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Mogeln mit „Greenwashing“Das sind die miesen Tricks der Industrie

Aktivisten demonstrieren 2022 vor der Euro-Skulptur in der Frankfurter Innenstadt gegen Greenwashing.

Aktivisten protestieren 2022 in Frankfurt gegen „Greenwashing“. Die Mogelei mit dem vermeintlich grünen Gewissen greift in vielen Branchen um sich.

Alles ganz „natürlich“, „klimafreundlich“ und wunderbar „grün“? Von wegen! Die Industrie versucht mit immer mehr Tricks, uns zum Kauf vermeintlich klimafreundlicher Produkte zu verführen.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Bella Italia! Klar, greifen wir im Supermarkt bei „Pomodori di nonna“ (Omas Tomaten) zu, wenn wir das italienische Fähnchen auf der Verpackung sehen. Kommt ja aus dem nahen Italien.

Man müsste eine Lupe nehmen, um das Kleingedruckte zu lesen: Die Tomaten stammen „nicht aus Italien“ (zumindest dieser winzige Zusatz ist seit 2020 Pflicht). Dass sie in Wahrheit aus China kommen, viel längere Transportwege hinter sich haben, muss noch immer nicht vermerkt werden.

„Greenwashing“: Wenn Sonnencreme plötzlich „korallenfreundlich“ ist

Die EU-Politiker wollen „Greenwashing“ zwar mit einer neuen Green-Claim-Richtlinie den Kampf ansagen, aber bis die durch ist, dauert es noch mindestens zwei Jahre.

Zwar rudern viele Firmen schon jetzt etwas zurück mit großspurigen Klimaschutzversprechen, doch noch immer werden Verbraucher mit absurden Versprechungen dazu verleitet, vermeintlich klimafreundliche Produkte zu kaufen.

Und das wollen viele: Laut Studie der Gesellschaft für Konsumforschung sind 70 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher bereit, nachhaltig zu kaufen und dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen.

Diese Klientel lockt die Industrie mit nebulösen Wortkreationen oder Falschaussagen. Die absurdesten Beispiele haben Öko-Test-Chefredakteurin Kerstin Scheidecker und ihre Stellvertreterin Katja Tölle im Ratgeber „Gibt's das auch in Grün?“ (Cosmos, 24 Euro) aufgelistet.

„Greenwashing“: Gurken-Böden und andere Absurditäten

„Da werden Gurken-Böden angepriesen, die angeblich besonders gut CO₂ speichern“, nennt Katrin Tölle im Gespräch mit EXPRESS.de ein aktuelles Beispiel, das ihr und ihren Mitstreiterinnen übel aufstößt. „Für solche Behauptungen muss bis dato nicht der geringste Nachweis erbracht werden.“

Die neue Richtlinie der EU will dem künftig Grenzen setzen, bisher seien Begriffe wie „nachhaltig“, „natürlich“ oder „umweltfreundlich“ nicht geschützt.

Eine Marotte, die immer mehr zunimmt: Um Joghurts, Cremes & Co. in Kunststoffverpackungen werde zusätzlich noch ein völlig überflüssiger Recycling-Karton gepappt, um es umweltfreundlicher aussehen zu lassen. Tölle sagt: Finger weg!

Besonders leicht hätten es noch die Kosmetik-Hersteller. Frische Früchte auf der grünen Verpackung samt Hinweis, es handele sich um natürliche Kosmetik oder gar Bio-Kosmetik mit natürlichen Inhaltsstoffen, schon halten viele die Lotion, das Duschgel oder Deo für unbedenklich.

„In der Kosmetik darf jedes Produkt als ‚Bio‘ bezeichnet werden, warum auch immer“, erklärt Tölle. Laut aufgelacht habe sie, als sie auf einer bestimmten Sonnenmilch die Beschreibung „korallenfreundlich“ gelesen habe. Da fehle tatsächlich ein kleiner umweltschädlicher Filter, aber dass diese Lotion mit ihren immer noch vielen flüssigen Kunststoffen alles andere als umweltfreundlich ist, werde verschwiegen.

„Gerade das, was nicht draufsteht, ist häufig das Problem“, ärgert sich die Expertin. Da werde mit „frei von...“ geworben (ohne Silikon, Formaldehyd & Co.), aber nicht gesagt, welche schädlichen Wirkstoffe enthalten seien.

  1. Dreister Trick: Auch Wasser darf als natürliche Zutat ausgelobt werden – was zur Folge hat, dass über 90 Prozent der Inhaltsstoffe „natürlichen Ursprungs“ sein können.

Tölles Tipp: „Manche große Markennamen sind zwar teuer, aber nicht nachhaltig.“ Bei Eigenmarken in Drogerien besser auf Naturkosmetik-Siegel wie Natrue, Cosmos, Ecocert, BDHI, Naturland und Demeter achten.

Bei Lebensmitteln ist „Bio“ ein geschützter Begriff, da ist der Gesetzgeber schon etwas weiter als in der Kosmetik. Aber was heißt das schon? Jedenfalls nicht, dass es unbedingt regional sein muss, was aber viele denken. „Von den sechs Bio-Kidney-Bohnen-Marken, die wir 2021 getestet haben, stammten alle aus China. Bio, wohlgemerkt“, so Tölle.

Bioprodukte müssen die Herkunft ihrer Rohstoffe benennen, aber nur mit einem „EU oder nicht EU“. Was uns das sagt? Nicht viel, genauso wenig wie die Herkunft des „Schwarzwälder Schinkens“. Das Fleisch muss nicht aus dem Schwarzwald stammen – er muss dort nur hergestellt, also verarbeitet worden sein.

Klimafreundliche Klamotten? Bitte genau hingucken

Bei Kleidung stellt Tölle eine krasse Entwicklung fest. Dachten die Ökotester bei Fast-Fashion von großen Ketten schon, dass es nicht schlimmer kommen könne – mit klimaschädlichen Transportwegen, katastrophalen Arbeitsbedingungen und umweltbelastenden Inhaltsstoffen, legen die Online-Anbieter aus China jetzt eine Klimakiller-Schippe drauf.

„Von wegen – die Klamotten sind recycelbar, was sie gerne anpreisen! Die Mode ist pures Plastik“, ärgert sich die Umweltschützerin. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat gerade erst den chinesischen Online-Händler Temu abgemahnt, unter anderem, weil er die Lieferung zu einer Abholstelle anstatt nach Hause als klimafreundlich anpreist.

Die winzige CO2-Ersparnis falle kaum ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass die Sachen mit dem Flieger aus China angekarrt werden, so die Richter. Tölles Tipp: „Bei Kleidung gibt es so viele Green-Labels mit eigenen Kriterien und Kontrollen. Am besten auf das Label ‚Grüner Knopf‘ achten und einfach weniger kaufen.“