Salmonellen-Skandal bei FerreroGrund steht fest, Unternehmen wusste seit Monaten Bescheid

Es begann mit einem Verdacht und endete mit einem Skandal: In zahlreichen Ländern gab es Salmonellen-Fälle, Ferrero musste eine Fabrik in Belgien vorerst schließen – mitten im Ostergeschäft. Eine wichtige Frage bleibt nun noch offen.

Schlimmer kann es für Ferrero jetzt wohl kaum noch kommen: Zahlreiche Salmonellen-Fälle, ein geschlossenes Werk – und das alles eine Woche vor Ostern. Europäische Behörden haben 150 Fälle von Salmonellen mit Kinder-Schokoladenprodukten aus dem belgischen Werk in Verbindung gebracht. Nun ruft auch die Türkei die Produkte zurück.

Mittlerweile steht auch der Grund für den Salmonellen-Skandal fest. Und: Ferrero wusste schon seit Monaten von einem Problem in einer belgischen Fabrik. Warum hat der Kinder-Schokoladen-Hersteller nicht früher gehandelt?

Bereits am 15. Dezember 2021 ist dem Unternehmen ein Salmonellen-Fall in der Fabrik im belgischen Arlon bekannt geworden, wie aus einer Mitteilung von Ferrero France in Luxemburg hervorgeht.

Demnach wurden dort Salmonellen in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Der Filter sei ausgetauscht und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero.

Ferrero: Hersteller wusste seit Monaten von Salmonellen-Problem

Der Süßwaren-Riese musste die Produktion der Fabrik nun vorerst stoppen. Die Aufsichtsbehörde Afsca kündigte an, die Produktionslizenz für die Fabrik infolge von Ermittlungen zu entziehen. Ferrero habe in den Ermittlungen nicht ausreichend Informationen geliefert, so die Mitteilung.

Später dann meldete sich Ferrero nochmals zu Wort und gab Fehler im Umgang mit den Rückrufen einiger Produkte zu. Über die Gründe für die monatelange Lücke zwischen Bekanntwerden des Salmonellen-Falls in Arlon und den Rückrufen im April bleibt das italienische Unternehmen im Ungefähren: „Interne Ineffizienzen“ sorgten demnach dafür, „dass es Verzögerungen bei den Rückrufen und beim Informationsaustausch gab“.

Deshalb seien die Untersuchungen zu dem Fall nicht so schnell und effizient wie nötig durchgeführt worden, hieß es in der Mitteilung.

Kritik an Ferrero: „Bevölkerung muss sofort gewarnt werden“

Die Kritik war riesig, auch Verbraucherschützerinnen und -schützer schossen gegen Ferrero, etwa die Verbraucherorganisation Foodwatch. „Wenn so ein Fehler passiert, muss die Bevölkerung sofort gewarnt werden“, sagte Andreas Winkler von Foodwatch etwa. Seiner Ansicht nach sind Eigenverantwortung und Eigenkontrollen der Hersteller nicht ausreichend, notwendig seien „Transparenzpflichten für Behörden, damit Fälle wie Ferrero umgehend öffentlich gemacht werden müssen“.

Die europäischen Behörden haben 150 Fälle von Salmonellen mit Kinder-Schokoladenprodukten aus dem belgischen Ferrero-Werk in Verbindung gebracht. Die Fälle seien in neun Ländern aufgetreten, unter anderem Deutschland und Frankreich. Der Großteil der Salmonellen-Infektionen trat demnach bei Kindern unter zehn Jahren auf.

Am Donnerstag (21. April 2022) haben auch die türkischen Behörden als Vorsichtsmaßnahme gegen mögliche Salmonellen einige Produkte des Süßwaren-Herstellers Ferrero zurückgerufen. In der Türkei seien bislang zwar noch keine Salmonellen-Fälle festgestellt worden, man folge aber einer EU-Empfehlung, bestimmte Produkte zurückzurufen. (dpa/afp/mg)