Krieg wird alles verändernPreise steigen, steigen, steigen: Worauf wir uns jetzt einstellen müssen

Deutsche Autofahrer betanken Anfang Januar ihre Autos an einer Tankstelle im polnischen Lubieszyn. Die Spritpreise steigen bereits seit vielen Wochen in atemberaubender Geschwindigkeit. Der Krieg in der Ukraine treibt die Preisspirale zusätzlich nach oben.

Deutsche Autofahrer betanken Anfang Januar ihre Autos an einer Tankstelle im polnischen Lubieszyn. Die Spritpreise steigen bereits seit vielen Wochen in atemberaubender Geschwindigkeit. Der Krieg in der Ukraine treibt die Preisspirale zusätzlich nach oben.

Putins Krieg gegen die Ukraine führt zu unsäglichem Leid in Europa: Menschen sterben und fliehen, auch Sanktionen und Aufrüstung sind die Folgen. Der Krieg wird Europa verändern, auch ökonomisch wird es schwieriger. Rekord-Benzinpreise, steigende Öl- und Gaspreise sind die ersten Vorboten.

von Martin Gätke  (mg)

Das große Problem: Gerade Deutschland ist abhängig von russischem Gas, Öl und Kohle. Der Ukraine-Krieg lässt die Rohölpreise noch stärker steigen und steigen – und mit ihnen steigen auch die Kosten für Benzin, Diesel, Heizöl, Schweröl, Kerosin.

Bei den beiden wichtigen Ölsorten Brent und WTI erklommen die Notierungen im weltweiten Großhandel am Dienstag (8. März 2022) Höhen wie seit rund 14 Jahren nicht mehr. Ein Barrel der Sorte Brent kostet aktuell rund 125 US-Dollar, fast 20 Dollar mehr als noch am 1. März.

Auch die Gaspreise sprangen am wichtigen niederländischen Handelspunkt TTF vorübergehend auf 345 Euro für eine Megawattstunde – ein Plus von rund 60 Prozent.

Doch worauf müssen wir Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt in Europa einstellen? Was blüht uns?

Ukraine-Krieg: Was passiert, wenn Russland kein Gas liefert?

Am Montag hat Russland das erste Mal nach Beginn des Krieges offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gedroht. Russland gilt als größter Öllieferant in Europa – mit 30 Prozent des jährlichen Verbrauchs von 500 Millionen Tonnen. Der Anteil russischen Gases für den Verbrauch in Deutschland ist mit rund 50 Prozent noch immenser.

Was passiert also, wenn Russland kein Gas mehr liefert? Kurzfristig gibt es Reserven, betonen Gas-Branchenverband, Bundesregierung und EU-Kommission. Gas-Verkäufe aus anderen Quellen werden vorbereitet. Doch klar ist: Gas ist schon jetzt in Deutschland wesentlich teurer geworden – ohne Lieferstopp aus Russland. Wird der Hahn zugedreht, wird das die Preise noch stärker steigen lassen.

Noch seien die höheren Preise im Großhandel nicht komplett an die privaten Haushalte weitergegeben worden, die Erhöhung erfolge zeitversetzt, sagt Thomas Engelke, Leiter des Teams Energie und Bauen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, der „WAZ“. „Und jetzt kommen noch weitere Preiserhöhungen dazu.“

Ukraine-Krieg: Klimapaket sorgt für zusätzlichen Preisschub

Wie viel teurer es für die Kundinnen und Kunden genau wird, könne man demnach noch nicht sagen. Schon jetzt sei aber klar, dass die Unterstützung der Bundesregierung für Menschen mit wenig Geld nicht reichen werde. Kürzlich hatten die Verbraucherzentralen berechnet, dass der Zuschuss 500 Euro für Haushalte mit kleinem Einkommen betragen müsste.

Der aktuelle Zuschuss der Regierung mit 135 Euro pro Person, für zwei Personen 175 Euro und für jede weitere Person zusätzlich 35 Euro sei da viel zu niedrig.

Neben dem Krieg in der Ukraine sorgt auch das Klimapaket der Bundesregierung für einen zusätzlichen Preisschub: 2021 kostete eine Tonne Erdgas 25 Euro. In den folgenden Jahren steigen die Abgaben dann schrittweise, bis sie 2025 einen Wert von 55 Euro pro Tonne erreichen. Auch das wird sich auf Öl- und Gaspreise auswirken.

Ukraine-Krieg: Welche Kosten werden jetzt steigen?

Neben den steigenden Gaskosten werden auch andere Kosten steigen. Die Industrie kann teilweise auf andere Energieträger wie Kohle, Öl und erneuerbare Brennstoffe ausweichen. Doch das wiederum lässt auch dort die Preise steigen, Kosten für Herstellung und Logistik werden teurer. Die geben die Hersteller dann weiter, viele Verbraucherpreise, etwa im Supermarkt, werden daher ebenso steigen.

Erste Berechnungen gehen davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland 2022 bis sechs Prozent liegen könnte.

Auch an den Agrarmärkten ist die Unsicherheit derzeit wegen des Krieges groß. Die Weizenpreise sind mit Putins Angriff stark gestiegen, da Russland und die Ukraine zu den weltgrößten Produzenten gehören. Auch dies dürfte die Lebensmittelpreise weiter klettern lassen.

Zudem haben die großen Erdölkonzerne angekündigt, kein Öl mehr aus Russland beziehen zu wollen. Allein deshalb ist der Ölpreis noch einmal deutlich in die Höhe geschnellt.

Ukraine-Krieg: Was bedeutet er für die Heizkosten?

Wer mit fossilen Energieträgern heizt, wird in Zukunft tiefer in die Tasche greifen müssen. Wie hoch im Detail, ist auch noch nicht klar. Wer zur Miete wohnt, sieht das vorerst auch noch nicht, denn Vermieter kassieren Abschlagszahlungen über die Nebenkosten.

Mieterinnen und Mieter sollten sich bei der Jahresabrechnung 2022 auf hohe Nachzahlungen einstellen, erklärt die Verbraucherzentrale. Und weist darauf hin: Für Wohngeld- und Bafög-Empfänger hat die Regierung einen Heizkostenzuschuss beschlossen, der zumindest Teile abfedern kann.

Ukraine-Krieg: Was ist mit den Strompreisen?

Die Strompreise sind bereits unabhängig vom Krieg in der Ukraine gestiegen. Auch hier treiben teurere Rohstoffe den Preis. Immerhin könnte hier die angekündigte Senkung der EEG-Umlage im Sommer helfen – wenn Anbieter die Kostensenkung denn weitergeben.

Wer einen älteren Vertrag mit langfristig garantiertem Strompreis hat, sollte aktuell nicht wechseln. Wer bereits jetzt viel für Strom zahlt, etwa wegen eines ungünstigen Tarifs, der sollte sich umschauen, ob es Wechselmöglichkeiten gibt. Darauf weist die Verbraucherzentrale hin.

Ukraine-Krieg: Wird Tanken bald unbezahlbar?

Wird Tanken wegen des Ukraine-Krieges bald unbezahlbar? Am Dienstag (8. März 2022) hat er die Spritpreise am Montag erstmals über die Schwelle von zwei Euro steigen lassen. Super E10 kostete laut ADAC im bundesweiten Tagesdurchschnitt 2,008 Euro je Liter, bei Diesel waren es 2,032 Euro.

Haupttreiber des Anstiegs an der Zapfsäule: auch hier die Ölpreise. Daneben sorgen aber auch die Steuern und höheren Vertriebskosten für eine Steigerung. Laut ADAC erklärt sich der überdurchschnittlich hohe Preissprung bei Diesel auch aus der verstärkten Nachfrage nach Heizöl. Viele Nutzer befürchten aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine Lieferengpässe und füllen jetzt ihre Tanks auf.

Doch die Spritpreise steigen bereits seit vielen Wochen in atemberaubender Geschwindigkeit. Denn das Angebot nach Öl ist knapp und die Nachfrage solide. In den letzten elf Wochen beträgt der Anstieg bei Super E10 fast 38 Cent je Liter. Diesel verzeichnet einen Anstieg von rund 48 Cent und wurde damit um knapp 32 Prozent teurer.

Wer 40 Liter tankt, zahlt demnach also 15 Euro mehr bei Super E10 und 19 Euro mehr bei Diesel. Tendenz steigend.

Preise an der Zapfsäule immer höher: ADAC fordert schnelle Maßnahmen

Eine Entlastung für die geplagten Kundinnen und Kunden: Die Pendlerpauschale soll rückwirkend zum 1. Januar 2022 für Fernpendelnde ab dem 21. Kilometer angehoben werden. Wer viel zur Arbeit fährt, könnte Geld sparen.

Der ADAC fordert darüber hinaus zusätzliche kurzfristig wirkende Maßnahmen, da diese Entlastung nicht ausreiche: „Kurzfristig sollte die Bundesregierung eine befristete Mehrwertsteuersenkung auf Kraftstoffe und Heizöl prüfen. Diese könnten unmittelbar wirken und eine breite Entlastungswirkung erzielen“, so ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.