Rote Karte für Aldi, Netto, Penny & Co.Lügen die Discounter ihre Kunden schamlos an?

Das Archivbild vom Dezember 2021 zeigt verschiedene Produkte im Tiefkühlregal einer Aldi-Filiale: Discounter wie Aldi werben gern mit Nachhaltigkeit. Ein Verpackungscheck jedoch ermittelt hier ein ernüchterndes Ergebnis.

Das Archivbild vom Dezember 2021 zeigt verschiedene Produkte im Tiefkühlregal einer Aldi-Filiale: Discounter wie Aldi werben gern mit Nachhaltigkeit. Ein Verpackungscheck jedoch ermittelt hier ein ernüchterndes Ergebnis.

Rote Karte für die Discounter: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat getestet, wie umweltfreundlich eigentlich die Unternehmen ihre Produkte verpacken – und zieht ein ernüchterndes Fazit. Der Test zeigt auch, wie viele Unternehmen ihre Kunden hinters Licht führen.

Supermärkte und Discounter werben schon seit vielen Jahren gern mit Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Viele versprechen ihren Kunden, ihre Ware umweltfreundlich zu verpacken. Und unnötigen Müll zu vermeiden.

Der neue Verpackungscheck der Deutschen Umwelthilfe allerdings zeigt: Mit diesem Versprechen ist es oft nicht weit her. Die Werbe-Botschaften sind vielversprechend, doch die Umsetzung bei vielen ist demnach dürftig. Die DUH wirft hier vielen Unternehmen sogar „Greenwashing“ vor.

Fest steht: Deutschland ist eine wahre Müllfabrik, jedes Jahr werden neue Rekordwerte erreicht. Europaweit sind wir der traurige Spitzenreiter. Rund 227,55 Kilogramm Verpackungsmüll verursacht jeder Deutsche statistisch in einem Jahr, das sind laut DUH ganze 50 Kilogramm über dem europäischen Mittelwert.

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Lidl, Rewe & Co.: Sie werben schon lange mit Umweltschutz

Das Problem ist schon lange bekannt, immer mehr Supermärkte und Discounter schreiben sich das Thema Umweltschutz auf die Fahne und werben etwa damit, aktiv gegen diese Müll-Krise vorzugehen. Die Slogans lauten zum Beispiel: „Verantwortlicher Verpackt“ (Lidl), „Natürlich unverpackt“ (Rewe), weniger Verpackungen, weniger CO2“ (Bio Company).

Der Verpackungscheck zeige laut DUH nun, dass die meisten Märkte nur viel heiße Luft produzieren würden, das Abfallproblem bleibe weiter ungelöst.

In diesem Check versuchen die Umweltschützerinnen und Umweltschützer, anhand von jeweils vier Stichproben bei zwölf verschiedenen Supermarkt- und Discounterketten zu zeigen, wie groß das Müll-Problem beim Einkauf ist. Insgesamt haben sie also bei ihrer nicht repräsentativen Stichprobe 48 Märkte unter die Lupe genommen: Obst und Gemüse, Getränke, Milch und Joghurt sowie das Seifenregal und die Frischetheke haben sie untersucht.

Das Ergebnis: Die Biosupermärkte Denn's, Bio Company und Alnatura schneiden durch die Bank besser ab als die Discounter Aldi Nord und Süd, Netto Nord und Süd, Penny und Lidl. Edeka, Rewe und Kaufland liegen hier im Mittelfeld.

Aldi Nord und Aldi Süd trauriges Schlusslicht im Test

Auffällig beim Test ist der große Unterschied zwischen den Biomärkten und den Supermärkten sowie Discountern. Die Fachleute fanden heraus, dass bei Denn's und Bio Company 38 Prozent aller Waren mit den unerwünschten Einwegverpackungen versehen sind. Bei Kaufland (63 Prozent), Edeka (65 Prozent) und Rewe (66 Prozent) sind es schon deutlich mehr.

Trauriges Schlusslicht im Test: Aldi Nord und Aldi Süd. Das Gesamtergebnis aus den Kategorien Anteil von Einweg, verpackten Waren und fehlendem Verpackungssparen liegt hier bei satten 83 Prozent. Knapp davor: Penny und Netto Nord mit 81 Prozent, Lidl (79 Prozent), Netto Marken-Discount (73 Prozent). Rewe und Edeka liegen mit 66 beziehungsweise 65 Prozent im Mittelfeld.

Discounter: Einweganteil liegt laut Test bei 100 Prozent

Laut Test ist die Lage besonders im Getränkesortiment fatal: Lidl und Aldi haben hier einen geschätzten Einweganteil von 100 Prozent. Nur im Biohandel werde ganz überwiegend Mehrweg angeboten. Die Supermärkte liegen erneut im Mittelfeld: Der Anteil bei Rewe und Edeka beträgt 56 Prozent, bei Kaufland 52 Prozent.

Eigentlich wird im Einzelhandel nach dem Verpackungsgesetz aus dem Jahr 2019 eine Mehrwegquote von mindestens 70 Prozent angestrebt. Der Bund setzte auf freiwillige Maßnahmen, die „krachend gescheitert“ seien, wie die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz laut „Spiegel“ sagt. Nun müssten konkrete Maßnahmen ergriffen und gesetzliche Regelungen geschaffen werden, die endlich eine dringend nötige Verpackungswende einleiten.

DUH über Billig-Discounter: „Versprechen nichts als Greenwashing“

Branchenführer und Testverlierer Aldi wirbt dennoch weiter mit umweltfreundlicheren Verpackungen, von einer „Verpackungsmission“ ist die Rede: Man wolle bis 2025 das Angebot an unverpacktem Obst und Gemüse auf 40 Prozent steigern – laut DUH werden bei Aldi 72 Prozent (Aldi Süd) und 73 Prozent (Aldi Nord) an Obst und Gemüse verpackt angeboten.

Metz kritisiert laut „Spiegel“: Billig-Discounter setzten selbst die „einfachsten Dinge nicht um“. „Mit 100 Prozent Einweg-Getränkeverpackungen zeigen sie klar, dass die grünen Versprechen, die sie ständig in ihre Kataloge und Pressemitteilungen drucken, nichts sind als Greenwashing.“

Das sagen die Discounter und Supermärkte zum Test

Die Discounter wiederum bemängeln die einseitige Darstellung der DUH, es werde ein zu großer Fokus auf das Thema Mehrwegverpackung gesetzt. Aldi Süd und Aldi Nord verweisen laut „Spiegel“ darauf, dass etwa die Einweg-PET-Flaschen aus recyceltem Material hergestellt würden. Verpackungen hätten außerdem auch eine Schutzfunktion, bei Früchten oder Fleisch etwa.

„Wir verfolgen einen breiten Ansatz, um Verpackungen unserer Eigenmarken – nicht nur Kunststoff – kontinuierlich zu optimieren und zu reduzieren“, wird eine Netto-Sprecherin vom „Spiegel“ zitiert. Man biete bundesweit die Hälfte der eigenen Getränkeauswahl in Mehrweggebinden an. Man biete bundesweit die Hälfte der eigenen Getränkeauswahl in Mehrweggebinden an.

Unternehmen weisen Vorwürfe zurück

Edeka verweist darauf, dass man sich am Milchregal inzwischen auf Aludeckel beschränke und auf den zusätzlichen Plastikdeckel zum Wiederverschließen verzichte. Netto Nord kritisiert, dass es sich beim Verpackungscheck nur um eine Momentaufnahme handle. Diese sei „keine repräsentative Studie, deren Ergebnisse wir aus diesem Grund nicht weiter kommentieren möchten“.

Auch die Schwarz-Gruppe (Kaufland und Lidl) weist demnach ebenfalls die Vorwürfe der DUH zurück, man setze auf geschlossene Kreisläufe und im Getränkebereich komplett auf recyceltes Plastik. Man unterstütze außerdem die Pläne der Ampelkoalition, den Einsatz von umweltfreundlichen und recyclingfähigen Verpackungen zu fördern. (mg)