Seit Monaten steigen die Verbraucherpreise immer weiter, im Mai legte die Teuerungsrate noch einmal deutlich zu, mittlerweile nähert sich die Inflation der Acht-Prozent-Marke. Der Alltag wird für die Deutschen immer teurer – aber wie viel mehr zahlen wir für Lebensmittel in Supermärkten und Discountern genau? Ein Selbstversuch.
Wie viel sollen wir denn noch zahlen?Preise steigen massiv wie nie: So teuer ist unser Einkauf im Supermarkt
Die Preisspirale in Deutschland dreht schneller als von Expertinnen und Experten erwartet, mittlerweile kratzt die Teuerung hierzulande an der Acht-Prozent-Marke. Die Verbraucherpreise lagen im Mai um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, teilte das Statistische Bundesamt am 30. Mai anhand vorläufiger Daten mit. Der Verbraucherpreisindex für Nordrhein-Westfalen ist von Mai 2021 bis Mai 2022 um satte 8,1 Prozent gestiegen, so das Statistische Landesamt.
Auch im Supermarkt müssen die Kundinnen und Kunden tiefer in die Tasche greifen, der Krieg in der Ukraine hat die Lage hier zusätzlich verschärft. Viele Produkte sind zeitweise gar nicht mehr verfügbar oder zu einem höheren Preis.
Doch wie genau macht sich das am Ende für die Verbraucherinnen und Verbraucher auf dem Kassenbon bemerkbar. Das Ergebnis sehen Sie oben im Video.
Das Statistische Landesamt in Nordrhein-Westfalen hat hierzu erschreckende Zahlen veröffentlicht: Innerhalb eines Jahres verteuerten sich Speiseöle im Mai 2022 im Vergleich zum Mai 2021 um über 40 Prozent, allein in einem Monat stieg der Preis um 12,2 Prozent. Fleisch und Fleischwaren wurden um 17,5 Prozent teurer als noch im vergangenen Jahr, Molkereiprodukte und Eier um über 14 Prozent, Brot und Getreideerzeugnisse um über 13 Prozent. Auch Obst (knapp 5 Prozent) und Gemüse (8,3 Prozent) sind teurer geworden.
Die Gründe für diese Preissteigerungen sind sehr unterschiedlich, hängen aber oft mit den gestiegenen Energiekosten zusammen, die an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden. Molkereiprodukte etwa benötigen viel Energie in der Produktion, aber auch Transportkosten steigen für die Waren. Bei Speiseölen sind die Engpässe und gestiegenen Preise außerdem auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen, da hier wichtige Lieferanten wegfallen.
Aldi, Lidl, Netto, Rewe & Co., sie alle mussten die Preise anheben. Doch wie sehr macht sich diese Preissteigerung am Ende auf dem Kassenzettel bemerkbar? Ein Selbstversuch.
Lebensmittelpreise steigen: So viel teurer ist der Supermarkt-Einkauf
EXPRESS.de vergleicht zwei Supermarkt-Kassenbons: Der ältere stammt vom 19. Januar 2022 – der Einkauf stammt also rund zwei Monate vor Ausbruch des Krieges. Am 18. Mai haben wir sämtliche Produkte eins zu eins nachgekauft.
Vergleicht man beide Kassenbons, stellt man schnell fest: Fast jedes Produkt ist teurer geworden. In unserem Test-Kauf ist besonders der Preis beim Gemüse geklettert, über 70 Prozent Zuschlag bei der Avocado, mehr als doppelt so viel kostet der Kilopreis für rote Paprika. Auch die Bio-Karotte ist um rund die Hälfte teurer geworden. Allein die Gurke ist günstiger geworden (49 statt 69 Cent). Hier können aber auch Saisoneffekte eine Rolle spielen.
Preise für Lebensmittel steigen: Wurst, Molkereiprodukte, Getreideerzeugnisse teurer
Auch die 500-Gramm-Packung Spaghetti der Eigenmarke kostet fast 37 Prozent mehr, Leberwurst rund 30 Prozent mehr. Hier dürften die gestiegenen Preise für Getreide ausschlaggebend sein: Schon kurz nach Beginn des Krieges war der Getreideexport aus der Ukraine drastisch eingebrochen, allein der Weizenpreis stieg mit Kriegsbeginn um mehr als 25 Prozent.
Bei Gouda wurde ebenfalls an der Preisschraube geschraubt: Hier wird rund ein Viertel mehr fällig. Am Ende zahlen wir für unseren Testeinkauf rund 20 Prozent mehr als noch vor vier Monaten. Dabei sind andere Produkte mit drastischen Preisanstiegen gar nicht enthalten: Speiseöle (rund 40 Prozent) etwa oder auch Toilettenpapier (rund 21 Prozent).
Preise steigen immer weiter: Vor allem Discounter profitieren
Fest steht: Die Lebensmittelpreise sind deutlich in die Höhe geschossen, laut Expertinnen und Experten könnte diese Entwicklung auch weiter andauern. Obwohl sämtliche Discounter und Supermärkte die Preise anheben, könnten vor allen Dingen die Discounter davon profitieren, erklärte der Konsumexperte Chehab Wahby im „Handelsblatt“.
Die Konsumenten suchten nun nach günstigeren Alternativen, wodurch der Anteil der Eigenmarken des Einzelhandels am Gesamtumsatz seit Jahren in den ersten Monaten des Jahres 2022 wieder angestiegen ist. „In jeder Wirtschaftskrise ist bisher der Anteil der Discounter um drei bis vier Prozent gestiegen – und der ist danach auch nicht mehr deutlich zurückgegangen“, so Wahby. (mg)