein dafür lohnt die Reise nach Island.

  1. Reykjavik: Die Hauptstadt der von etwas mehr als 300.000 Menschen bewohnten Insel hat Kleinstadt-Flair, ist einfach knuffig. Anschauen sollte man sich die „Sonnenfahrt“-Skulptur am Ufer, ein paar Gehminuten entfernt findet sich ein zudem Steelpunk-artiges Kunstgebilde, das „recycelte Haus“. Wahrzeichen ist die Hallgrimskirche mit interessanter Architektur, von innen aber typisch evangelisch -zurückhaltend. Auf der berühmten Einkaufsstraße Laugavegur lassen sich nette Souvenirs ergattern und kleine Boutiquen, Restaurants, Bars und Cafés besuchen. Achtung: Alkohol ist in Island sehr teuer – wie alles andere auch. Umgerechnet kosten 0,5 Liter Bier gut 10 Euro – da glüht die Geldkarte, Bargeld ist in Island unüblich. Im Hafen gibt es u. a. eine Lava-Show, ein Walmuseum und eine „Fly Over Iceland“-Experience (virtueller Flug) – kostet jeweils über 30 Euro, ist aber sehenswert.
  2. Der Golden Circle: Klassiker der Tagestouren. Beinhaltet drei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. Darunter der tosende Gullfoss-Wasserfall. Gigantische Wassermassen fließen 32 Meter abwärts. Außerdem geht es zum Geothermalpark mit brodelnden Quellen und dem alle paar Minuten in die Höhe schießenden Geysir „Strokkur“. Aus der Erde blubbert es, es muffelt nach verfaulten Eiern – der Schwefel. Auch das Leitungswasser kann einen Schwefelgeruch absondern. Tut der sehr guten Trinkwasserqualität keinen Abbruch. Dritter Stop: Nationalpark Thingvellir, hier treffen zwei Kontinentalplatten aufeinander. Dazwischen lässt sich sogar tauchen oder schnorcheln – im zwei Grad kalten Wasser mit Trockenanzug. Sichtweiten von 100 Meter (unter Wasser) garantiert!
Gullfoss-Wasserfall auf Island

Der Gullfoss: Riesige Wassermassen fließen hier die Schlucht hinunter.

  1. Die Südküste: Noch mehr Wasserfälle, Gletscher, Eishöhlen, Lavafelder, schwarze Strände: spektakulär, rau und wild. Wer Geschwindigkeit liebt, kann eine Schneemobiltour machen.
  2. Islandpferde: Die kleinen flauschigen Pferde (trotz Ponygröße bestehen die Isländer auf „Pferd“!) sind einer der ältesten Pferderasse der Welt und werden streng in Reinzucht gehalten. Ein Islandpferd, das einmal die Insel verlässt, darf nie wieder zurückkehren. Bei Reittourenanbietern wie Eldhestar können auch Anfänger Ausritte mitmachen. Fortgeschrittene kommen bei längeren und schnelleren Touren auf ihre Kosten. Islandpferde haben vier bis fünf statt nur drei Gangarten: Zu Schritt, Trab, Galopp kommen Tölt und Pass, die besonders bequem für den Reiter sind.

Wale, heiße Quellen und Tipps für günstiges Essen

  1. Whale Watching: Von Reykjavik aus werden Bootstouren angeboten – dick einpacken hilft hier, der Wind ist auf dem Wasser noch strammer. Es werden Overalls ausgegeben – so fühlt man sich wie auf einer Arktis-Expedition. Mit Glück gibts z. B. Buckelwale zu sehen. Die Wal-Hauptstadt ist Husavik, allerdings gute 6 Stunden von Reykjavik entfernt.
  2. Nicht verpassen: Das Baden im warmen Fluss am Rande der Kleinstadt Hveragerði (eine Autostunde von Reykjavik). Noch mehr als eine Stunde muss man vom Parkplatz wandern. Am Wegesrand immer wieder brodelnde Quellen, aufsteigender Dampf. Dann belohnt einen ein einzigartiges Erlebnis: Zwischen schneebedeckten Bergkuppen schnell bis auf die Badesachen entkleiden und in die natürliche Badewanne flitzen. Der Fluss hat dank geothermaler Aktivität perfekte Badetemperatur.

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  1. Essen: Wie erwähnt teuer. Viel Fisch und traditionell Lamm- bzw. Hammelfleisch. In Reykjavik gibts aber fast alles, was das kulinarische Herz begehrt. Bei „2 Guys“ auf der Laugavegur gibt's sehr gute Burger zu akzeptablen Preisen (Menü mit Fritten und Softdrink für 26 Euro). Toller Frühstücksspot: „Wake and Bake“ – leckere Zimtschnecken und Bagels, sehr guter Kaffee. Süße Eiskreationen (gehen auch im Winter!) und handgemachte Schoko gibt es bei „Omnom“ am Hafen.
  2. Übernachten: Wer nur den Süden bereisen will, kann gut Tagestouren von Reykjavik aus starten – geht als Selbstfahrer. Ansonsten gibt es verschiedene Anbieter, die einen vom Hotel abholen. Nett und fair bepreist ist das Eyja Guldsmeden Hotel (ab ca. 140 Euro/Nacht), wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt.
  3. Das nervt: Die hohen Preise. Wer in Island Urlaub macht, darf wirklich kein Sparfuchs sein.
  4. Das bleibt: Der Blick in den Himmel – schade, über Köln wollen keine Nordlichter aufblitzen ...

Island: so komme ich hin

Luftlinie ist Reykjavik etwas mehr als 2000 Kilometer von NRW entfernt. Eurowings fliegt im Winter wöchentlich von Düsseldorf (ab 300 Euro für Hin- und Rückflug) zum Flughafen Keflavik, dem größten der Insel (etwa 45 Minuten Fahrtzeit von Reykjavik).

Flugzeit: etwa 3,5 Stunden. Island ist eine Stunde hinter Deutschland, dadurch gewinnt man auf der Hinreise Zeit. Icelandair fliegt von Frankfurt am Main nach Keflavik.