Fünf Euro für eine Kugel EisKroatien immer teurer: „Seht euch die gepfefferten Preise an“

Menschen entspannen am Strand von Dubrovnik.

Menschen entspannen am Strand von Dubrovnik (Archivbild 2021): Vor allen Dingen in den beliebten touristischen Hochburgen sind die Preise in den letzten Monaten in die Höhe geschossen, Einheimische und Reiseveranstalter schlagen Alarm.

Kroatien gehört zu den beliebtesten Ländern für deutsche Touris am Mittelmeer – doch sind die Preise dort in den vergangenen Monaten rasant gestiegen. Anfang des Jahres wurde in dem Land der Euro eingeführt: Ist er schuld daran?

von Martin Gätke  (mg)

Wer sich in diesem Sommer die Schlagzeilen der kroatischen Zeitungen und Medien durchliest, könnte durchaus einen Schrecken bekommen. „Seht euch die gepfefferten Preise an der Adria an!“, so titelt zum Beispiel die Zeitung „Dnevnik“. „Urlaub auf den Malediven ist in diesem Jahr günstiger als in Kroatien“, schreibt die „Slobodna Dalmacija“.

Gern werden auch Beispiele für die extremen Preise gezeigt: In der pittoresken Altstadt eines der beliebtesten Ziele Kroatiens, in Dubrovnik, koste eine Kugel Eis satte fünf Euro. Im wunderschönen Rovinj, einer Touristenhochburg Istriens, koste der Burger 22 Euro. Im dalmatinischen Šibenik zahl man für das 0,1-Liter-Gläschen Aperol Spritz elf Euro. Keine Wunder also, dass viele Kroatinnen und Kroaten, so heißt es im „Večernji list“, keinen Urlaub an der Küste machen könnten.

Kroatien: Reiseziel wird immer teurer, Einheimische schlagen Alarm

Wer inmitten der alten Fassaden der kroatischen Städte etwas essen, oder in den herrlichen Bars am blauen Meer etwas trinken möchte, der muss in diesem Jahr tief in die Tasche greifen: Die Kosten für ein Mittag- oder Abendessen sind bisweilen um bis zu 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr anstiegen. In Kroatien steigen schon seit längerem die Preise – ein Ende ist dabei vorerst nicht in Sicht.

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Doch nicht nur die Restaurants werden teurer. Viele Einheimische würden schon Alarm schlagen, dass auch alltägliche Dinge wie Lebensmittel oder viele Dienstleistungen kaum noch bezahlbar seien, erklärt der Reiseveranstalter Kroati-Reisen. Viele Reisende, die ihren Urlaub in diesem Jahr in Kroatien verbringen, seien teilweise erstaunt und verärgert darüber, wie sich die Preise in dem Land entwickelt haben. In den kroatischen Supermärkten sind viele Lebensmittel weitaus teurer als etwa in Deutschland.

Kroatien: Viele nutzen Euro-Einführung für Preiserhöhung aus

Milch, Hühnerfleisch und Bier wurden im Durchschnitt um etwa 17 Prozent teurer, einige Gemüsesorten gar um 188 Prozent. Nahrungsmittel und Dienstleistungen sind im Land im Durchschnitt 15 bis 20 Prozent teurer als noch 2022. Aber warum?

Wie in anderen europäischen Ländern auch sind die Inflation sowie die Nachwirkungen von Corona zwei wichtige Gründe: In Kroatien liegt die Inflationsrate aktuell bei knapp acht Prozent – bei einem EU-Schnitt von gut sechs Prozent.

Doch viele Händler und auch Anbieter von Unterkünften haben die Euro-Einführung Anfang 2023 dafür genutzt, die Preise aufzurunden und zu erhöhen – und zwar deutlich. Eine Friseurin zum Beispiel sorgte für Schlagzeilen im Land, weil sie für einen Herrenschnitt statt 60 Kuna (etwa 8 Euro) nun zehn Euro verlangte. In einigen Fällen wurden für Unterkünfte laut Kroati-Reisen bis zu 50 Prozent mehr als im Vorjahr berechnet.

Kroatien: Bleiben mehr Reisende im nächsten Jahr fern?

Der Währungswechsel habe auch zu vereinzelten illegalen und verdeckten Preisanpassungen in Restaurants geführt: Es gebe zwar empfindliche Strafen dafür, doch die Überwachung gestalte sich schwierig.

Analysten der kroatischen Nationalbank aber schätzen den Euro-Einführungseffekt als nicht sonderlich groß ein. Er habe die Inflationsrate um weniger als einen Prozentpunkt nach oben getrieben.

In den beliebten Urlaubsregionen ist die Lage besonders angespannt, weil die Preise hier am meisten gestiegen sind: in Dubrovnik, Split, Šibenik, Zadar, Rovinj etwa. „Wir haben es mit den Preisen übertrieben“, sagte Marko Paliaga, Bürgermeister von Rovinj, jüngst: Supermärkte seien in dem Küstenort bereits bis zu 30 Prozent teurer als im Landesinneren.

Laut Kroati-Reisen müssten sich nun sowohl Einheimische als auch Reisende zunächst an die Preissituation gewöhnen – wobei Kroatinnen und Kroaten wesentlich größere Probleme damit haben dürften. Viele Touristinnen und Touristen hingegen würden Kroatien nicht mehr als günstiges Urlaubsland sehen. Die Befürchtung ist jetzt, dass sie sich nach anderen günstigeren Alternativen umschauen.