„Makaber und geschmacklos!“Lidl sorgt mit Werbeclip für Entsetzen bei Kundschaft

Gegen die Konkurrenz zu sticheln, gehört bei Lidl, Aldi, Edeka & Co. längst zum guten Ton. Aus Sicht einiger Kundinnen und Kunden ging Lidl in seinem jüngsten Clip aber zu weit. Unser Archivfoto (2019) zeigt eine Lidl-Mitarbeiterin in einer Berliner Filiale.

Gegen die Konkurrenz zu sticheln, gehört bei Lidl, Aldi, Edeka & Co. längst zum guten Ton. Aus Sicht einiger Kundinnen und Kunden ging Lidl in seinem jüngsten Clip aber zu weit. Unser Archivfoto (2019) zeigt eine Lidl-Mitarbeiterin in einer Berliner Filiale.

Mittlerweile gehört es zum guten Ton der Discounter und Supermärkte, in ihren Werbekampagnen auch mal gegen einen Konkurrenten zu sticheln. Doch Lidl hat es aus Sicht vieler Kundinnen und Kunden jetzt mit seinem neuen Clip übertrieben. Sie zeigten sich entsetzt in den sozialen Medien.

von Martin Gätke  (mg)

Seit jeher wetteifern Aldi, Lidl, Edeka & Co. um die Gunst der Kundschaft, wollen die günstigsten Produkte anbieten und die besten Angebote machen. Der harte Preiskampf ist seit langem auch in den Werbekampagnen der Unternehmen Thema. Dort ist es längst ein probates Mittel, dann und wann auch die Konkurrenz zu verhöhnen.

Kein Supermarkt, kein Discounter, der noch nicht gegen einen oder mehrere Konkurrenten gestichelt hat – sei es diskret oder ganz geradeheraus. Unvergessen bleibt etwa das Discounter-Battle im Jahr 2019, als Lidl und Aldi sich mit Guerilla-Aktionen und Rap-Videos belagert haben.

Zuletzt rangelten die Unternehmen auch auf Social-Media und in ausgewählter Printwerbung: „In jedem Edeka steckt ein Discounter“, lautete jüngst die Ansage des Supermarkts. „In jedem Discounter steckt ein Aldi“, konterten die Essener. „Wer sich heutzutage alles Discounter nennt“, spottete Lidl auf Facebook. Nun stichelt Lidl mit einem neuen Video gegen die Konkurrenz – und geht damit aus Sicht vieler Kundinnen und Kunden zu weit.

Alles zum Thema Lidl

Lidl wirbt mit fiktivem True-Crime-Film auf seinen Social-Media-Kanälen

Der Clip, den Lidl in der vergangenen Woche auf seinen sozialen Medien geteilt hat, ist nämlich aufgemacht wie ein True-Crime-Film, der einen realen Kriminalfilm nacherzählt. Dabei geht es um die Geschichte eines fiktiven Mannes namens Martin U., der in verschiedenen Amateurvideos vorgestellt wird, begleitet von ernst wirkenden Interviews mit Familienmitgliedern und einem Ermittler. Auch ein fiktiver Nachrichtenbeitrag wird gezeigt.

Martin U. ist verschwunden, heißt es in dem Film. „Martin war immer ein kluger Junge. Und wir haben ihm eigentlich beigebracht, dass er nicht immer alles glauben soll, was er in der Werbung zu sehen bekommt“, sagt eine Darstellerin, die eine Mutter mimt.

Lidl sorgt mit Werbeclip für Entsetzen: „Der sucht vermutlich immer noch“

Eine Reporterin erklärt, es hätten sich dramatische Szenen auf einem Parkplatz abgespielt: Er wollte nur kurz in ein Geschäft gehen, „etwas Günstiges“ einkaufen. Er habe sich Werbung angeschaut, die damit warb, es gebe in dem Laden Discounter-Produkte. Seitdem sei er verschollen. „Der sucht vermutlich immer noch“, sagt ein Ermittler. Am Ende kommt Martin U. mit langen Haaren und einem Bart aus dem Laden: „Das ist überhaupt kein Discounter. Die haben uns alle verarscht!“

Die Botschaft ist klar: Gegen Edeka und seine jüngste Kampagne wird ausgeteilt, für die eigenen Discounterprodukte geworben. Doch der Clip, der wie ein Vermisstenfall anmutet, polarisiert.

Lidl: Viele Kundinnen und Kunden geschockt von Werbeclip

Auf Youtube wird das Video von der Community schnell gefeiert, innerhalb kürzester Zeit wird es millionenfach aufgerufen, mittlerweile knapp 5 Millionen Mal (Stand: 15. August). „Wahrscheinlich die beste Werbung, die ich seit langem gesehen habe“, lobt eine Person. „Gebt den Leuten in der Werbeabteilung eine ordentliche Beförderung und 'ne saftige Sonderzahlung!“, findet ein weiterer.

Doch auf Facebook, wo der Clip ebenfalls geteilt wurde, gab es ordentlich Gegenwind für diese Art von Werbung. „Also jetzt wird's echt langsam geschmacklos. Es verschwinden so viele Menschen in Wirklichkeit. Die PR-Abteilung sollte sich was schämen für so eine Werbung. Pietätloser geht's kaum noch“, meint eine Userin in der Kommentarspalte. „Diese Werbung ist erbärmlich und kaltherzig!“, meint eine weitere. „Da fehlen mir die Worte! Makaber und geschmacklos! Marketing unterster Schublade“, heißt es an anderer Stelle.

Fest steht: Lidl hat mit seinem Clip das Ziel erreicht und für jede Menge Aufmerksamkeit gesorgt. Und auf eine Reaktion von Edeka, Aldi & Co. werden wir sicher nicht lange warten müssen.