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„Dachte, ich falle in Ohnmacht“Mieser Deutschlandticket-Betrug in NRW: Opfer erhält horrende Rechnungen

Vertragspartner, die die Kündigung verspätet bearbeiten, müssen zu Unrecht abgebuchte Beträge auch wieder zurückzahlen.

Klaus R. wurde Opfer einer Betrugsmasche, wobei seine Bankdaten auf kriminelle Weise ergattert und anschließend zum Erwerb dutzender Deutschlandtickets benutzt wurden. Der Betrug ist kein Einzelfall.

Betrugsmaschen im Zeitalter des Internets werden stetig raffinierter und perfider. Diese Erfahrung musste auch Klaus R. machen, mit dessen Bankdaten mehrere Deutschlandtickets ergaunert wurden.

von Frederik Steinhage  (ste)

Im Mai 2024 stellt Klaus R. geschockt fest, dass zahlreiche Abbuchungen durch SEPA-Lastschriftverfahren von seinem Konto aus durchgeführt wurden, um damit dutzende Deutschlandtickets jeweils im Wert von 49 Euro zu erwerben. Keine einzige dieser Abbuchungen wurde durch ihn selbst vorgenommen, es handelte sich um einen Betrug, dem er zum Ofer gefallen war.

Kriminelle haben sich seine Bankdaten beschafft und diese für 30 Abbuchungen missbraucht, was letztendlich in einem Betrag von 1500 Euro resultierte. Immerhin: Ein Telefonat mit seiner Bank sorgte dafür, dass 30 weitere Abbuchungsversuche verhindert werden konnten, doch der Albtraum war noch nicht zu Ende...

Zahlungsdienstleister schickt 50 Mahnschreiben und will 3000 Euro

Die stornierten Abbuchungen, die allesamt dem Erwerb von Deutschlandtickets dienten, wurden vom Zahlungsdienstleister wahrgenommen, welcher daraufhin dutzende Mahnungen an Klaus R. schickte. „Ich dachte, ich falle in Ohnmacht“, berichtete R. beim WDR-Verbraucher-Magazin „Markt“ in Anbetracht der insgesamt 3000 Euro, die er nun zahlen sollte.

Nach der Schock-Botschaft begab sich Klaus R. auf Internet-Recherche nach weiteren Fällen, die seinem eigenem ähneln, und wurde mehr als einmal fündig. „So viele Leute, denen das Gleiche passiert ist wie mir. Menschen, die seit Jahrzehnten nicht mehr Bahn gefahren sind und die plötzlich Abbuchungen auf dem Konto haben“, erzählt das Opfer dem WDR.

Bankdaten werden durch Phishing-Mails ergattert

Laut dem IT-Sicherheits-Experten Benjamin Mejri, der ebenfalls bei „Markt“ zu Wort kam, greifen die Kriminellen auf eine sehr beliebte und häufige Betrugsmasche zurück, um sich die benötigten Kontodaten zu beschaffen. „Diese IBANs stammen in den meisten Fällen aus Phishing-Kampagnen“, erklärt der Experte. Auch andere Bereiche, wie beispielsweise gebuchte Abonnements, sind von betrügerischen Fake-Mails unter falschen Namen betroffen.

Hier lesen: Vorsicht Betrug! Kriminelle wollen Bankdaten durch Spotify-Fake-Mails ergattern

Auch die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt warnt in einer Mitteilung vor dem unberechtigten Erwerb von Deutschlandtickets über das eigene Konto und empfiehlt, seine Abbuchungen regelmäßig zu kontrollieren. Ebenfalls betont der VBZ, die kriminellen Abbuchungen seien wegen der wenigen erforderlichen Daten, die bei einem Lastschriftverfahren vorliegen müssen, sehr einfach umzusetzen.

„Möglich ist dies, da für das Abbuchen einer Lastschrift nur wenige Daten bekannt sein müssen – der Name des Kontoinhabers und die IBAN (internationale Bankkontonummer) genügen“, heißt es in der Mitteilung.

Verkehrsbetriebe sind alarmiert: Enorme Verluste durch Fehlbuchungen

Auch die Verkehrsbetriebe sind sich der Häufung eben solcher Betrugsfälle bewusst. „Wir hatten im Frühjahr 15.000 Fehlbuchungen für Deutschlandtickets, die von falschen oder gefälschten IBAN-Daten gekauft worden sind“, berichtet Christian Schmid von den Dresdener Verkehrsbetrieben dem WDR. Das Portal „kreiszeitung.de“ berichtet, dass sich die bundesweiten Verluste durch Betrugsmaschen sogar in Millionenhöhe bewegen.

Die Bankdaten, die durch Phishing-Mails ergattert wurden, landen anschließend beispielsweise im Darknet und werden dort teilweise sogar extra für den fälschlichen Erwerb von Deutschlandtickets angeboten, erklärt Benjamin Mejri. Die Tickets werden anschließend über dubiose bzw. ähnlich betrügerische Wege weiterverkauft, natürlich unter dem üblichen Verkaufspreis.

Kaufabwicklung in der Kritik und Lösungsansätze für Betroffene

Die Bekämpfung von Betrugsmaschen ist in diversen Unternehmen, die in irgendeiner Weise Online-Handel betreiben, ein omnipräsentes Thema. Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, sieht einen zentralen Kritikpunkt in der Struktur des Kaufprozesses und der darin enthaltenen Verantwortungsverteilung.

„Es muss einfach und schnell gehen. Der Händler prüft nicht, ist der Kontoinhaber auch der Besteller. Die Bank prüft nicht, hat der Kontoinhaber überhaupt ja gesagt zu dieser Buchung“, erklärt der Finanzfachmann und resümiert: „Die ganze Verantwortung wird auf den Bankkunden abgewälzt. Der muss seine Kontoauszüge prüfen. Wer da nicht aufpasst, der bezahlt.“

Die Sicherheitslücke der Verkehrsbetriebe soll mittlerweile geschlossen sein. Immerhin bleiben Betroffenen laut Verbraucherzentrale „bis zu acht Wochen nach erfolgter Abbuchung”, um diese im Fall der Fälle rückgängig machen zu lassen.